HEIMSPIEL
Baden-Württembergs zweitgrößte Stadt ist unter anderem bekannt für ihre Popakademie, die sich allerdings überwiegend dem musikalischen Mainstream widmet. Langsam aber spricht sich herum, dass man sich am Zusammenfluss von Rhein und Neckar auch ganz anderen, nicht weniger interessanten Klängen widmet: in der Orientalischen Musikakademie Mannheim, kurz OMM. TEXT: WOLFGANG KÖNIG Die Initiative ging ursprünglich vom türkisch-deutschen Musiker, Soziologen und Flötenbauer Mehmet Ungan aus. Zusammen mit Kollegen türkischer, deutscher und indischer Herkunft hob er 2008 die OMM aus der Taufe. Ziel war es, Workshops und Kurse anzubieten sowie Konzerte zu veranstalten. Zwei große angemietete Räume in einem Hinterhaus sind die Heimat der OMM.
Das Angebot umfasst Kurse und Workshops für diverse Instrumente wie die türkische Kurzhalslaute Ud (Oud oder Aud in der arabischen Transkription), die Schilfrohrflöte Ney, die Langhalslaute Saz oder auch Baglama, die Zitherharfe Kanun, die Sitar aus Nordindien, die orientalische Kniegeige Rebab und orientalische Percussion.
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Angelina, Angelina, please bring down your concertina, sang Harry Belafonte in den Fünfzigerjahren. Jenes kleine, meist sechs- bis achteckige Handzuginstrument mit durchschlagenden Zungen zur Tonerzeugung erlebte in diesen Jahren gerade eine Renaissance, nachdem es von Folkloristen wie A.L. Lloyd oder Ewan MacColl zur Liedbegleitung wiederentdeckt worden war. Damals wie heute war es nicht ganz einfach, an ein hochwertiges Instrument zu kommen. Die Blütezeit der Wheatstones, Lachenals, Jeffries und Crabbs war seit dem Ende des 19. Jahrhunderts vorüber, die Ära der Klassik, Marschmusik und Heilsarmeelieder auf diesem Instrument lange vorbei. Seit ihrer Wiederentdeckung durch das Folkrevival erlebt die Concertina vor allem auf den britischen Inseln eine Renaissance, in Irland gar einen regelrechten Boom. TEXT: ULRICH JOOSTEN
Es gibt inzwischen weltweit wieder mehr Concertinabauer als noch in den Siebzigerjahren, dennoch kann man ihre Zahl an zehn Fingern abzählen. Einer von ihnen ist Jürgen Suttner, der sich seit jener Zeit mit dem Instrument befasst. Damals spielt er irische Musik und kauft sich in London seine erste, gebrauchte Concertina. Daran gibt es gelegentlich etwas zu reparieren, und Suttner beginnt, sich mit der Technik zu beschäftigen. Der gelernte Werkzeugmacher denkt sich: Wenn ich es schaffe, eine Zunge herzustellen und zum Klingen zu bringen, dann kann ich auch ein ganzes Instrument herstellen.
Sein Vorbildmodell wird eine historische Concertina des aus der Schweiz stammenden Uhrmachers Louis Lachenal, der Mitte des 19. Jahrhunderts in London Concertinas gebaut hat. Es war ein Instrument mit englischem System, bei dem Zug und Druck den gleichen Ton erzeugen, erinnert sich Suttner. Doch dann wurde mir klar, dass irische Musik gar nicht auf einer English Concertina, sondern auf einer Anglo Concertina gespielt wird. Aufgrund der ganzen Technik und der Art, wie man das Instrument hält und wie die Töne angelegt sind, kann man mit einer Anglo diesen ganzen Schwung in der irischen Musik viel besser rausbringen. ... mehr im Heft
Stans, unweit der Hochglanzstadt Luzern, ist eingeklemmt zwischen dem Vierwaldstättersee, Alpnachersee, schroffen Felsen und dem Luxusberg Bürgenstock, wo Sophia Loren, Audrey Hepburn und Jimmy Carter sich die Klinke in die Hand gaben. Die japanischen und chinesischen Touristen sehen Stans höchstens aus der Ferne, wenn ihre Busse von Luzern kommend auf der Autobahn Richtung Interlaken abzweigen. Dabei wäre Stans sehr wohl eine Entdeckung wert. Eine Fahrt aufs Stanserhorn mit der 1893 errichteten Standseilbahn oder der 2012 eröffneten Cabrio-Luftseilbahn mit offenem Oberdeck lohnen eine Reise in die Innerschweiz. Für die Freundinnen und Freunde von Folk, Lied und Weltmusik hat Stans eine weitere Attraktion zu bieten: das überaus abwechslungsreiche Festival Stanser Musiktage. TEXT: MARTIN STEINER
Einzigartig in der Region
Mit der Einführung eines Rahmenprogramms in Zelten und Gasthäusern des historischen Dorfkerns schufen die Verantwortlichen eine Bühne für kaum bekannte Künstler und den Schweizer Nachwuchs. Mit der Erweiterung des Festivals musste die Festivalleitung die finanzielle Basis verbreitern und gründete im Herbst 1999 einen gemeinnützigen Verein. Speziell an den Stanser Musiktagen ist, dass hier keine Festivalpässe verkauft werden. Wer sich nur für das Rahmenprogramm interessiert, kauft für wenig Geld einen Pin, der als Eintritt für alle Anlässe berechtigt. Für die Konzertreihe der Hauptkonzerte werden ausschließlich Einzelkarten angeboten. ... mehr im Heft
Ende vergangenen Jahres musste sich die Majik Lounge zusammen mit ihrem Initiator aus ihrem bisherigen Zuhause, einem ehemaligen Predigerseminar der evangelischen Kirche, verabschieden. Bereits 2003 als solches aufgegeben, dienten die Räumlichkeiten zwischenzeitlich als Wohnungen und Proberäume. Als sich aber auch neun Jahre später kein Käufer fand, wurde das Gebäude aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt, alle Bewohner und Nutzer mussten raus. Die Geschichte der Majik Lounge jedoch geht weiter. TEXT: STEFAN BACKES Kenny Legendre packt zusammen. Auf einem Rollwagen liegen Gitarrenkoffer, Mischpulte, Kabel. Erste Stühle stehen gestapelt und warten auf den Abtransport. Eine Wand ist fast komplett zuplakatiert mit Konterfeis hier aufgetretener Künstler. Der Molton vor dem Bühnenhintergrund hängt schief, dahinter zu erahnen: eine alte Leinwand. Überall liegen Dinge verstreut Flyer, Poster, technisches Zubehör. Der in Indianapolis geborene Musiker mit rumänischen Wurzeln spricht hervorragend deutsch. 1978 verschlägt es ihn zu seinen Großeltern in die Nähe von Bad Kreuznach. Bei der Weinlese lernt er seine spätere Frau kennen und bleibt. Seit Anfang der Achtziger macht er Musik, zunächst in einer Tanzkapelle, bei zwei Coverbands. Er entdeckt seine Leidenschaft fürs Komponieren, vollzieht einen Stilwechsel und legt sich den Künstlernamen Majiken zu (gesprochen Magic Ken). 2007 gibt er seinen Hauptberuf auf, um von da an allein mit Musik sein Geld zu verdienen. Heute ist der vom Folk und Rock der Sechziger und Siebziger beeinflusste Gitarrist solo und im Duo Tillermans Cat unterwegs, macht Tontechnik für Kollegen und produziert CDs.
Konzerte als Nebenprodukt
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