5 Minuten mit...
Der Singende Tresen
Lyrik als Überlebensstrategie
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Hinter allem gibt es immer noch ein existentielles Grauen.
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Düster bizarr und beißend sarkastisch sind die Lieder von Der Singende Tresen. No Pop! No Rock! No Liedermaching!
steht in selbstironischer Tresen-Manier auf dem aktuellen Album Ernste Musik. Es ist die vierte Produktion der
Band seit ihrer Gründung 2001 durch Sängerin und Poetin Manja Präkels. Mit einer eigenwilligen Mischung aus
Akustikfolkpunk, Jazz, Blues und Einflüssen von Eisler, Weill und Waits kehren die Musiker von Der Singende
Tresen musikalisch zu ihren rauen Anfängen zurück.
TEXT:
SYLVIA SYSTERMANS
Dumpfe Trommelschläge, ein harter Gitarrenriff, darüber skandiert eine verzerrte Stimme: Mir san mir die
die schon immer da warn / Volkes Volk ach Volker / Dein Stottern stört! Mit kantigen Wortsplittern
demontiert Manja Präkels, Sängerin und Frontfrau vom Singenden Tresen, die bürgerliche Fassade rechter
Gesinnung. Passend dazu das Cover der CD Ernste Musik: Hitler als gesichtsloser Papp-Hampelmann vor rotem
Hintergrund.
Die Mischung aus Klamauk und bitterem Sarkasmus ist typisch für die Berliner Band. Während das
2005 entstandene Debütalbum vom Singenden Tresen Sperrstundenmusik deutlich von Klezmer-Anklängen geprägt
war, die zweite CD Clowns im Regen ein Trauerflor umwehte und die Berlin-Homage Kein Teil von etwas
experimentelle Züge trägt, ist die Gangart des aktuellen Albums schnell, rau, brodelnd. Eine musikalisch
ausgesprochen farbige Produktion, schwärmt Manja Präkels: Faktisch haben wir durch Lilia Antico, die seit
dem dritten Album dabei ist, eine ganz neue Klangfarbe rein bekommen. Die Frau ist ein Rhythmus-Junkie,
was dem Ganzen super gut tut. Mit Benjamin Hiesinger hatten wir immer schon einen hervorragenden
Kontrabassisten, gerade wenns leise wird. Er ist der heimliche Balladenkönig bei uns. Hinzu kommt, dass
unser Klarinettist Thorsten Müller in den letzten Jahren die Bassklarinette für sich entdeckt hat,
inzwischen auch mal die Blockflöte in die Hand nimmt oder das kleine rote Akkordeon. Hervorragend!
No Pop! No Rock! No Liedermaching! Just: Ernste Musik postulieren sie. Wobei sich der Ernst oftmals
durch die Hintertür einschleicht. Wie bei dem Lied Was steckt dahinter? über vergebliche Liebe und
Hinterhoftristesse.
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