HEIMSPIEL
Fundgrube im Internet
American Music
Handgemachte Label- und Musikerdiskografien
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Mit vierzehn in der Vor-Blues-Phase kaufte er sich seine erste Platte: The Kinks, You Really Got Me. Das war 1964. Drei Jahre später erwarb Stefan Wirz seine erste Blues-LP, ein Album der James Cotton Blues Band. Wobei er schon mit Jazz, Blues und Gospel aufgewachsen war. Bereits in den frühen Fünfzigerjahren lagen Miles Davis, Chris Barber, Lonnie Donegan, Sonny Terry & Brownie McGhee, Lightnin Hopkins, John Lee Hooker, Odetta, The Sensational Nightingales und viele andere mehr permanent auf dem Plattenteller im heimischen Wohnzimmer. Zwanzig Jahre später entstand dann mit American Music eine Website, die heute Tausende Musikliebhaber aus aller Welt auf der Suche nach Informationen vor allem über Bluesmusik regelmäßig besuchen.
TEXT: MICHAEL KLEFF
Stefan Wirz ist Landschaftsarchitekt. Ende der Achtzigerjahre richtete er dem Trend der Zeit folgend eine Website für sein Büro ein. Als die im Netz stand selbst gebastelt mit frisch erworbenen HTML-Kenntnissen , hatte er auf einmal viel zu viel Speicherplatz für seine Büropräsentation zur Verfügung. Was lag da näher, als einen mehr privaten Teil anzuhängen?, erinnert sich Wirz. Dabei stand am Anfang eine gewisse Verärgerung darüber, dass es kaum Informationen über den von ihm geschätzten Gitarristen Steve Mann gab, den er von dessen Blue-Goose-LP Elephant Songs & Cow Cow Blues her kannte.
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Die erste Diskografie widmete sich daher dem Label Blue Goose. Von da aus hat sich das dann so entwickelt, dass ich immer etwas hinzufügte, wenn meiner Meinung nach etwas fehlte und es Spaß machte, dies zu ergänzen, erzählt Stefan Wirz. Mittlerweile ist seine Sammlung auf etwa einhundertzwanzig Label- und rund vierhundert Musikerdiskografien angewachsen. Die Anzahl der dokumentierten Alben hat er nie gezählt. Das kann ich auch leider nicht einfach meinem Computer überlassen, da meine Seiten nicht mit einem cleveren Datenbanksystem hergestellt werden, sondern ausschließlich per Hand.
Lust und Laune als Auswahlkriterien
Lust und Laune, manchmal Musiker, die viel veröffentlicht haben wegen der Herausforderung , und manchmal welche, von denen es besonders wenige Aufnahmen gibt Lückenfüller, wenn schnell was fertig werden soll , nennt Wirz als Auswahlkriterien. Dass unter den Schwerpunkten Blues, Folk, Cajun und Gospel der Blues im Vordergrund steht, hat etwas mit den Vorlieben des Musikliebhabers zu tun. Gefühle soll man ja auch nicht verachten, sagt er. Den Blues hört er nun einmal nach wie vor am liebsten. Allerdings nicht verbissen nur schwarzen, weshalb er in letzter Zeit auch sehr viele weiße Musiker ergänzt habe.
Wo Stefan Wirz seine Informationen aufstöbert? Zeit meines Lebens habe ich eigentlich immer wenigstens eine, manchmal auch mehrere Musik-, natürlich vor allem Blueszeitschriften abonniert, lautet seine Antwort. Wobei er einräumt, dass der Folker nicht darunter ist Weil der mir zu viele Dinge außerhalb meines Fokus enthält. Hinzu kommen eine Menge Bücher, darunter natürlich die einschlägigen Diskografien, sodass ich neben permanentem Googeln auf viel Gedrucktes zurückgreifen kann. Wenn er ein Thema gefunden hat, wertet er zunächst die einschlägigen Bibeln aus, die aber jeweils nur die nackten Daten enthalten und nur bestimmte Zeitabschnitte dokumentieren beim Blues zum Beispiel 1890-1943, 1943-1970, 1971-2000. Ist das als Grundgerüst eingegeben, erfolgt die Illustrierung mithilfe von Scanner und Internet. Viele der Coverabbildungen digitalisiert Wirz aus seiner eigenen umfangreichen Plattensammlung. Für die weitere Suche geht es ins Internet. Für das, was dann seiner Ansicht nach immer noch als fehlend übrig bleibt, fragt Wirz bei den lieben Kollegen in Internetforen nach.
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Das zehnte und letzte
Rudi Zapf lädt zum Internationalen Hackbrettfestival
Treffen der Spitzenklöppler
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Nach achtjähriger Festivalpause organisieren der Münchner Hackbrettvirtuose Rudi Zapf und der Förderkreis Hackbrett e. V. das zehnte Internationale Hackbrettfestival (IHF). Es findet vom 4. bis 6. April im wenige Kilometer östlich von München gelegenen Ort Pliening statt und soll angeblich das letzte seiner Art sein, denn: Dann haben wir so ziemlich alle Formen und Musikstile über das Hackbrett weltweit präsentiert, sagt Zapf. Ein guter Anlass für eine kurze Vorstellung des Instruments, einen Rückblick auf die Festivalhistorie sowie auf Rudi Zapfs Wirken als Weltreisender in Sachen Hackbrett.
TEXT: KAY REINHARDT
www.zapf-musik.de
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Das Internationale Hackbrettfestival findet 2014 vom 4. bis 6. April in Pliening bei München statt.
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Bisher standen fünfundsiebzig Gruppen oder Solisten aus vierundzwanzig Ländern und fünf Kontinenten auf der Festivalbühne. In diesem Jahr werden mit den Appenzellern Töbi Tobler & Ficht Tanner, Olga Mishula aus Minsk, dem Quartett Sedaa aus der Mongolei und dem Iran, den deutschen Bands East Affair und Lanzinger Trio Klassiker und neue Meister die Klöppel über die Saiten tanzen lassen. Bisher haben vier Instrumentenbauer als Aussteller zugesagt: Klemens Kleitsch aus Kiefersfelden, Peter Mürnseer aus Kitzbühel (Tirol), Herbert Rust aus Kapfenberg (Steiermark) und Armin Rohsmanith aus Altmannstein bei Ingolstadt.
Dass Rudi Zapf und sein langjähriger Wegbegleiter, der Komponist und Gitarrist Wolfgang Neumann, ihr Jubiläumsfestival mit kosmopolitischer Musik mitgestalten werden, ist so klar wie das hohe C auf Rudis Klangtrapez.
Hackbrettbotschafter und Erfinder
Der Trapezkünstler, 1983 Absolvent des Münchner Konservatoriums, wo man Hackbrett studieren kann, hatte das Festival 1989 initiiert und danach bis 2005 in zweijährigem Turnus mitveranstaltet.
Auf zwei Tonträgern sind einige der Konzertmitschnitte konserviert. Die Liste der Musiker, die beim IHF aufgetreten sind, liest sich wie ein Whos who der Hackbrettszene: 1999 gastierte beispielsweise Wu Wei in der bayerischen Landeshauptstadt, wo die Veranstaltung insgesamt neunmal stattfand.
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Wechselspiel der Identitäten
Der Karneval der Kulturen in Berlin
Deutschlands größtes Multikultifest
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Seit 1996 steht Berlin zu Pfingsten im Zeichen des Karnevals der Kulturen (KdK), obwohl die protestantisch beziehungsweise atheistisch geprägte Hauptstadt bis dahin nie eine Karnevalsmetropole war: Zuwanderung machts möglich.
TEXT: WOLFGANG KÖNIG
Als Andreas Freudenberg 1994 Geschäftsführer der ein Jahr zuvor gegründeten Werkstatt der Kulturen (WdK) wurde, lag auf seinem Tisch eine Anfrage der wenigen Berliner Karnevalsvereine. Sie wollten ihre Feiern mit brasilianischen Elementen etwas aufpeppen. Die WdK entschied sich allerdings für ein eigenes Projekt, bei dem weniger das rheinische Fest Pate stand als vielmehr der Karneval im Londoner Viertel Notting Hill, der von den vielen dort lebenden karibischen Einwanderern kreiert wurde. Der Karneval der Kulturen in Berlin sollte einerseits die kulturelle Vielfalt der Stadt reflektieren, aber auch ein Zeichen setzen angesichts der damals grassierenden Anschläge und Übergriffe auf nicht deutsch aussehende Menschen.
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Die Idee eines multikulturellen Karnevals fand nicht überall Zustimmung. Berlins damalige Ausländerbeauftragte war skeptisch, der Bezirk Neukölln Heimat der WdK war sogar strikt dagegen, denn man fürchtete Krawalle wie beim 1. Mai in Kreuzberg. Dort, beim Bezirk Kreuzberg, in dem der KdK bis heute stattfindet, und bei den Berliner Festspielen, die unter anderem das Theatertreffen, das Literaturfestival und das Jazzfest ausrichten, war man jedoch erfreut. Der damalige Intendant Ulrich Eckhardt unterstützte mit seiner gewichtigen Stimme einen letztlich erfolgreichen Finanzierungsantrag.
Publikumszuspruch bei Premiere größer als erwartet
1996 dann hatte der KdK Premiere. Die Presse war extrem zurückhaltend gewesen, und auch bei den Organisatoren machte sich Nervosität breit, zumal der Tag mit Kälte und Regen begann. Aber der Publikumszuspruch war größer als erwartet, und plötzlich wollten diverse Journalisten Interviews mit den Machern der Veranstaltung führen.
Doch auch das anhaltend große Medienecho machte Andreas Freudenberg, heute Geschäftsführer der Global Music Academy in Berlin-Kreuzberg, nicht wunschlos glücklich. Die Idee des Karnevals ist von der Presse nie wirklich verstanden worden. Es ging nicht darum, dass Ausländer ihre Herkunftskultur zelebrieren können. Der Grundgedanke war, das Karnevalsmotiv als Spiel mit Identitäten zu begreifen. Das war es ja immer schon, und das sollte mit unserem Karneval auf das multikulturelle Berlin bezogen werden. Jeder Mensch hat mehrere Identitäten, kann mit ihnen spielen und sie nach Wunsch inszenieren: ernsthaft, komisch oder skurril. Das macht den Karneval doch eigentlich aus. Und es zeigt sich auch darin, dass die vordergründig brasilianischen, kubanischen oder anderen nationalen Gruppen beim Umzug immer auch deutsche Mitglieder haben und solche, die aus ganz anderen Regionen der Welt stammen.
karneval-berlin.de
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Der 19. Karneval der Kulturen findet vom 6. bis 9. Juni 2014 in Berlin statt.
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Lebendige Musikgeschichte(n)
Wo ein Folkie die Sammlung rockt
Guter Geist im Museum für Musikinstrumente der Uni Leipzig
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Drei Jahrzehnte war er der Teufelsgeiger der Leipziger Folkszene. Und, dass Ex-Folkländer Volker Friedemann Seumel bereits vierzig Berufsjahre als Geigenbauer und Restaurator auf dem Buckel hat, sieht ihm keiner an. Zwar ist die Mähne etwas angegraut, aber der Umgang mit den rund viertausendfünfhundert Musikinstrumenten aus sechs Jahrhunderten (davon etwa einhundertzwanzig Objekte außereuropäischer Herkunft, für die derzeit ein Onlinekatalog in Arbeit ist) in einer der größten Sammlungen Europas macht ihm noch immer sichtlich Freude die sich auf die Besucher überträgt.
TEXT: KAY REINHARDT
Fast wäre sie in Köln geblieben, doch Konrad Adenauer, 1926 Oberbürgermeister der Karnevalshochburg, setzte durch, dass in eine Brücke über den Rhein und nicht in die Instrumentensammlung des Papierfabrikanten Wilhelm Heyer investiert wurde. Der Kern der Leipziger Kollektion wurde schließlich ab 1929 in der Messestadt an der Pleiße ausgestellt. Die großen Verluste aufgrund der Bombenangriffe 1943/44 und der Kriegsfolgen (Beutegut) konnte durch Schenkungen, Leihgaben und Ankäufe mehr als kompensiert werden.
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Inzwischen sind die Depots voll, Erweiterungen der Bestände um zeitgenössische Instrumente aus Platzgründen problematisch und auch wegen des kleinen Ankaufsetats begrenzt. Dennoch gibt es immer wieder spannende Projekte für die Mitarbeiter und Besucher des Hauses von der Sonderführung bis zur Instrumentenbeschaffung, die dem Restaurator mitunter sogar Bergsteigerqualitäten abverlangen.
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Muffensausen unterm Kirchendach
Besonders gern erinnert sich Restaurator Volker Seumel an die Abnahme, die Konservierung und den Nachbau der Instrumente aus der Begräbniskapelle des Freiberger Doms im Jahr 2002 bis heute eine sensationelle Entdeckung, denn die Engel im Deckengewölbe musizierten etwa vierhundert Jahre lang nicht etwa auf Attrappen, sondern auf spielbaren Originalen.
In fünfzehn Metern Höhe stand Seumel, der freundliche Teufel, auf einem Gerüst, das wie ein riesiges Metronom hin- und herschwankte, und knipste den Himmlischen mit Seitenschneider Harfe, Geige und anderes Instrumentarium ab. Dabei ging mir schon ein bisschen die Muffe, sagt er und hat noch heute das Bild der beraubten Engel vor Augen.
Es sah aus, als würden sie wild gestikulieren und ihr Handwerkszeug unter Protest zurückverlangen. Seit 2005 sind Replikate und Hologramme einiger Freiberger Instrumente im Museum ausgestellt. Der Zusammenklang des kompletten Engelsorchesters wurde mit EU-Fördermitteln auf CD gebrannt. Früher war die Wiederherstellung der Spielbarkeit von Sammlungsstücken eine meiner Hauptbeschäftigungen. Heute stehen die Erforschung der Geschichte des Objekts, seine Erhaltung im überlieferten Zustand samt Umbauten und Altersspuren, Bewahrung, Präsentation und Wissensvermittlung im Fokus, beschreibt Volker Seumel seine Tätigkeiten.
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FOLKER auf Papier
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