Fünfunddreißig Jahre schönes Gebläse
BLOWZABELLA
DIE BRITISCHEN FOLKTANZPIONIERE MIT NEUEM ALBUM AUF EUROPATOUR
Im Moment haben wir die kreativste Periode, die Blowzabella je hatte, sagt Paul James. Der Dudelsacksackspieler, Saxofonist, Flötist und Organisator der Band ist zwar nicht ganz von Beginn an dabei, doch seit Ende 1980, als er von der Folkrockband Dr Cosgill zu Blowzabella wechselt, gehört er zur Stammbesetzung. Strange News heißt das neue Album, das einerseits zu den frühen Tagen der Band zurückkehrt, auf der anderen Seite aber auch die Messlatte für die Zukunft legt.
TEXT: ULRICH JOOSTEN
Zwei Tracks darauf gehen bis an die Anfänge zurück, sagt James. Die Band ist in einem Raum, wir fangen gemeinsam an, das Stück zu spielen, und hören gemeinsam auf, ohne besonders ausgefeilte Arrangements, einfach geradeaus. Wir wollten zu diesem Gefühl der Gründerzeit zurück, wo wir einfach eine bordunbasierte Band waren, die traditionelle Musik spielte. Auf dem neuen Album sind, für eine Folktanzband eher untypisch, vier traditionelle Gesangsstücke enthalten, wohltuende Ruhepunkte im kompakten Breitwandsound der Instrumentalstücke. Heute, stellt James fest, lege die Band viel Wert auf sehr gute Melodien. Aber wir sind genauso daran interessiert herauszufinden, was wir mit diesen Melodien machen können, welche Klangtexturen wir verwenden können. Wir achten wesentlich mehr auf gute Arrangements als in den frühen Tagen. Es ist eine Art Reise
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Wir sind auch schon
mal aus dem einen
oder anderen Folkclub
rausgeflogen.
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Diese Frühzeit der Band beginnt 1978, als der klassische Flötist und Saxofonist Jon Swayne am London College of Furniture den Australier Bill OToole kennenlernt, der den Bau alter Holzblasinstrumente studiert und Swayne mit traditioneller Musik bekannt macht. Gemeinsam suchen und finden sie ein Tanzmusikrepertoire und entdecken das dazu passende Instrument theoretisch, denn der englische Dudelsack ist zu dieser Zeit im Gegensatz zu seinen irischen und schottischen Verwandten ausgestorben. Swayne und OToole rekonstruieren das Instrument nach alten Gemälden und sonstigen Quellen und plündern für ein erstes Repertoire das Archiv der English Folk Dance and Song Society. Sie finden unter anderem den namensgebenden Jig Blowzabella, Me Bouncing Doxie aus dem siebzehnten Jahrhundert. Repertoire
www.blowzabella.com
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AUSWAHLDISKOGRAFIE:
Compilation 1982-1990 (Osmosys, 1995)
Octomento (Blowzabella, 2007)
Dance (Blowzabella, 2010)
Strange News (Blowzabella, 2013)
TERMINE:
07.05.14: Brüssel (B), De Malbeek
11.06.14: Innsbruck (A), Treibhaus
13.06.14: Wien (A), Konzerthaus
14.06.14: Lüttich-Alleur (B), Centre Culturel dAns
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In Frankreich lernen die beiden Musiker die dortige Fülle verschiedenster Tanzarten wie Bourrée, Polka, Mazurka, Walzer, Congo, Chapelloise, Branle und viel andere kennen und können es kaum abwarten, diese Art von Tänzen in England zu etablieren, wo man zu dieser Zeit im Prinzip nur Morristänze und irische Tanzmusik kennt. Die erste Blowzabella-Formation ist eine lose Gemeinschaft von Musikern, darunter Sam Palmer, der Drehleier spielt, Christ Gunstone an der Bouzouki und Dave Armitage mit Bombarde und Akkordeon. Die junge Truppe bricht beinahe auseinander, nachdem Swayne und OToole die Collegezeit hinter sich haben und der Australier zurück in seine Heimat geht. Doch Armitage sorgt dafür, dass die Band weitermacht. Der Akkordeonist Dave Roberts, Cliff Stapleton an der Drehleier und schließlich der Saxofonexperte und Dudelsackspieler Paul James machen sich in dieser frühen Besetzung daran, mit ihrer anarchischen Spielweise und Rock n Roll im Folk (OToole) die englische Volkstanzszene aufzumischen und die der Alten Musik zu verschrecken. Wir waren jung, sagt James, und wir sind auch schon mal aus dem einen oder anderen Folkclub rausgeflogen.
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