5 Minuten mit...Linard BardillRufer in der WüsteAlle vier Jahre gibt sich die deutschsprachige Kinderliedszene ein Stelldichein auf dem Kinderliedkongress in Hamburg. Bereits 2009 sprach Linard Bardill, einer der bekanntesten Liedermacher aus der Schweiz, mit provokanten Thesen unter dem Motto Wir Kinderliedermacher schlagen Alarm! aus, was viele Kollegen der Zunft ähnlich erleben, die Gefahr immer früheren Verlusts der Kindheit durch Intellektualisierung, Kommerzialisierung und Entsinnlichung erster Erlebnisräume (siehe Folker 3/2010). Im vergangenen Jahr reiste er mit seiner jüngsten Veröffentlichung Der kleine Buddha im Gepäck an und stellte zudem sein Konzept von Konzerten im Kinderkrankenhaus vor. TEXT: CATHRIN ALISCH Mein kleiner Buddha, so nenne ich unseren bald zehnjährigen Sohn mit Downsyndrom, ist so etwas wie ein kleiner Meister für mich. Er lebt radikal in seinem Jetzt und Hier. Er stellt keine Wann-, Wo- und Warum-Fragen. Er ist einfach. Das hat für mich etwas Unbeschreibliches, etwas, das mich ans Sein heranträgt. Engagement für anspruchsvolle Kinderkunst kollidiert heute meist mit dem Üblichen. Gute Kinderliedkünstler gelten als sensible Seismografen innerhalb des allgemeinen Musikmarkts, vor allem, wenn es um kranke oder dauerhaft behinderte Kinder geht, die dem Höher, Schneller, Weiter unserer Zeit, der oft fatalen Normierung unserer Gesellschaft einen Spiegel vorhalten. Was setzt insofern der so feinsinnige wie wortgewandte Barde, der mühelos zwischen dem heimatlichen Romanisch der Bündner Berge, dem Schwyzer- und dem Hochdeutschen wechselt, in Text und Ton dagegen? Wie erreicht er mit seinem Anliegen sein Publikum?
Es ist wunderbar, Konzerte für Menschen zu geben, die extra anreisen, sich Zeit nehmen, eine Zeit in der nichts als ein paar Lieder im Mittelpunkt stehen. Es ist aber auch schön, Lieder irgendwo hinzutragen. Ich war mit unserem kleinen Buddha wegen einer Operation drei Wochen im Spital. Es war oft langweilig, und ich stellte mir vor, dass ich sehr gern einem Bettkantenkonzert zuhören würde. Es fand sich schnell ein Partner, der die Idee unterstützte, und nun singe ich zweimal im Monat irgendwo in der Schweiz in einem Kinderspital. Ich versuche zu erfühlen, was in einem Krankenzimmer los sein könnte, und singe ein Lied. Manchmal verändert sich die Atmosphäre schlagartig, ein Lächeln, eine Träne, Applaus, Schweigen. Musik ist Medizin. Musikament' nenne ich das. Meine Lieder sprechen vom Baum und vom Berg, vom Loslassen, vom Sterben und davon, wie schön es ist zu leben. ... mehr im Heft |
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