5 Minuten mit...Pippo PollinaHeimat ist dort, wo sie nicht mehr istIm Mai 2013 feierte der sizilianische Liedermacher seinen fünfzigsten Geburtstag im Zürcher Volkshaus. Eine Vielzahl von Gästen begleitete den Wahlschweizer dabei durch drei lange Konzertabende. Angekommen in der zweiten Lebenshälfte, fragt sich der Cantautore, was für ihn wichtig ist und wo sein Weg weiterführt. Sein neues Album LAppartenenza, zu Deutsch die Zugehörigkeit, ist eine Standortbestimmung. TEXT: MARTIN STEINER Die Zeiten, als Pippo Pollina seine Heimat Ende 1985 verließ und als Straßenmusiker durch Europa tingelte, liegen längst zurück. Mittlerweile steht er seit bald siebenundzwanzig Jahren auf der Bühne, lebt in Zürich, ist Schweizer geworden und hat Erfolg vor allem im deutschsprachigen Raum, seit einiger Zeit auch in Italien.
Was sind diese Werte? Da ist einmal die Eloge an das Meer, das er zusammen mit Giorgio Conte in Mare Mare Mare nicht ohne kritische Zwischentöne besingt. Die vielleicht schönsten Stücke der CD widmet er seiner Heimat. In Laddove Crescevano I Melograni (Wo die Granatäpfel wuchsen) schaut er zurück auf die Jugendzeit. Er beobachtet die Arbeiter, wie sie neben dem Brombeerbusch ein Tuch ausbreiten und darauf das Olivenöl, den Käse und den Wein stellen. Dann, im Erwachsenwerden, erhascht er die sich verändernden Blicke der Mädchen. In diese Zeit der Unschuld fällt das politische Erwachen. Blut fließt im Land der Granatäpfel, doch der Traum der Revolution verheißt neue Hoffnung. In Ti Vogghiu Beni (Ich hab dich lieb) besingt Pollina im sizilianischen Dialekt zusammen mit Etta Scollo die Düfte seiner Heimat. Vergleicht man dieses direkte, vollmundige Stück mit Helvetia, der Widmung an seine etwas steife Wahlheimat, wird klar: Zugehörigkeit hat mit Wurzeln zu tun. Helvetia ist eine Geliebte, die es dem Fremden nicht einfach macht, so sehr er auch versucht, sich mit ihr einzulassen. Sie ist ruhig, nett, zurückhaltend, aber lässt den Fremden kaum teilhaben. ... mehr im Heft |
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