|
|
|
|
Instrumente
der Welt
NGONI
Der Blues Westafrikas
Mit den trockenen, sperrigen Tönen der Ngoni begleiten sich die malischen Jeli (Griots) seit Jahrhunderten. Noch immer ist Bazoumana Sissoko (1890-1987), der blinde Griot, der die Nationalhymne Malis komponiert hat, eine Legende in dem westafrikanischen Land. Wenn der alte Löwe im Radio seine Stimme erhob, lauschte ganz Mali: Er war eine moralische Institution. Bassekou Kouyate, der Innovator der Ngoni, ist Sissokos Enkel. Er sagt: Die Bamana-Tradition von Ségou war es, aus der der Blues kam. Also erforschen wir auch die enge Verbindung zwischen dem amerikanischen Blues und der Segu-Musik.
TEXT:
HANS-JÜRGEN SCHAAL
|
|
Dank der jahrhundertealten Tradition der Griots gibt es in Westafrika eine Vielfalt von Saiteninstrumenten:
Lauten, Harfen, Zithern, Fiedeln in zahlreichen Varianten, auch Mischformen wie Streichlauten oder Lautenharfen.
»
NACHDEM ICH GANZE ORCHESTER VON GITARREN UND ANDEREN INSTRUMENTEN GESEHEN HATTE, DACHTE ICH: WARUM NICHT AUCH EIN NGONI-ENSEMBLE?
«
|
Da die Instrumente bei den verschiedenen Stämmen zudem verschiedene Namen tragen, ist für Verwirrung reichlich gesorgt. Festzustehen scheint aber: Das Urinstrument der malischen Griots ist die Stiel- oder Spießlaute, in den Mande-Sprachen ngoni genannt. Sie ist für Mali seit dem vierzehnten Jahrhundert verbürgt, findet sich aber ganz ähnlich bereits auf altägyptischen Abbildungen (circa 1500 vor Christus). Vom Nil aus erreichte die Spießlaute früh schon den Sudan, den Maghreb und Westafrika. Ein- bis siebensaitige Varianten der Ngoni heißen in Nordafrika Gimbri, Sintir oder Tahardent, im Westen Xalam, Gambare, Kontingo, Akonting, Molo oder Garaya. Und um die Verwirrung komplett zu machen: Die Bezeichnung Ngoni wird auch für einige Lautenharfen benutzt, die aus der Spießlaute entwickelt wurden, etwa die Donso Ngoni (Jägerharfe) oder die erst Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts entstandene Kamale Ngoni (Jünglingsharfe), beide sechssaitig.
Die eigentliche Ngoni hat traditionell nur drei bis vier Saiten und ist etwa sechzig Zentimeter lang.
Das Instrument wird vom Spieler wie eine europäische Laute oder Gitarre um den Hals gehängt, mit einer Hand gezupft und mit der anderen am Stab gegriffen. Der Korpus ist meist schmal und länglich, ein kanuförmig ausgehöhlter Holzblock, seltener halbkugelförmig (aus einer Kalebasse). Als Resonanzdecke dient eine gespannte Tierhaut von der Kuh oder Ziege, die dem Instrument zusätzlich Trommelqualitäten verleiht. Der Hals, ein runder Stab, ist in den Korpus eingeführt, die Saiten daran sind meist pentatonisch gestimmt und werden mit Lederriemen befestigt. Eine Art Plektrum am Daumen kann den gezupften Saitenton verstärken.
|