LABELPORTRÄT 61
Überleben im digitalen Markt
Six Degrees Records
Genre übergreifende Veröffentlichungen als Erfolgsrezept
TEXT: CLAUDIA FRENZEL
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Das kleine unabhängige Label Six Degrees Records mit Sitz im kalifornischen San Francisco blickt auf fast zweihundert Veröffentlichungen zurück mit einer ungeheuren Bandbreite, sowohl geografisch als auch stilistisch. Statt über die allgemeine Krise zu klagen, stellen sich die US-Amerikaner den neuen digitalen Herausforderungen und setzen längst auf neue Vertriebswege für die Vermarktung ihrer Musik. Gegründet wurde Six Degrees Records 1996 anfangs noch unter dem Dach von Island Records von den ehemaligen Windham-Hill-Mitarbeitern Pat Berry und Bob Duskis, der die Firma heute leitet.
Ebenfalls mit von der Partie ist Derek Beres, ein Journalist und Produzent.
Das Label, das drei Jahre später unabhängig wurde, stellt neue Trends der Weltmusik in den
Mittelpunkt seiner Arbeit und sucht dabei durchaus die Nähe zu modernden Sounds.
Bereits die erste Veröffentlichung Anokha. Soundz Of The Asian Underground des
indischstämmigen Tablaspielers Talvin Singh, noch gemeinsam mit Island Records war ein großer
Erfolg und verkaufte sich zweihundertausend Mal. Zahlen, von denen kleine Labels heute eher
träumen können, wie Bob Duskis natürlich weiß. Es sind in der Tat schwierige Zeiten für Labels, sagt er mit Blick auf die anhaltende Krise des Musikmarktes. Auch wir mussten in den letzten Jahren immer wieder kritisch auf unsere Kosten schauen und mit spitzem Stift kalkulieren. Dennoch fühle er sich in gewisser Weise privilegiert, denn schließlich existiere
Six Degrees nach siebzehn Jahren immer noch. Ich denke, das Geheimnis ist unsere Kombination aus guter Musik und der Umsetzung neuer Ideen, sagt Duskis. So legt man in San Francisco Wert auf Genre übergreifende Veröffentlichungen von Weltmusik, Ambient, Folk und zeitgenössischer Klassik bis hin zu intelligenter Popmusik, sucht Verbindungen von verschiedenen Sounds und ist
offen für spannende Cross-overs. Ein weiterer Schlüssel für den Erfolg des Labels liegt sicher in der Tatsache, dass deren Macher immer versucht haben, den neuen technischen Entwicklungen Tribut zu zollen, statt darüber zu klagen, dass sich klassische Vertriebswege, der Musikmarkt
und das Konsumverhalten der Kunden im Laufe der letzten Jahre stark verändert haben. Wir haben hart daran gearbeitet, immer wieder neue Wege der Finanzierung abseits des klassischen Musikmarktes zu finden.
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Wir haben hart
daran gearbeitet, neue
Finanzierungswege
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Trotz des anfänglichen Erfolgs im Bereich Asian Massive oder Asian Beats, der Verbindung südasiatischer Sounds und elektronischer Tanzmusik, kamen schnell auch Veröffentlichungen aus anderen Kulturkreisen dazu, wie Afrika oder Südamerika. So finden sich im Katalog von Six Degrees auch Alben von Issa Bagayogo, Vieux Farka Touré, Bebel Gilberto oder Céu. Gilbertos Tanto Tempo aus dem Jahr 2000 markiert einen weiteren Höhepunkt in der Labelgeschichte. Das Album der Tochter des bekannten brasilianischen Musikers João Gilberto verkaufte sich über eine Million Mal. Es ist es heutzutage natürlich schwer, Geld mit jedweder Art von Musik zu verdienen, sagen die Labelchefs aus Kalifornien.
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