FOLKER – Rezensionen

Rezensionen EUROPA


AURELIA
La Creation Du Monde

(Homerecords.be 4446100, go! www.aurelia-feria.com )
12 Tracks, 50:29

Die drei Avantgardehelden Aurelias legen ihr neues Meisterwerk vor. La Creation Du Monde heißt es – und es wird intensiver gestöhnt, gepresst, gepfiffen und gegrätscht darauf als bei den Vorgängern. Waren die bisherigen Aurelia-Alben eher einem melancholischen Konzept verpflichtet, so stellt das neue Album vor allem die Lust am Spiel und an der Improvisation in den Vordergrund. Aurelia trauen sich erstmals, ein Chanson zu intonieren. An späterer Stelle schlägt die Band mit trancelastigen Percussionfetzen dazwischen, die direkt aus der schönsten Pagan-Kultur stammen könnten. In einem anderen Song klingen sie wie die Erben von John Zorn. An weiterer Stelle stellen Aurelia die afrikanische Gitarrenmusik auf den Kopf und verbinden sie mit asiatischen Harmonien oder auch mit europäischen Melodielinien. Zuletzt geben sich die Belgier als brave Folkband. Oder Rockband. Oder Bluesband. Definitiv ist dieses Album nur für Hörer geeignet, die einige experimentelle Dissonanzen zu schätzen wissen. Wer auf der Suche nach musikalischer Inspiration ist, dem bietet sich La Creation Du Monde aber als reiches Füllhorn an.

Chris Elstrodt

 

AURELIA – La Creation Du Monde


ANDREA CAPEZZUOLI E COMPAGNIA
Leandra

(FolkClub Ethnosuoni ES5393, go! www.andreacapezzuoliecompagnia.it )
13 Tracks, 58:17, mit Texten und Anmerkungen

Wie weit ist es von der Lombardei nach Quebec? Quebecs Folkbands berufen sich auf die Tradition ihrer französischen Vorfahren und auf keltische Einflüsse. Auch die Lombardei stand lange unter französischer Einflusssphäre. Separatistische lombardische Kreise preisen noch heute die keltischen Ursprünge der Provinz. Wenn der Mailänder Andrea Capezzuoli und seine Gruppe lombardische Traditionals und Eigenkompositionen mit Stücken aus Quebec mischen, überwinden sie locker alle Grenzen und Ozeane. Capezzuoli (diatonisches Akkordeon, Gesang), Luca Rampinini (Saxofon, Klavier, Gesang), Mattia Ghion (Gesang, Gitarre, Mandoline) und Marco Ghezzo (Fiddle, Gesang) überzeugen vom ersten bis zum letzten Ton mit exzellenten, oft mehrstimmig gesungenen Liedern und lebendigen Instrumentalstücken und Tänzen, gewürzt mit einer guten Prise Jazz. Man spürt die Freude an der Musik und den Spaß am Ausloten eigener und fremder Wurzeln. Und wenn im Lied „Il Demonio“ der Teufel Generäle, Banker und den Hurenbock mit all seinen Mädchen zu sich einlädt, geben sie volkstümelnden Norditalienern ein klares Zeichen, was sie unter gelebter Tradition verstehen.

Martin Steiner

 

ANDREA CAPEZZUOLI E COMPAGNIA – Leandra


CARRÉ DE DEUX
À La Table Des Bons Enfants

(AEPEM, go! www.aepem.com )
16 Tracks, 52:25, mit franz. Infos u. Texten

Traditionelle Musik aus dem Nivernais, dem Berry und anderen Gegenden Zentralfrankreichs verheißt schon der Untertitel des zweiten Albums des Quartetts um Jacques Lanfranchi, Dudelsack, und Jean-Michel Péru, Drehleier. Letztere gehören zu den treibenden Kräften der AEPEM (siehe Folker 6/2012), die sich der Pflege der Volksmusik Frankreichs verschrieben hat. Auch die anderen Mitstreiter sind keine Namenlosen: Geiger Julien Barbances, der auch die meisten Lieder singt, und Akkordeonist Gilles Poutoux, seines Zeichens Kopf der Rolling Notes Ceili Band. Die Vier interpretieren ihre Auswahl an Liedern und Tänzen – Bourées, Walzer, Polkas und Schottisch – ganz bewusst „altmodisch“, ohne elektronische Mätzchen oder Rockanleihen. Fast alle Stücke sind gedruckten Liedersammlungen entnommen und dürften kaum bekannt sein. Gerade die Lieder überzeugen durch harmonischen Chorgesang. Schon zum Einstieg erklingt ein witziges Trinklied, „Ce Sera Pour Boire“, wo es darum geht, wie man nicht Wasser, sondern verschlissene Klamotten zu Wein machen kann. Auffällig sind mehrere Wechselgesänge wie das Titelstück oder „Mon Père A Tué Un Loup“. Wer Musik à la Bamboche mag, kommt hier auf seine Kosten.

Roland Schmitt

 

CARRÉ DE DEUX – À La Table Des Bons Enfants


FINZI MOSAIQUE ENSEMBLE
Balkan Méditerranéen Gipsy

(Tchekchouka tchek 2022/Broken Silence, go! www.myspace.com/finzime )
13 Tracks, 43:20

Auf Balkan Méditerranéen Gipsy ist der Name Programm, ein ethnisch vielfältiges Kollektiv mit Paris als Wahlheimat stellt sich ganz ins Zeichen der musikalischen Völkerverständigung. Hier wird der Reichtum der Traditionen als Inspirationsquelle geltend gemacht, jeder Song stellt eine neue, Zusammenhang stiftende Idee in den Vordergrund. Mit Instrumentalstücken zeigt die Kombo improvisatorische Fähigkeiten auf dem Akkordeon zu Ostinatorhythmen, die mit funkigem Bass und Schlagzeug angereichert werden, dann wieder wird die hervorstechende Stimme der spanischen Sängerin Nuri Rovira Salat zum zentralen Fixpunkt, und im Song „La Tarara“ findet eine Gipsyklarinette ganz problemlos ihre musikalischen Begleiter in Flamencogesang und einem Salsagrundgerüst, das in Zügen an die Titelmusik der Sechziger-Serie Bezaubernde Jeannie erinnert. Das Ensemble ist auf einer Wanderschaft durch Genres und Stimmungen, deren Ziel nicht das Erreichen eines homogenen Klangbildes ist, sondern das Zelebrieren der Facetten. Und auf der die wehklagende Melodie nur einen Schritt von einem ausgelassenen Tanz entfernt ist.

Judith Wiemers

 

FINZI MOSAIQUE ENSEMBLE – Balkan Méditerranéen Gipsy


FOLK TASSIGNON
Dancing On The Rim

(NRW Records CD NRW8011/NRW Vertrieb, go! www.reverbnation.com/folktassignonquartet )
11 Tracks, 57:02, mit engl. Songtexten

Als in den Spätsiebzigern/Frühachtzigern des vorigen Jahrhunderts gestandene Folksängerinnen wie Joni Mitchell, Rickie Lee Jones oder Joan Armatrading zaghaft ein paar Blue Notes in ihre Balladen flochten, ging die Musikkritik recht verschwenderisch mit dem Terminus „Jazz“ um. Wem das angesichts des Œuvres verstorbener wie noch lebender Jazzsängerinnen damals reichlich übertrieben vorkam, der mag sich heute rückwirkend bestätigt fühlen. Zum einen, weil damals lediglich Linda Ronstadt zeitweilig den kompletten Absprung in Richtung Jazz vollzog, zum anderen, weil junge Künstlerinnen wie das deutsch-belgische Duo Susanne Folk und Sophie Tassignon heutzutage zeigen, wie man gesungene Lyrik mit zeitgenössischen Jazzelementen verbindet: Über einen treibenden Rhythmus aus Bassklarinette (Lothar Ohlmeier) und Kontrabass (Andreas Waelti) legen die Damen ihre Melodielinien aus Folks Saxofon/Klarinette und Tassignons Gesang, die teils unisono, teils dialogisch ausgearbeitet werden. So entstehen konventionelle Liedstrukturen, die aber dennoch genug Raum lassen für Improvisationen und andere solistische Zuckerstückchen. Und wo sortieren wir die Damen nun stilistisch ein? Unter „Folk Tassignol“.

Walter Bast

 

FOLK TASSIGNON – Dancing On The Rim


FAY HIELD & THE HURRICANE PARTY
Orfeo

(Topic Records TSCD 586, go! www.fayhield.com )
11 Tracks, 43:28, mit engl. Texten u. Infos

Der Zweitling von Fay Hield ist ein rundum reifes Werk geworden. Zum einen liegt das an der Hurricane Party – nichts anderes erwartet man von solchen Begleitern: Bellowhead-Frontmann Jon Boden, zahllose Instrumente und rein zufällig Ehemann; Zieh- und Drück-Legende Andy Cutting; Ron Harbron, Concertina, Fiddle; Sam Sweeney, Fiddle, Cello, Nyckelharpa; und als Gast überdies Martin Simpson an Banjo und Gitarre. Was für eine Kombination! Welche Arrangementmöglichkeiten! Und genau das wird bei den ausschließlich englischen Traditionals denn auch weidlich ausgenutzt: Elf Songs, elf markante und abwechslungsreiche Klangideen. Das reicht vom indisch beeinflussten „The Cuckoo“ bis zur A-capella-Version von „Pretty Nancy“, die klingt wie von Norma Waterson. Und über allem der Gesang von Fay Hield, der mehr als nur eine Prise Maddy Prior enthält. Das allerdings zielt nicht in Richtung Plagiat, im Gegenteil. Die Souveränität und Ausdrucksstärke der definitiven englischen Folksängerin zu besitzen – das kann man nicht kopieren, das muss man können. Kompliment also! Für die Stimme und die Begleitband Fay Hields würden andere unglaubliche Dinge tun. Jede Wette!

Mike Kamp

 

FAY HIELD & THE HURRICANE PARTY – Orfeo


LUDWIG HIRSCH
Zum letzten Mal – Live

(Amadeo/Universal 371557-2, go! www.ludwighirsch.at )
Do-CD, 20 Tracks, 86:09, mit dt. Texten u. Infos

„Im Anfang“ schildert ein Gespräch zwischen Gott und dem Teufel, das darauf hinausläuft, dass nicht Gott, sondern der Teufel den Menschen schuf. Es folgt ein Sprechgesang über einen netten, etwas schrulligen Herrn, der sich als Kindermörder entpuppt („Der Herr Haslinger“), Kinder erklären ihren Eltern den Krieg („Die gottverdammte Pleite“), die freundliche Oma, die Hitler verehrt, erstickt an ihrem Gebiss („Die Omama“), es erklingt eine Stimme aus dem frisch zugeschütteten Grab („I lieg am Ruck’n“), und der Pfarrer wird von Spinnen gefressen. Die makaber-morbiden Lieder des österreichischen Liedpoeten Ludwig Hirsch sind voller Düsternis und Verzweiflung, Einsamkeit und Todessehnsucht. Sie tauchen den Zuhörer in ein Wechselbad aus Schrecken und wohliger Melancholie. Vielleicht ist es kein Zufall, dass Hirsch in einigen Passagen sowohl stimmlich als auch inhaltlich an Leonard Cohen erinnert. Seine Tournee 2011 trug den Titel „Vielleicht zum letzten Mal“ – es war tatsächlich seine letzte Konzertreise. Nicht länger wollte er auf den „großen schwarzen Vogel“ warten, der ihn abholen sollte, um endlich zu kapieren und glücklich zu sein. Im November 2011 nahm sich Ludwig Hirsch das Leben.

Kai Engelke

 

LUDWIG HIRSCH – Zum letzten Mal – Live


JOHANNA-ADELE JÜSSI
Kiilid

(GO’ Danish Folk Music GO0812, go! www.johannaadele.com )
11 Tracks, 36:59, mit estn./engl. Kurzinfos

Fünf nordische Länder sind durch die Musiker – Geigen, akustische Gitarre und Kontrabass – und den Produzenten Antti Järvela auf Johanna-Adele Jüssis Solodebüt mit dem Titel „Libellen“ vertreten. Die Estin hat im Rahmen ihres Masterstudiums der Folkmusik einige Zeit in Skandinavien zugebracht und die dortigen Musiker und ihre Musik kennengelernt. Sie war, wie sie sagt, fasziniert davon und hat darüber hinaus viel über ihr eigenes musikalisches Erbe gelernt. Ähnlich wie bei der Gruppe Blink, mit der Jüssi 2011 auch in Deutschland aufgetreten ist (siehe Folker 5/2011), haben die Musiker bei Kiilid die Musik und Klangfarbe ihrer jeweiligen Heimat eingebracht. Neben Melodien aus Dänemark, von den estnischen Inseln und aus dem Landstrich Järvamaa hat Jüssi eigene Kompositionen nach Reiseinspirationen beigesteuert. Das ergibt eine große Vielfalt und Bandbreite, von der Polka zur Polska und vom Hopsa zum Walzer. „Wilde“ spielt Jüssi solo, dem Titel entsprechend schnell, kräftig und mit vielen Doppelgriffen. Bemerkenswert neu „The Juicy One“ des jungen dänischen Komponisten Rasmus Nielsen. Und das Cover mit der Blumenwiese und den Libellen hat Johanna-Adele Jüssi auch selbst gestaltet.

Bernd Künzer

 

JOHANNA-ADELE JÜSSI – Kiilid


KRAUKA
Gjörningur

(Krauka KRCD07, go! www.krauka.dk )
12 Tracks, 44:32

Die vier Herren von Krauka scheinen sich an Kommissarin Lund zu orientieren und treten in zu engen Islandpullovern vor die Kamera. Auch das Runenzeichen auf der Vorderseite des Covers gibt Rätsel auf – aber für alles entschädigt die Musik. „Taten“ heißt dieses Album auf Deutsch, und Krauka schreiten denn auch gleich ans Werk. Die meisten der hier vertretenen Lieder sind auf Isländisch, dazwischen gibt es Instrumentalpartien und Abstecher ins Dänische. Das erste Stück wirkt fast sakral – kein Wunder, es handelt von jemandem, der dem Suff entsagen will und ein gottgefälligeres Leben anstrebt. Anderes klingt fröhlich – „Skipnasmidi“ – oder geradezu hypnotisch – „Ormurinn Langi“ über eine Seeschlacht. Dann wiederum gibt es fröhliche Tanzstücke wie „Daladans“ oder das dänisch gesungene „Skal Vi Danse“. Und schöne Namen haben die Lieder, wie „Tekid Í Nefnid“, „An der Nase gepackt“ – hier geht’s um Tabak. Manchmal singen Krauka auch tief und treu wie die Donkosaken, und Klezmerklarinette zusammen mit altnordischen Glaubensbildern in einem Lied, das soll ihnen mal jemand nachmachen. Instrumente wie Maultrommel, Knochenflöte und allerlei Saiteninstrumente tun dann das Ihrige – ein aufregendes Erlebnis!

Gabriele Haefs

 

KRAUKA – Gjörningur


PREACHER AND BEAR
The Storm Has Come

(Black Star Foundation BSF051/Cargo Records, go! www.preacherandbear.wordpress.com )
10 Tracks, 34:57

Endlich wieder ein Folkpopalbum, bei dem man nach den ersten Sekunden den Lautstärkeregler nach rechts dreht. Die ersten Songs sind wie Hymnen, man möchte sofort mitsingen und auf die Tanzfläche stürmen. Die extravagante Stimme der Sängerin, die manchmal wie Melanie in besseren Tagen klingt, wird von einer schwungvollen Countryrockbegleitung untermalt. Die Arrangements sind kraftvoll und bringen die Stärken der Songs auf den Punkt. Was für die Musik gilt, trifft für die Texte doppelt zu. Man möchte jeden einzelnen Text seinem Ex-Liebhaber – oder wem auch immer man gerade eine Botschaft zu vermitteln hat – entgegenschmettern. Preacher and Bear schreiben Songs, die noch in vielen Jahren gecovert werden. Für jeden enthält The Storm Has Come einen anderen potenziellen Lieblingssong, das viel zu kurze Album hat keinen einzigen Lückenfüller. Das wunderbare Duo stammt aus Göteborg, sein Debüt war in Teilen von Ebbot Lundberg von The Soundtrack of our Lives produziert worden. Eine gemeinsame Tour mit diesen würde Preacher and Bear auch gut stehen. Es wäre völlig offen, wer dann als Headliner, und wer als Vorgruppe auftreten sollte.

Chris Elstrodt

 

PREACHER AND BEAR – The Storm Has Come


NICOLAS REPAC
Black Box

(Nø Førmat! 3298494630019/Naïve/Indigo, go! www.myspace.com/nicolasrepac )
Promo-CD, 15 Tracks, 46:28

Vom Gitarristen, vor allem in der Band des Franzosen Arthur H, hat sich Nicolas Repac zum Produzenten entwickelt. Seinem hochgelobten Album Swing-Swing von 2004, einer Sample-Transformation historischer Jazzaufnahmen ins Loungeformat, lässt er mit Black Box nun eine Bluesvariante folgen. Dabei werden zum Großteil Originaleinspielungen früher Bluessänger, darunter eine Reihe von Feldaufnahmen John A. Lomax' und seines Sohnes Alan, aber auch je eine Aufnahme des Peruaners Guillermo Arrevalo Valera und der Serbin Stana Selimovic zur Grundlage sanfter elektronischer Gitarrenmeditationen im Loopmodus – ein Ergebnis, das zwar ausgesprochen gefällig, da unauffällig ausfällt, aber eben deshalb alles andere als frei von Fragwürdigkeiten ist: Klage- und Arbeitsgesänge von den prekären Rändern der Gesellschaft als Hintergrundtapete beim Chillen wo auch immer? Deutlich weniger fragwürdig sind da die Stücke, die Cheik Lo, Bonga, David Metellus, Brad Scott und Wooly Saint Louis Jean direkt eingesungen haben: von Stil und Gewicht den Feldaufnahmen vergleichbar und ebenbürtig, dürfte hier außerdem jeder wissen, wie ihm geschieht. Alles andere hat einen ausgesprochen eigenartigen Beigeschmack.

Christian Beck

 

NICOLAS REPAC – Black Box


SUMMERS : SILVOLA : KVAM
Mala Fama

(NorCD NORCD1215, go! www.reverbnation.com/summerssilvolakvam )
11 Tracks, 45:32, mit wenigen engl. Infos

Man kann das Mädchen aus Schottland herausnehmen, aber man bekommt Schottland nicht aus dem Mädchen, zumindest nicht ganz – und warum sollte man auch? Das fragliche Mädchen heißt Sarah-Jane Summers und spielte dereinst Fiddle in der erfolgreichen schottisch-skandinavischen Gruppe Fribo, bevor sie der Liebe und der Kultur wegen nach Norwegen ging. Dort schloss sie nicht nur einen Masterkurs für Hardanger-Fiddle erfolgreich ab, sondern gründete auch mit den versierten Jazzern Juhani Silvola (Gitarre) und Morten Kvam (Kontrabass) ein Trio. Auf Basis vor allem schottischer und norwegischer Traditionen erschaffen die drei eine Instrumentalmusik, die mal wild, mal romantisch-besinnlich ausfällt, die dabei aber immer eigenständig bleibt und der auch improvisatorische Elemente nicht fremd sind. Spannend und vertraut zugleich!

Mike Kamp

 

SUMMERS : SILVOLA : KVAM – Mala Fama


WILFRIED
Tralalala

(Monkey MONCD098/Rough Trade, go! www.wilfriedscheutz.at )
10 Tracks, 39:31, mit dt. Texten und Infos

Er war nicht weg in dem Sinn – aber es hat schon seinen Sinn, dass Wilfried Scheutz’ neues Album Tralalala mit der extrem langsamen Bluesmeditation „Wieder da“ beginnt. Außerhalb Österreichs hat man seit den Anfängen der Ersten Allgemeinen Verunsicherung und seinen erfolgreichen Jahren als Austropop-Rocker seit Jahrzehnten nichts mehr gehört von ihm – wie aktiv er auch war. Nun meldet er sich unter seinem alten Solonamen zurück und braucht sich damit nicht zu verstecken. Die Stimme ist fast komplett über den Jordan gegangen mit den Jahren – aber daran haben sich die Hörer seiner Generation mit Bob Dylan ja inzwischen lange genug gewöhnt. Außerdem thematisiert Wilfried es in „Hoch“ auch gleich selbst, ebenso gelungen wie humorvoll. Die Musik ist altmodisch – Rhythm and Blues von Jazzigem über Blues bis Reggae – aber ziemlich lebendig und ausgesprochen kraftvoll. Die Themen sind die üblichen – die Liebe, das Leben, die Welt und die Deppen, die sie bevölkern. Die Haltung ist angenehm gelassen, durchaus selbstironisch, nicht unweise. Weswegen man auch nie das Gefühl haben muss, hier soll noch einmal etwas gezwungen werden, Erfolg inklusive. Das bekommt dem Album ganz ausgezeichnet.

Christian Beck

 

WILFRIED – Tralalala


ANNE WYLIE BAND – BERND RUF – JENAER PHILHARMONIE
Celtic Symphony – Uisce

(gpARTS 702, go! www.germanpops.de go! www.annewylie.com go! www.berndruf.de go! www.jenaer-philharmonie.de )
8 Tracks, 56:12, mit Infos

Nach den furiosen Deep Waters unternimmt Anne Whylie hier zusammen mit der Jenaer Philharmonie den nicht unproblematischen Versuch einer Klangsynthese zwischen neuer Klassik, Wylies irischen Texten und Fusion-Musik ihrer Klanggefährten, unter anderem Henrik Mumm am Bass. Äußerst komplexe, oftmals überladene Arrangements, vielfach droht Wylies expressives, aber nicht durchgängig stimmgewaltiges Timbre besonders in den Tiefen unter der Streicher- und Bläsergewalt des Orchesters zu ertrinken. Neben den Songs stehen unvermittelt mehrere reine Orchesterstücke. Eine ausgesprochen experimentierfreudige und schwierige Produktion ganz ohne Klischees.

Johannes Schiefner

 

ANNE WYLIE BAND – BERND RUF – JENAER PHILHARMONIE – Celtic Symphony – Uisce

Update vom
09.02.2023
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