FOLKER – Aniada a Noar
ANIADA A NOAR * FOTO: GABI GARB-KONEGGER

VOM COWBOYLIED ZUR VOLKSMUSIK

ANIADA A NOAR

NARREN MIT EINEM GEWISSEN AUGENZWINKERN

In Österreichs Steiermark ticken die Uhren anders. Grund genug, mit drei augenzwinkernden Narren in die verwobene Beziehungsgeschichte zwischen Folk und Volksmusik hineinzuhorchen!

TEXT: HARALD JUSTIN

Österreichs Steirern perlt die Buchstabenfolge Aniada a Noar nur so von der Zunge. Dialektungewohnte und selbst Wiener dürften sich beim Versuch, den Namen dieser Band auszusprechen, die Mundmuskeln verdrehen. Genau dann sieht man aus wie ein Narr. Mit „Jeder ist ein Narr“ gelangt man vom Steirerdialekt ins Hochdeutsche, und dass sich die Bedeutung nicht sofort erschließt, muss nicht weiter tragisch sein. Auch den Namen der Beatles hat man nicht sofort zu deuten gewusst, und dass „Jeder ist ein Narr“ zufällig an die alte Dadaistenparole „Jedermann sein eigener Fußball“ erinnert, dürfte die Mitglieder des Trios nicht
» Im Vergleich zu
den eher eleganten
Salzburgern spielen
wir Steirer eindeutig
mit mehr Pfeffer,
mehr Power. «
sonderlich stören. Irgendein hochgradiges Bühnenjubiläum feierten sie 2013, aber Zahlen bedeuten wenig, wenn man miterlebt, mit wie viel Elan und Humor sie auftreten und ihr Publikum zu Lachen und Gliederzucken verführen.
go! www.aniada.at

AUSWAHLDISKOGRAFIE:
Aniada a Noar
Aniada a Noar (Extraplatte, 1986)
Geduld Geduld (Extraplatte, 1989)
Die Hupfade (Extraplatte, 1993)
Wärme (Extraplatte, 1997)
Sou is es Lebn (Extraplatte, 2003)
Holz (Extraplatte, 2009)
Gott und die Welt (Eigenverlag/Hoanzl, 2012)
Khult (Eigenverlag/Hoanzl, 2013)

Andreas Safer
Gwoxn (Extraplatte, 1993)


Buchtipp:
Andreas Safer, Folk & Volxmusik in der Steiermark (Weishaupt Verlag, 1999)

COVER KHULT

Dabei fängt so ein Auftritt des Trios mit dem einsamen Flötenspiel von Wolfgang Moitz an. Dann, mittendrin, meldet sich aus der Tiefe des Zuschauerraumes mit einem Jodler Geiger Andreas Safer und schreitet angemessenen Schrittes zur Bühne, die bald darauf Rupert „Bertl“ Pfundner mit seinem Akkordeon betritt. Mandolinen, Dudelsäcke, Flöten und Gitarren sind handgerecht aufgestellt, und dann geht es souverän weiter in ihrem seit Jahrzehnten erprobten Programm. Zeilen wie „Daunn foahns mit die Ollrodbrumma / auf die Foastweg ummmadumma“ lassen das Publikum vor Vergnügen glucksen, und Pfundner, der heute längere Haare trägt als in den, für Österreich, wilden Achtzigerjahren, erklärt kurz die Vorzüge der steirischen Musik: „Im Vergleich zu den eher eleganten Salzburgern spielen wir Steirer eindeutig mit mehr Pfeffer, mehr Power.“ Safer stimmt ihm zu: „Wir spielen eine flotte Musi!“
Und so können die drei Steiermark-Narren die Vorzüge des regionalen Musizierens voll ausspielen. Im Rahmen des über die Grenzen Österreichs gerühmten Internationalen Akkordeonfestivals, dessen erfolgreiches fünfzehnjähriges Jubiläum der umtriebige Veranstalter Friedl Preisl glücklich feiern kann, sind die Narrenmusiker wieder einmal in der Hauptstadt. „Normalerweise sind wir immer zur Vorweihnachtszeit mit einem Adventprogramm in Wien“, sagt Wolfgang Moitz, und wie zum Beweis zaubert Bertl Pfundner die Advents-CD Liacht Svjetlo hervor. „Die haben wir zusammen mit Nataša Mirkovic-De Ro und Matthias Lobner eingespielt!“ Stimmt, die Sängerin und der Drehorgelvirtuose, einst beide im steirischen Graz, heute aber in Wien zu Hause, kennen sich und Aniada a Noar seit Jahren wie Hund und Schwanz. Als Andreas Safer zudem sein 1999 erschienenes Buch Folk & Volxmusik in der Steiermark über den Tisch schiebt, wird klar, dass das Bundesland im Südosten Österreichs sich nicht nur durch grüne Wiesen, Berge und Täler, sondern zudem durch eine ungemein hohe Musikerdichte auszeichnet. Zusammen mit sicherlich einem Dutzend Aniada-a-Noar-Alben ist das der Treibstoff für eine Raumzeitreise in die Folk- und Volksmusikbewegungen des zwanzigsten Jahrhunderts und ihre Diskurse.

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Update vom
09.02.2023
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Dieser Text ist nur ein Auszug des Original-Artikels der Print-Ausgabe!

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