FOLKER – Instrumente: Sitar
       

Instrumente
der Welt

SITAR
Die Mutter der Weltmusik

 
Der Name kommt aus dem Persischen: Se tar bedeutet „drei Saiten“ – so elementar fing es an. Die indische Sitar (Hindi, eigentlich: der Sitar) entstand als Kreuzung aus dem persischen Lauteninstrument und des indischen Vina-Typus. Der legendäre Musiker Amir Khusru soll die Sitar um 1300 erfunden haben, heißt es. Wahrscheinlicher aber ist, dass es ein Namensvetter von ihm war – erst rund vierhundert Jahre später.

TEXT: HANS-JÜRGEN SCHAAL
SITAR

In den 1970er-Jahren waren Sitarkonzerte in der westlichen Welt groß in Mode. Auch wer nicht an die heilenden, ayurvedischen Kräfte des Instruments glaubte, wurde unweigerlich von ihm fasziniert: von dem mächtigen, birnenförmigen Flaschenkürbis, seiner verzierten Decke aus
VILAYAT KHAN
Teak- oder Rotzederholz, dem langen, hohlen Hals mit seinen verschiebbaren Messingbünden, der oben befestigten Resonanzschale (tumba) und den scheinbar unendlich vielen Stimmschrauben. Bis zu einundzwanzig Saiten hat eine Sitar, jedoch dienen nur vier dem Melodiespiel, in manchen Stücken werden sogar nur eine oder zwei davon verwendet. Dazu kommen zwei bis drei en passant gespielte Bordunsaiten. Die meisten der Sitarsaiten aber liegen unterhalb der Bundstäbe, dienen nur der Resonanz und verstärken obertonreich jenen Klang, der das Allerfaszinierendste an der Sitar ist: ein singender, schwirrender, silbriger, oft als psychedelisch und elektrisch empfundener Sound. Hauptverantwortlich für diesen typischen Sitarklang ist der gekrümmte Steg (jovari) in der Mitte der Kürbisdecke, meist aus Horn oder Knochen gefertigt. Auf ihm liegen die weichen Saiten nämlich nur locker auf und können daher weit ausschwingen.
» Europäer und Amerikaner haben eine Schwäche für Sitarklänge. «


Der Mann, der die Sitar im Westen populär machte, hieß Ravi Shankar (1920-2012). Er war bereits musikalischer Leiter von All India Radio in Neu-Delhi, als er 1956 entdeckte, dass Europäer und Amerikaner eine Schwäche für Sitarklänge haben. Daraufhin begann er, eigenhändig im Westen Sitarplatten einzuspielen, konzertierte mit klassischen und Jazzmusikern, gründete eine indische Musikschule in Kalifornien, schrieb Konzerte für Sitar und Sinfonieorchester, trat sogar beim Woodstock-Festival auf. Shankar inspirierte nicht nur den modalen Jazz (John Coltrane verehrte ihn), auch Rockmusikern wie Brian Jones und George Harrison brachte er die Sitar nahe und trug damit viel zum Indien-Trend der Hippies bei. Shankar empfand die Zeit um 1966/67 als „The Great Sitar Explosion“. Damals wurden sogar Gitarrenmodelle entwickelt, die den modischen Klang des indischen Instruments nachahmten.

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In Heft 1/2014 setzt Hans-Jürgen Schaal seine Reihe fort. Dann geht es um die Ngoni, die in Westafrika populäre Langhals-Spießlaute.

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Update vom
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