LABELPORTRÄT 63
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Freizeitkämpfer für politische Musik
Jump Up
Versandhandel mit einer Mission
TEXT: MICHAEL KLEFF
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Ob Pete Seeger oder Kai Degenhardt, beim Schallplattenversand Jump Up werden alle fündig, denen es um politische Musik geht. Matthias Henk gründete ihn vor zwanzig Jahren, weil nach der sogenannten Wende linke Musik und linke Kultur verschwunden waren. Mit dem Versand der Platten von Ton Steine Scherben, Slime und der Bremer Punkrockband Die Mimmis fing alles an. Im Laufe der Zeit wurde das Programm ergänzt um Schallplatten und CDs von Ernst Busch, Arbeiterliedern in Originalaufnahmen, Bertolt Brecht und Hanns Eisler, Gisela May, Franz Josef Degenhardt und Dieter Süverkrüp. Nur wenig später kamen auch CDs mit Arbeiterliedern und fortschrittlicher Musik aus anderen Ländern hinzu. Insgesamt hat Jump Up derzeit etwa viertausend Titel im Programm. Darunter neben rein politischen Veröffentlichungen auch Alben aus den Bereichen Weltmusik, Chanson, Blues, Pop und Jazz.
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VIELE HABEN ES AUFGEBEN, NACH POLITISCHER MUSIK ZU SUCHEN.
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Über Jump Up kann man auch alle Veröffentlichungen des US-Labels Smithsonian Folkways bekommen, das in gewisser Weise das komplette Liedgut der nordamerikanischen Arbeiterbewegung verwaltet. Neben CDs von Woody Guthrie und Pete Seeger finden sich im Programm von Smithsonian Folkways unter anderem auch Originalaufnahmen von Che Guevara, Fidel Castro, Angela Davis und von den Befreiungskämpfen in Vietnam und auf den Philippinen.
Aufnahmen von Bertolt Brecht vor dem amerikanischen Untersuchungsausschuss
während der McCarthy-Ära, Musik aus dem spanischen Bürgerkrieg oder eine CD mit Originalaufnahmen aus der sozialistischen Sowjetunion der Zwanzigerjahre runden den Katalog ab.
Alles wahre Schätze, meint Matthias Henk. Die USA weisen seiner Ansicht nach schon allein aufgrund ihrer Größe
die meisten und einflussreichsten politischen Musikproduktionen auf. In keinem anderen Land gäbe es zudem eine nationale
Einrichtung wie die Smithsonian Institution, unter deren Dach auch politisch linke Produktionen nicht nur bewahrt, sondern auch weiter veröffentlicht würden. In Europa kommen politische Musikproduktionen vor allem aus Italien, Frankreich und aus dem Baskenland. In diesen Ländern gibt es heute noch ein Publikum für politische Musik, das Zehntausende zählt, sagt Henk und beklagt, dass in Deutschland politische Künstler weder von linken Parteien noch von den Gewerkschaften gefördert oder in ihre Aktionen eingebunden würden. Linke Kultur wird hierzulande sehr stiefmütterlich behandelt.
Die von Jump Up vertriebenen CDs oder Alben müssen Matthias Henk persönlich gefallen. Wobei es ihm egal
ist, ob sie rein politisch sind oder nicht. Unter anderem hat er das Weltmusiklabel Cumbancha im Vertrieb. Wirklich jede CD, die dort erscheint, ist wunderbar. Seit seinem sechsten Lebensjahr hört Henk Musik. Wenn er einen Stand betreut, wie zum Beispiel beim TFF in Rudolstadt, kennt er das meiste, was dort verkauft wird. Es gibt bei uns fast nur Musik, die ich selber schon gehört habe, und ich kann dementsprechend die Kunden auch beraten. Die wiederum können dazu beitragen, das Repertoire von Jump Up zu erweitern. So wurde jetzt das Soullabel Daptone Records aus New York auf Hinweis eines Kunden in den Katalog aufgenommen.
Die Renner im Programm sind neben Bernd Köhler (siehe auch eigenen Beitrag in der Rubrik 5 Minuten mit
auf S. 21) mit EWO² und mit Blandine Bonjour vor allem CDs von Chumbawamba. Die Musik der Gruppe, die sich im vergangenen Jahr aufgelöst hat, ist für Matthias Henk sowohl von den Texten als auch von der Musik her einmalig. Viel verkauft werden auch die Modena City Ramblers aus Italien insbesondere deren Album Bella Ciao. Erst nach mehreren Jahren ist es Jump Up gelungen, Kontakt zu deren Vertrieb zu bekommen.
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