5 Minuten mit...
Trio Lepschi
Auf Pirsch mit Schüttelreim
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Wir müssen jedes Wort so lange
schnetzeln und pürieren, bis
etwas Schlüpfriges, Brutales oder wenigstens
Verschrobenes dabei herauskommt.
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Wie lange dauert es, bis eine Botschaft den Empfänger erreicht? 2002 empfahl mir Willi Resetarits, Kult in Wien, den Krimiautor Stefan Slupetzky. Den musst du lesen! Jahre später gab mir Harald Quendler, Chef des Labels Extraplatte, die CD Mit links des Trio Lepschi. Die musst du hören! Ein Teil des Trios: Stefan Slupetzky! Elf Jahre später, 2013, lädt das Trio zur Präsentation seines aktuellen Albums Warz und Schweiß, und ich mache mich auf die Pirsch. In tschechisch-wienerischen Worten: Ich gehe auf Lepschi, treibe mich herum, bin auf Pirsch, suche etwas Besseres.
TEXT:
HARALD JUSTIN
Das Trio um den Multiinstrumentalisten Martin Zrost und die Gitarren spielenden und singenden Brüder Tomas und Stefan Slupetzky hat in den 20. Bezirk Wiens, Brigittenau, geladen. Die U-Bahnfahrt ist eine Pirsch besonderer Art. Denn zur gleichen Zeit feiert auf dem Donauinselfest eine Million partywilliger Besucher. In der U-Bahn rudeln Teenies (weiblich) mit neonfarbenen Stretchminis herum, die in Kreischalarm verfallen, wenn Teenies (männlich) mit gegelten Entenkammfrisuren zusteigen. Nach wilder Fahrt erfolgt der Ausstieg in Brigittenau. Hier bestimmen trostlose Mietskasernen und festungsartige Gemeindebauten das Bild, heißt es im Baedeker. Die Wirklichkeit ist noch trostloser, wenn der Blick auf schuhkartongroße Wohnungen fällt, die von Großfamilien flächendeckend bewohnt werden. Nachts ist das hier Hundewettkampfterrain. Man muss tot sein, um hier leben zu können.
Bevor mich tiefe Depressionen ereilen, schütte ich, Destination erreicht, ein Trostbier in mich hinein und kehre um, noch bevor das Trio zu präsentieren beginnt. Es muss etwas Besseres geben. Eine Woche später ein neuer Versuch, mit dem Fahrrad, bei Regen und Sturm. Zwei Frauen vor mir bläst es vom Sattel.
Diesmal hat das Trio in ein Gasthaus geladen, wo, so raunen sie beim Blick auf die Speisekarte, das Fleisch aus Tschernobyl sei, so billig ist es. Aber, so erklären sie, das ist eines der wenigen Beisl, in denen man rauchen kann. Das ist uns sehr wichtig! Fleisch wird auch verzehrt, klar. Ob es als Strafe gedacht sei, in derartige Lokalitäten einzuladen? Schließlich gehöre die Depression zum Wiener wie die Wurscht zur Pelle, und wenn der Masochismus seinen Namen durch einen Österreicher erhielt, kann der Sadist nicht weit sein. Die Lepschis spielen den Ball zurück, fragen sinnuntergrabend wie die drei Stooges, die Hollywood-Anarchos. Es macht wenig Sinn, den Gesprächsverlauf wiederzugeben.
Bereits mit zarten sechs Jahren steht Sängerin Emma Björling auf der Bühne und singt in verschiedenen Chören, ehe sie Jazz, Klassik und traditionelle schwedische Musik an der Königlichen Musikakademie in Stockholm studiert. Die zweite Dame in der Gruppe ist die Geigerin Anna Lindblad, auch sie seit ihrer Kindheit Vollblutmusikerin: Meine Eltern waren sehr an traditioneller Volkskultur interessiert. sagt sie. Es gab eine Fiddle im Haus. Meine Eltern haben uns nie gezwungen, waren aber sehr froh, als meine Schwester und ich gleichzeitig mit Geige begannen. Die klassischen Etüden allerdings, die ihre Lehrer sie an der öffentlichen Musikschule spielen lassen, sind nicht nach Lindblads Geschmack: Ich wollte immer nur Folkmusik spielen. Sie studiert schließlich an der Königlichen Musikhochschule in Stockholm. 2003 wird sie mit dem begehrten Titel Riksspelman ausgezeichnet.
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