Musikalischer Gemischtwarenladen des Empire
DIE ENGLISCHE WELTMUSIKSZENE
Von den Achtzigern bis heute
Viele gute und schlechte Erbstücke haben die Briten der Welt vermacht, darunter in den 1980er-Jahren den Begriff World Music. Heute streitet man sich immer noch darum, ob die Einführung dieser Kategorie nun ein Segen oder ein Fluch gewesen ist. Am Anfang sollte sie bloß dazu dienen, bestimmte Tonträger in die Ladenregale zu bringen: Afrikanische, indische, europäische und lateinamerikanische Musik alle unter einem Hut zusammenzufassen, ermöglichte es den großen Schallplattenläden, spezielle exotische Auslagen einzurichten.
TEXT: MATT MILTON*
Dies erlaubte einem breiten Publikum Zugriff auf die dazugehörigen Musikrichtungen, die es aus Radiosendungen von DJs wie Andy Kershaw, Charlie Gillett und John Peel kannte, Moderatoren, denen der britische Radiohörer der Achtzigerjahre die Bekanntschaft mit Künstlern verdankt wie den Bhundu Boys, Clifton Chenier, Ali Farka Touré, den Four Brothers oder Nusrat Fateh Ali Khan sowie mit Zeitschriften wie Froots und Songlines, die auch heute noch die Fahne der Weltmusik hochhalten.
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WEISSE BRITISCHE BANDS DENKEN SICH ÜBERZEUGEND KLINGENDE RIFFS
AFRIKANISCHER MUSIK AUS, OHNE ZU WISSEN, AUS WELCHER
TRADITION DIESE EIGENTLICH KOMMEN.
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Das Juwel der britischen Weltmusikszene ist jedoch das vom ehemaligen Genesis-Leadsänger Peter Gabriel ins Leben gerufene jährliche WOMAD-Festival (World of Music, Arts and Dance), dessen erste Ausgabe 1982 stattfand. Auf der Bühne standen damals unter anderem die Drummers of Burundi, Imrat Khan, die Chieftains und Gabriel selbst. Heute finden sich lizenzierte WOMAD-Ableger an vielen Orten der Welt.
Glücklicherweise ist es nicht mehr das einzige Weltmusikfestival in Großbritannien.
In seiner Programmgestaltung dem WOMAD am nächsten kommt dabei heute wohl Musicport in Whitby,
während aber auch kleinere, feinere Veranstaltungen dieser Art mit speziellen Schwerpunkten wie
das Larmer Tree, das Wychwood oder das End of the Road Festival zunehmend Weltmusikelemente
in ihr Programm einbauen.
Selbst das Cambridge Folk Festival springt mehr und mehr auf den Zug auf. Das Glastonbury Festival eröffnete im vergangenen Jahr aus Solidarität mit den von religiösen Extremisten verfolgten Musikern aus Mali jeden Abend mit Bands aus diesem Land auf seiner Hauptbühne.
Übersetzung: Delf Maria Hohmann
MATT MILTON ist Rezensionsredakteur der britischen Zeitschrift Songlines. Als freiberuflicher Autor zeichnet er verantwortlich für Bücher wie The Best Music Youve Never Heard, Music: The Definitive Visual History und The Rough Guide Book of Playlists. Er ist regelmäßig in den Folkclubs Londons anzutreffen, wo er Folk- und Bluessongs zum Besten gibt, zu denen er sich selbst auf dem Banjo begleitet.
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