HEIMSPIEL
ÖSTERREICHS GRAMMY
Die Amadeus Austrian Music Awards
Der wichtigste Musikpreis zwischen Burgenland und Vorarlberg
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Mit Wolfgang Amadeus Mozart wurde das vergleichsweise kleine Österreich zur musikalischen Großmacht. Kein Wunder, dass der legendäre Komponist auch als Namensgeber für den österreichischen Musikpreis herhält: die Amadeus Austrian Music Awards (AAMA). Seit dem Jahr 2000 werden sie zumeist im Frühling verliehen, seit 2009 auch in der Kategorie Jazz/World/Blues.
TEXT: WOLFGANG KÖNIG
Aus der Taufe gehoben wurden die AAMA von der österreichischen Sektion der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI), des Weltverbandes der Tonträgerindustrie, denn bis dahin hatte es keine vergleichbare musikalische Auszeichnung gegeben, erzählt Thomas Böhm, Sprecher der IFPI Austria, die auch die Preisverleihung ausrichtet. Aus relativ kleinen Anfängen entwickelte sich schnell eine Veranstaltung von nationaler Bedeutung. Ein Meilenstein war dann das Jahr 2009, als nicht nur das Spektrum der Genres erweitert wurde, sondern auch eine stärkere Konzentration auf österreichische Künstler erfolgte. Um Missverständnissen vorzubeugen: Als österreichische Künstler gelten in diesem Zusammenhang alle, die ihren Lebensmittelpunkt hier haben, egal woher sie oder ihre Vorfahren stammen mögen.
Nominierung und Endauswahl
Die Nominierungen werden von einer Jury vorgenommen, in der Produzenten, Musikjournalisten, Veranstalter,
Musikwissenschaftler und andere Experten sitzen, Fachleute für die acht verschiedenen Genres, in
denen die AAMA vergeben werden: Alternative, Electronic/Dance, Hard & Heavy, Hip-Hop/R n B, Pop/Rock,
Volkstümliche Musik, Schlager und eben Jazz/World/Blues. Außerdem gibt es Auszeichnungen in den Kategorien
Album des Jahres, Song des Jahres und Best Live Act sowie einen Preis für das Lebenswerk und den FM4
Award der gleichnamigen Welle des öffentlich-rechtlichen ORF. Bei der diesjährigen Verleihung der Amadeus
Austrian Music Awards am 1. Mai im Volkstheater Wien ging ein spezieller Ehrenpreis für genre- und
völkerverbindende Musik an den Alpenrocker Hubert von Goisern, der seit den Neunzigerjahren immer
wieder mit Kollegen aus Asien und Afrika zusammengearbeitet hat und sich strikt gegen die Benutzung seiner Musik durch die fremdenfeindliche FPÖ verwahrte. Schon 2001 hatte von Goisern seinen ersten AAMA bekommen, im letzten Jahr räumte er gleich in zwei Kategorien ab. Der Weltbummler konnte dieses Jahr nicht an der Preisverleihung teilnehmen, weil er sich für ein neues Projekt auf einer musikalischen Recherchereise befand, und bedankte sich daher per Videobotschaft.
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DIE WIEGE DES LAUTEN- UND GEIGENBAUS
Füssens viele Saiten
Zu Besuch im Cremona des Nordens
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Europas Wiege des Lauten- und des Geigenbaus steht in Füssen, der Stadt mit den drei Füßen beziehungsweise Beinen im Wappen. Die erinnern an deren exponierte Lage an einer der wichtigsten Fernhandelsstraßen nach Italien und an viel Kommen und Gehen im Laufe von zwei Jahrtausenden. Dieser Beitrag berichtet über den Weg Füssens zur Stadt der Zupf- und Streichinstrumentenbauer von den Anfängen bis ins 19. Jahrhundert. Um die Wiederbelebung der alten Handwerkskunst im Jahr 1982 und um zwei neue Meister
geht es dann in einer der nächsten Ausgaben des Folker.
TEXT: KAY REINHARDT
Vermutlich begann alles mit einer Laute, deren Urheimat der arabische Raum ist. Möglicherweise haben Kreuzfahrer sie auf der Rückkehr aus dem Orient mitgebracht. Dass der Minnesänger Hiltbold von Schwangau vor über siebenhundertfünfzig Jahren Laute gespielt habe, wie es sein Denkmal im drei Kilometer entfernten Hohenschwangau vorgibt, ist sicher falsch. Typische Instrumente seiner Zeit waren Leier und Fiedel. Immerhin ist Hiltbold der erste nachweisbare Musikant im Dunstkreis Füssens. Seine Burg stand dort, wo sich heute das Märchenschloss Neuschwanstein erhebt, dass das Stadtlogo von Füssen ziert. Belegt hingegen ist, dass bereits 1436 in Füssen Lauten gebaut wurden. 1493 lebte in der Nähe der Stadt eine Musikerfamilie namens Lopez. Deren Name leitet sich von lupus (lat. Wolf) ab. Ihr Zuzug könnte mit der Vertreibung der sephardischen Juden aus Spanien im Jahr 1492 zusammenhängen und ein Hinweis darauf sein, dass durch Emigranten Kenntnisse über den Lautenbau aus dem Arabischen Kalifat nach Füssen gelangten.
Anfang und Ende
Die nahen Bergwälder mit ihren reichen Fichten-, Ahorn- und Eibenbeständen, die ideale Tonhölzer liefern, die steigende Nachfrage nach Musikinstrumenten für die Kapellen der Fürsten und Patrizier, dazu geniale Handwerksmeister, die sie bauten, und zwei Hauptverkehrsadern, die ehemalige Römerstraße Via Claudia Augusta und der ab Vils bei Füssen flößbare Lech, ließen das Grenzstädtchen mit seinen damals rund zweitausend Einwohnern ab dem fünfzehnten Jahrhundert zu dem Zentrum des Zupf- und Streichinstrumentenbaus werden und vierhundert Jahre lang bleiben.
Fraglos ist, dass der zarte Klang der Laute offenbar genau dem Klangideal der Musikfreunde der
Renaissance und der Barockzeit entsprach. 1562 gaben sich die Füssener Lautenmacher ihre europaweit
erste Zunftordnung, in der sie die Zahl der Meister, die in Füssen Werkstätten betreiben durften,
festschrieben. In der Hochzeit des Füssener Lautenbaus waren es zweiundzwanzig. Es durften nur angestammte
Werkstätten betrieben werden, Neugründungen waren verboten. Die Folge: Viele Lauten- und später auch
Geigenbauer wanderten aus. Die bekanntesten Zupf- und Streichinstrumentenbauerfamilien in Venedig, Bologna,
Padua, Rom, Neapel, Wien, London, Paris und anderen Metropolen hatten ihre familiären Wurzeln in Füssen.
Allein in Italien finden sich unter den Lauten- und Geigenbauern zweihundert Namen aus dem Füssener Land,
sagt der Zupfinstrumentenbaumeister Urs Langenbacher. Nach 1803 ließ der Bedarf an Musikinstrumenten,
bedingt durch die Auflösung der Klöster in Bayern und die napoleonischen Kriege, drastisch nach. 1835 gab
Füssens letzter Geigenbauer, Joseph Alois Stoß, sein Handwerk, das ihn nicht mehr ernährte, auf und wurde Gerichtsdiener.
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ZURÜCK IN DIE KINDHEIT
Kulturinsel im östlichsten Deutschland
Immer mal ganz anders sein
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Betrachtet man das Musikfestival Folklorum vor allem mit musikalischer Brille, dann erklären sich das stetige Wachsen und die Publikumsbegeisterung wohl schwerlich. Sicher gab es immer Highlights und Publikumsmagneten, die das Festival in Stimmung brachten. Doch die mittlerweile an die sechzehntausend begeisterten Besucher zieht zum Folklorum eben nicht allein das Musikangebot, sondern etwas anderes: der besondere Festivalort.
TEXT: JÜRGEN BREHME
Die durchaus spannende Idee zweier möglichst gegensätzlicher Länderschwerpunkte besetzte nur einen Teil des Programms. Zusätzlich beeinflusst wurde das Fest vom regionalen Anspruch. Folkgruppen aus Polen oder Dresden und Berlin zeigten sich als hoffnungsvolle Newcomer und interessante Akzente. Zumindest bei den Sonnabendkonzerten, die vor allem und durchaus erfolgreich auf die Jugend der Region zielten, gab es immer ein bis zwei Höhepunkte. Trotz dieses an anderen Festivals gemessen eher bescheidenen Angebots konnten die Veranstalter die Besucherzahlen über die Jahre kontinuierlich steigern.
Kulturoase in Park und Wiese
Dieses kleine Reich, Kulturinsel Einsiedel benannt, grenzend an Neiße und Nachbarland Polen, wurde in den späten DDR-Jahren vom Aussteiger Jürgen Bergmann gekauft, der dort eine improvisierte Holzwerkstatt betrieb. Aus dieser Zeit wird erzählt, dass man die Post aus dem Dorf mit dem Pferd holte oder dass man nie alle Maschinen gleichzeitig anstellen konnte, weil das provinzielle Stromnetz so viel nicht aushielt. Getrieben von den neuen Möglichkeiten und von den neuen Sorgen vergrößerte sich seit den Neunzigerjahren alles: das Gelände, die Firma, die Vereine, die Veranstaltungen.
Vor allem aber die unbeschreibliche Kreativität, mit der die Holzfirma nicht nur Spielplätze in Deutschland und Europa gestaltet, sondern das eigene Gelände vom Musterspielplatz zum grüngeringelten Park wachsen ließ. Hier muss man durch riesenhafte Irrwege, durch viele Hundert Meter unterirdischer Geheimgänge, kann ganze Rutschberge benutzen und in trollhaften Baumhäusern oder Indianerzelten übernachten. Es gibt Bäume, deren Wurzeln in die Luft ragen, bis zu zehn Menschen fassende Badezuber über offenem Lagerfeuer, ein schwer zu erklimmendes Märchenschloss und ungewöhnliche Tiere mitten auf dem Gelände. Ein unbeschreibliches Terrain, auf welchem neben dem Folklorum als größtem Fest noch eine Reihe weiterer Veranstaltungen stattfinden. Der Park ist ganzjährig etwas Besonderes, nutzbar für kreative Tagungen, Abenteuerübernachtungen oder als Teil eines privaten Lausitz-Urlaubs.
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Staubwischen beim Saarländischen Rundfunk
Zehn Jahre Rendezvous Chanson
Junge Töne im Mittelpunkt
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Ami(e)s de la bonne chanson, bonsoir. So begrüßt Gerd Heger, auch Monsieur Chanson genannt, jeden Dienstagabend seine Hörerinnen und Hörer Freunde des guten und wahren Chansons. Das ist ein bisschen genau so und ein bisschen ironisch gemeint. In Deutschlands einziger wöchentlicher Radiosendung zur frankofonen Musik Rendezvous Chanson geht es nämlich genau darum, das altmodische Image des Chansons in Deutschland von seinem Staub zu befreien.
TEXT: SUSANNE BRENNER
Rock, Reggae, Hip-Hop, Gitarrenchanson, Elektro, experimentelle Musik all diese Stilrichtungen kommen in meiner Sendung vor, erzählt Gerd Heger. Die unglaubliche Vielfalt all dessen, was in der Popmusik, in der Weltmusik, im Chanson im weitesten Sinne, in der französischen Hitparade, auf Festivals, in Konzerten und auf CDs in der Frankofonie präsentiert wird, findet sich hier wieder. Vor zehn Jahren geschaffen und bei SR 2 Kulturradio angesiedelt, kann Rendezvous Chanson im grenznahen Saarland mittlerweile auf eine kleine Tradition zurückblicken.
Historie und Umfeld
Schon in den Nachkriegsjahren das Saarland wurde erst 1957 deutsches Bundesland konnten die Hörer,
die ausreichend Französisch verstanden, europaweit über Mittelwelle mit Pierre Séguy und seiner
Sendung Chansons de Paris in französischem Liedgut schwelgen. Gerd Heger erinnert sich: Bis weit in die
Achtzigerjahre hinein hörte damals jeder im Saarland am Sonntagabend die Musik aus Paris, sogar unter der sprichwörtlichen Bettdecke. Dabei war Séguy nur einer von den Chansonverrückten, die es in jeder ARD-Anstalt gab. Brassens, Barbara, Brel, Gainsbourg, Ferré, Ferrat, Piaf, Bécaud, Aznavour und viele andere prägten landesweit das Bild der Musik von der Seine mit und ohne Akkordeon. Nachdem Séguy in Rente gegangen war, musste Ersatz gefunden werden, denn die Chansonsendungen machten einen Teil der Unverwechselbarkeit des SR-Radioprogramms aus. Heger sprang in die Bresche, und neue Heimat für die frankofone Musik wurde SR 2 Kulturradio, das neben Rendezvous Chanson auch sonst in seinem Programm sehr frankophil ist, vom Hörspiel bis zur Klassik.
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FOLKER auf Papier
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Dieser Artikel ist nur ein Auszug des Original-Artikel der Print-Ausgabe!
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