Einmal Cachupa, bitte
Carmen Souza
Kapverdische Folklore trifft Jazz
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Cachupa ist ein würziger Mais-Bohnen-Eintopf und das Nationalgericht der hingetupften Inselgruppe vor Afrika. Und je
mehr Gemüse die kapverdische Köchin zur Verfügung hat, desto reichhaltiger das Essen. Für Carmen Souza ist die üppige
Suppe zum Symbol für ihr Schaffen geworden und gab ihrem neuen Album den Namen. Die Cachupa hat genauso viele Zutaten
wie meine Musik, lacht sie, da sind die Parallelen doch unverkennbar.
TEXT:
SUZANNE CORDS
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Wenn man als Kind kapverdischer Eltern in Portugal das Licht der Welt erblickt, saugt man nicht nur die kreolische
Sprache, sondern auch die Klänge der Vorfahren mit der Muttermilch ein. Und es ist erstaunlich, was die Kapverden
alles an musikalischem Reichtum zu bieten haben. Fast jede Insel hat ihren eigenen Stil kreiert, beeinflusst von
musikalischen Elementen, die die Seeleute aus aller Herren Länder in die Hafenstädte mitbrachten. Auf Santiago
dominieren Funaná und Tabanka mit westafrikanischer High-Life-Rhythmik, auf São Vicente die Samba-ähnliche
Coladeira, das leichtfüßige, tanzlustige Gegenstück zur wehmütigen Morna von Boa Vistas Gestaden.
Aus all diesen Elementen hat Carmen Souza ihren ganz eigenen Cachupa-Stil kreiert, dominiert von einer mehr
als kräftigen Prise Jazz. Der Jazz lebt von der Improvisation, und so kommen bei jedem Konzert unterschiedliche
Emotionen zum Tragen je nachdem, wie wir Musiker uns gerade fühlen, sagt sie. Das mag ich. Und natürlich ist
da die Herausforderung, jeden Tag nicht nur anders, sondern dazu noch besser zu klingen.
Und so begibt sich Carmen Souza mit einer beeindruckenden stimmlichen Bandbreite auf Vokalreise durch
Cachupa-Gefilde; sie schmeichelt, seufzt, flüstert und scattet die Oktaven rauf und wieder runter und
hat sichtlich Spaß dabei. Zwischen all den Jazzlinien schlängeln sich immer wieder die afrikanischen
Wurzen hervor, allerdings mit einigen Abstrichen, wie die Musikerin erklärt.
»
Je mehr
man studiert,
desto mehr will man entdecken.
«
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Wir Kinder kapverdischer
Eltern, die in Portugal geboren wurden, haben einfach einen anderen kulturellen Hintergrund. Jeder trägt
ein Stück der Inseln in sich, das ist unsere Identität, aber wir haben natürlich auch andere Einflüsse
und Lebenserfahrungen aus der neuen Heimat mitbekommen.
Souza hat ihrer Musik einen derartig persönlichen Stempel aufgedrückt, dass Landsleute gar von einem
neuen Stil reden. Das freut die 31-Jährige, zumal sie auch bei ihren Auftritten in Afrika gut ankommt.
Puristische Anhänger kapverdischer Melodien können mit mir nichts anfangen, schmunzelt sie, aber die
Aufgeschlossenen erkennen den Swing der Inseln wieder und identifizieren sich damit.
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FOLKER auf Papier
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