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FOLKER
präsentiert:
TFF RUDOLSTADT 2013
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Instrumente
der Welt
DIE FLÖTE
Der magische Atem
Die Flöte ist das Urinstrument der Menschheit. Die ältesten bekannten Funde entdeckte man in verschiedenen Höhlen auf der Schwäbischen Alb im Hohlen Fels, im Geißenklösterle, im Vogelherd. Sie sind aus Geier- oder Schwanenknochen gefertigt
denn Vogelknochen sind innen hohl und weisen bis zu fünf Grifflöcher auf. Man schätzt diese Steinzeit-Flöten auf ein Alter von dreißig- bis vierzigtausend Jahren.
TEXT:
HANS-JÜRGEN SCHAAL
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Nicht nur im Land der schwäbischen Tüftler, sondern rund um den Globus sind Flöten seit Tausenden von Jahren bekannt.
Das Prinzip ihrer Tonerzeugung ist elementar und kinderleicht, wenn auch physikalisch gesehen eher komplex:
Man bläst gegen eine scharfe Kante, wobei sich kleine Luftwirbel bilden, die dann in einem hohlen Resonanzgefäß dem
Flötenrohr eine stehende Schwingung erzeugen. Die alten Griechen schrieben diese frappierende Erfindung dem Wind zu,
der pfeifend übers Schilfrohr weht.
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FüR DEN MENSCHLICHEN
MUND ZU UNREIN.
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Aus mehreren zusammengebundenen Schilfrohren entstand dann die erste Panflöte.
Dass ein einfaches, hohles Stück Holz ohne weitere Hilfsmittel so schöne Töne und sogar wunderbare Melodien erzeugen kann,
gab der Flöte immer schon eine Aura des Wundersamen, Magischen und Göttlichen. In frühen Hochkulturen bei den Sumerern,
Akkadern, Ägyptern gehörte sie daher zum heiligen Werkzeug der Schamanen und Priester, war unentbehrliches Kultinstrument
bei Todes- oder Fruchtbarkeitsriten oder ein Klanggefäß religiöser Innigkeit. In manchen Gegenden im pazifischen Raum hielt
man den menschlichen Mund sogar für zu unrein, um mit der Göttlichkeit der Flöte überhaupt in Berührung zu kommen: Dort
erfand man die Nasenflöte. Ein Abglanz der überirdischen Macht der Flöte lebte auch bei uns lange in Legenden fort. Man
denke an Mozarts Zauberflöte, an den Rattenfänger von Hameln oder an den von der Plattenindustrie gefeierten
Zauber der Panflöte.
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Arten, eine Flöte anzublasen. Die gebräuchlichste ist, dass man direkt die Randkante am oberen Ende des Rohrs trifft (Längsflöte) bzw. die Kante eines Seitenblaslochs, das sich etwas entfernt vom Ende befindet (Querflöte). Dabei sind unterschiedliche Lippenstellungen und Anblastechniken möglich. Die zweite Art, eine Flöte anzublasen, erfolgt dagegen mithilfe eines Schnabels, also eines Mundstücks, das so geformt ist, dass der Luftstrom aus ihm gezielt auf die Kante trifft (Blockflöte), und das daher keine besondere Anblastechnik erfordert. In der europäischen Musikgeschichte haben sich die deutsche Querflöte (mit Seitenblasloch) und die englische Blockflöte (mit Kernspalt) lange Zeit eine Art Wettrennen geliefert. Noch in der Barockmusik dominierte die weicher klingende Blockflöte. Erst um 1750, als die Orchester größer wurden, setzte sich der lautere Ton der Querflöte durch.
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