HEIMSPIEL
Musiker an Straßenecken, in Wäldern, auf Feldern, Parkbänken, inmitten von Alltag und ganz fern davon. Musik im Kontext des sie umgebenden Lebens, still und laut, und manchmal beides gleichzeitig. Der eine oder andere sagt kurz etwas zur Musik, die meisten legen einfach los. Akustische Gitarren, Bässe, Banjos, Ukulele, Klavier, Percussioninstrumente und natürlich Stimmen, Stimmen, Stimmen. Ohne Verstärkung, ohne Effekte, ohne Schminke, ohne Ablenkung. Da vermittelt sich Wesentliches. Näher, unmittelbarer geht kaum. Musik und Menschen, die man meint anfassen zu können. Die Cardinal Sessions rücken den Musikern auf den Leib und, wenn es den Ausdruck denn gäbe, möchte man fast sagen: auf die Seele. TEXT: ROLF BEYDEMÜLLER Die Studenten Lenny Rothenberg und Timo Reindas gründeten Cardinal Sessions 2010, ein Projekt, das mittlerweile aus einem Team von acht Leuten besteht, die ihre Dienste als Videofilmer, Fotografen und Grafiker anbieten. Sie unterscheiden sich in ihrer Arbeit deutlich von den meisten Kollegen der Branche, die enorm durchgestylte, rasant geschnittene, technisch aufwendige Videoclips produzieren und die Musikkanäle der Medienanstalten bevölkern.
Bei Cardinal Sessions arbeiten gleichermaßen Filmemacher und Musikfans: Es gibt keine selbstverliebten Ideen, keine Spielfilme im Dreiminutenformat, sondern Raum, Mensch, Musik. Reduktion ist eine Kunst an sich und nicht einfach das Weglassen scheinbar überflüssiger Elemente. Die Wahl der Orte spielt eine ganz wesentliche Rolle bei der Präsentation des jeweiligen Künstlers. Lenny Rothenberg erzählt: Wenn irgend möglich, gehen wir nach draußen. Schon mal bei Schnee, auch mal bei vierzig Grad im Schatten. Die Atmosphäre ist schöner, ungewöhnlicher, angenehmer und unvorhersehbarer. Drinnen ändert sich im Hintergrund nichts, niemand kommt vorbei, es entstehen keine spontanen Situationen. Da wird ein Video schnell monoton.
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Die Mitglieder des Erlanger Tanzhauses, derzeit sind es 215, organisieren seit fünfundzwanzig Jahren jedes Jahr bis zu einhundertachtzig Veranstaltungen und bringen damit jährlich ein paar tausend Besucher auf die Tanzbeine. Durch unzählige für die Teilnehmer oft preiswerte Kurse, Workshops, Tanzfeste, -reisen oder durch Mitwirkung an Stadtjubiläen bereichert der umtriebige Verein seit einem Vierteljahrhundert das Kulturleben in der Hugenottenstadt und weit darüber hinaus. Längst ist er als Kultureinrichtung anerkannt, die Erlangen und den Regierungsbezirk Mittelfranken zu einem Zentrum des Mitmachtanzes und der Völkerverständigung per pedes entwickelt hat. TEXT: KAY REINHARDT
Am 29. November 1988 gründeten neun Tanzbegeisterte und Musiker um den Tanzmeister und Mitarbeiter des städtischen Kultur- und Freizeitamtes Axel Röhrborn den Erlanger Tanzhaus e. V. mit dem Ziel, endlich geeignete Räume für Tanzgruppen und Projekte zu haben, die zwischen leistungsbezogenen Volkstanzdarbietungen und etabliertem Tanzkunsttheater angesiedelt sind. Seit 2011 steht dem Verein der Saal einer Tanzschule im 1890 von Erlanger Freimaurern erbauten Kulturforum Logenhaus als permanentes Domizil zur Verfügung. Dort werden seitdem Menschen aller Generationen in Folk- und andere Tänze eingeweiht. Zudem finden Konzerte, Theateraufführungen und Feiern statt. Wie könnte ein Haus, das den Freimaurern zur Heranbildung von Weisheit, Schönheit und Stärke des Menschengeschlechts ohne Unterschied des Standes oder der Hautfarbe dienen sollte, besser genutzt werden?
WAS IST EIN TANZHAUS?
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Bildung und Weiterbildung, Qualifizierung und Professionalisierung sowie die Vernetzung im Kulturbereich daran mangelte es in Rheinland-Pfalz nach Ansicht der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur und Kulturpädagogik, die als eingetragener Verein unter anderem die soziokulturellen Einrichtungen und Musikschulen der Region umfasst. Abhilfe schafft seit 1993 das durch Landesmittel und eigene Einnahmen finanzierte Kulturbüro Rheinland-Pfalz. TEXT: WOLFGANG KÖNIG Grundgedanke bei der Gründung des Büros war es, eine zentrale Stelle zu haben, um einerseits die Künstler im Land zu unterstützen und in ihrer Arbeit zu begleiten sowie andererseits jungen Menschen bei der Persönlichkeitsbildung zu helfen und sie an die Kultur heranzuführen. Inzwischen sind wir achtzehn Mitarbeiter, erzählt Lukas Nübling, der Geschäftsführer des Kulturbüros. Bis 2011 waren wir in Koblenz, dann wuchsen wir und brauchten größere Räumlichkeiten. Die fanden wir im südlichen Vorort Lahnstein, wo wir jetzt ansässig sind. Zu den erfolgreichsten Aktivitäten des Büros gehört ein selbst entwickeltes Weiterbildungsprogramm im Bereich Kulturmanagement. Gerade diese Seminare werden stark nachgefragt, sowohl von Künstlern als auch von Mitarbeitern kultureller Einrichtungen wie Stadtteilzentren oder Kulturämtern. Dabei geht es auch um die angesichts knapper öffentlicher Kassen leider immer wichtiger werdenden Themen Sponsoring und Fundraising.
FREIWILLIGENARBEIT IM KULTURBEREICH
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Das zwanzigjährige Jubiläum von Wiens schönsten Musikclub bringt es an den Tag: Die Zeiten, in denen nur in düsteren Schmuddelläden aufregende Musik zu hören war, sind vorbei. TEXT: HARALD JUSTIN Natürlich werden die abendlichen Konzerte in den Tageszeitungen angekündigt, im besten Fall mit Konzertbesprechungen gewürdigt; natürlich ist der von seinen Fans liebevoll Porgy getaufte Club an guten Abenden mit vier- bis fünfhundert Besuchern gut gefüllt; ja, er ist die Antwort auf die Frage vieler Touristen: Was machen wir heute Abend? Und es stimmt, dass es für Musiker in aller Welt längst als Qualitätsausweis gilt, in dem 1993 vom Leiter des Vienna Art Orchestras, Mathias Rüegg, sowie von Renald Deppe, Gabriele Mazic und dem heutigen künstlerischen Leiter Christoph Huber gegründeten Club gespielt zu haben. Das Porgy hat sich also einen guten Namen gemacht was auch heißt, dass viele Wiener ihn zwar kennen, den Club aber noch nie betreten haben. Weil sie ihn für selbstverständlich halten? Vielleicht war das der Grund, weshalb die Veranstalter im September zum zwanzigjährigen Jubiläum mit einem Fest auf die Straße gingen.
TABAKSQUALM UND GEHEULE
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