Rezensionen NORDAMERIKA/ KANADA
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DIVERSE
They All Played For Us Arhoolie Records 50th Anniversary Celebration
(Arhoolie 540, www.arhoolie.com
)
4 CDs, 79 Tracks, 298:56, mit 194-seitigem Begleitbuch
Im Februar 2011 wurden im Freight & Salvage Coffeehouse im kalifornischen Berkeley fünfzig Jahre Arhoolie Records gefeiert, mit They All Played For Us liegt nun der Mitschnitt der drei Jubiläumskonzerte vor. Die Geschichte Arhoolies ist die Geschichte des deutschen Emigranten Chris Strachwitz. 1960 gründete er das Schallplattenlabel, das zu einem bedeutenden Klangarchiv der amerikanischen Regionalstile wurde und heute einer der einflussreichsten Rootsmusikanbieter der USA ist. Entsprechend breit ist das Spektrum der hier versammelten Künstler, die fast alle auf Veröffentlichungen bei Arhoolie verweisen können. Die Liste reicht von Santiago Jimenez Jr., Peter Rowan und Barbara Dane über die Campbell Brothers, die Savoy Family Band und Laurie Lewis bis zu Ry Cooder, unter anderem mit Wooly Bully, David Doucet und Taj Mahal. Mit dabei ist auch Country Joe McDonald Strachwitz hatte seinerzeit dessen Antivietnamkriegssong I Feel Like Im Fixin To Die Rag verlegt. Das Begleitbuch enthält neben zahlreichen Fotos Informationen und Geschichten über Strachwitz und die beteiligten Musiker. Eine absolut empfehlenswerte Box in musikalischer Hinsicht und als historisches Dokument.
Michael Kleff
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SPRAG SESSION
Sprag Session
(Eigenverlag SS001, www.spragsession.com
)
12 Tracks, 62:00
Die fünf Herren von Sprag Session scheinen nicht völlig unbekannt zu sein aber woher kennen wir sie? Jawohl, Sprag Session ist die exakte Reinkarnation der Colin Grant Band, einer der jungen, energiegeladenen Cape-Breton-Formationen. Aber sie haben nicht nur den Namen gewechselt, auch die Musik ist deutlich intensiver und dichter geworden. Obwohl Fiddler Colin Grant weiterhin den Großteil der Melodien liefert, scheint die Band auch kollektiver zu agieren. Besonders Tastenmann Jason Roach Markenzeichen: tief ins Gesicht gezogene Baseballmütze und immer schon ein Energiebündel an seinem Instrument bringt seine Klänge stärker in den Vordergrund. Die Rhythmussektion mit Schlagzeug und Bass sorgt für den nötigen Drive und Darren McMullen mit Banjo, Mandoline, Gitarre und Flöte für die melodischen Akzente. Das ist großartige moderne Folkmusik mit starken Wurzeln in der Tradition der schottischen Einwander ihrer Heimatinsel, der lediglich vielleicht ab und an einmal ein Song fehlt. Aber besser rundum mitreißende Instrumentals als mittelmäßiger Gesang. Live sind die Herren nämlich ein Knaller!
Mike Kamp
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MAVIS STAPLES
One True Vine
(Anti- 979002/Indigo, www.mavisstaples.com
)
Promo-CD, 10 Tracks, 34:51
Zweiter Teil des hochklassigen Alterswerks von Mavis Staples. Wieder hat Wilcos Jeff Tweedy produziert, wieder hat er der noch immer gewaltigen Soul- und Gospelstimme ihr Podest erneut überaus respektvoll ganz pur und ohne Mätzchen gezimmert. Noch stärker als beim großartigen Vorgänger You Are Not Alone wird eher an die rumpeligen Staple-Singers-Aufnahmen aus den Fünfzigern und frühen Sechzigern angeknüpft, denn an die glatteren Stax-Jahre mit Hits wie Respect Yourself. Das Songmaterial besteht konsequenterweise teils aus Gospel-Traditionals, dazu kommt, wie es sich gehört, ein Song von Staples Vater Roebuck Pops Staples, dem Gitarristen und Bandleader der Staple Singers. Zwei Kompositionen hat Jeff Tweedy selbst beigesteuert, Far Celestial Shores stammt von Nick Lowe. Die sakrale Linie wird nie ganz verlassen, letztlich ist alles Predigt, da passen sich auch Tweedy und Lowe harmonisch ein, das überraschende Funkadelic-Cover Can You Get To That fügt sich in Mavis Staples Kirchengesänge seltsamerweise sogar besser ein als einst in George Clintons P-Funk-Welt, der es entstammt. Packend ist das alles zum Glück auch ungeachtet jeder Transzendenz im Hier und Jetzt.
Gunnar Geller
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THE STEELDRIVERS
Hammer Down
(Rounder Records Rounder 0011661912229/Universal, www.steeldrivers.net
)
10 Tracks, 34:41, mit engl. Infos
Als mit Chris Stapleton 2009 der Sänger und wichtigste Songschreiber die Steeldrivers verließ, konnte man schon mal Sorge um die Band bekommen. Und dann ging auch Mandolinenspieler Mike Henderson seiner eigenen Wege. Umso bemerkenswerter, wie sich das Quintett aus Nashville auf seinem dritten Album präsentiert: Gary Nichols klingt rau und beseelt wie Chris Stapleton zu besten Zeiten, die Auswahl der Stücke zeugt von Geschmack und Vielfalt, und der neue Mandolinenmann Brent Truitt erweitert das Klangspektrum um Bouzouki und Oktavmandoline. Der Bluegrass der Steeldrivers liegt so nah an Soul und Blues, dass man die Wurzeln der Musik mit Händen greifen kann. Fernab jeder Schönklingerei halten sie ihre Richtung: vom rauen Opener Shallow Grave über das eingängig poppige How Long Have I Been Your Fool bis zur bitteren Trennungsballade Ill Be There. Unverwechselbar Gary Nichols zweistimmiger Gesang mit Fiddlerin Tammy Rogers, der sich durch die Aufnahmen zieht. Falls Rockhörer ins Bluegrassgenre schnuppern möchten: Dies ist das perfekte Album! Und falls Adele nach If It Hadnt Been For Love mal wieder die Steeldrivers covern möchte auf diesem Album sollte sie fündig werden.
Volker Dick
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FOLKER auf Papier
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