FOLKER – Rezensionen

Rezensionen DEUTSCHLAND


B. B. & THE BLUES SHACKS
Come Along

(Crosscut Records CCD11106/In-akustik, go! www.bluesshacks.com )
16 Tracks, 58:08, mit Infos

Eine Band, die seit 23 Jahren besteht, in dieser Zeit zwölf Alben veröffentlicht hat, unzählige Liveauftritte absolviert hat und sich immer noch musikalisch fortentwickelt – das sind B. B. & The Blues Shacks aus Hildesheim. Diesmal steht der Soulblues im Fokus, und wieder einmal zeichnet die fünf Musiker ihre stets dem Song- und Bandgefüge dienliche Zurückhaltung aus. Hier sind ganz große Könner am Werk: Michael Arlt, der als Sänger, wenn er die großen Themen Liebe und Beziehung in all ihren Facetten beschreibt so einfühlsam wie überzeugend wirkt; Andreas Arlt mit seinem sparsamen, runden und geschmackvollen Gitarrenspiel; Dennis Koeckstadt an den stets präsenten, nie aufdringlichen Keyboards. Henning Hauerken am Bass und Bernhard Egger am Schlagzeug sorgen für das verlässlich groovende Rhythmusfundament. Dieses feine Quintett wird dann noch um The No Blow No Show Horns und den Backgroundchor The Shackettes ergänzt. Kurz und knackig sind die Up-tempo-Nummern, zum Niederknien sind die Balladen, jeder Ton sitzt am richtigen Platz und kommt zur richtigen Zeit, alles wirkt so klar und einfach – und ist dabei einfach große Kunst.

Achim Hennes

 

B. B. & THE BLUES SHACKS – Come Along


MURAT COSKUN
Frames & Drums

(Pianissimo Musik PM 0927/Edel, go! www.murat-coskun.com )
15 Tracks, 54:29, mit engl. Infos

Eine Hommage an das rhythmische Kraftfeld Orient, im Zentrum steht die Rahmentrommel Def, der Murat Coskun auch das Freiburger Tamburi-Mundi-Festival widmet und die er auch ins Ensemble Fisfüz einbringt. Aber die Def ist auf Frames & Drums nur einer von vielen Rohstoffen, die auch ein melodisches Feuerwerk entfachen, das eine Polarisierung zwischen Rhythmik und Melodik aufhebt. Beim Spiel der sorgfältig gestimmten Rahmentrommel geht es um die reizvolle Verbindung von Rhythmen, Klängen und Melodien. Diese Symbiose gelingt hier nicht nur mit der Def, sondern auch mit dem Steeldrum-Klang der Hang und dem indischen Karnataka-Percussion-Gesang, auf der Marimba oder auf Windspielen. Bei der tonalen und klanglichen Vielfalt der großartigen Darbietung kommt nicht ein Hauch von Langeweile auf. Und dies liegt nicht an den Gastbeiträgen des großartigen Tubisten Michel Godard, hier auch auf dem historischen Blechblasinstrument Serpent, und des Klarinettenmaestros Giora Feidman. Die beiden Virtuosen bieten ein grandioses Dekor für dieses Studiodebüt Murat Coskuns. Eine ungemein ästhetische Produktion von erlesenem Klang, der nicht nur in Ohren von Freunden der Percussion widerhallen sollte.

Birger Gesthuisen

 

MURAT COSKUN – Frames & Drums


CÚL NA MARA
As We Went Out

(Eigenverlag, go! www.culnamara.com )
10 Tracks, 38:34, mit engl. Infos

Keltischer Folk aus Schwaben muss nicht aus Tübingen oder Esslingen kommen. Die Mädle Sonja Bumiller (b, acc, voc) und Sylvia Häufle (dr, voc) und die Büble Martin J. Waibel (bouz, g, mand, voc) und Eckhard Lehmann (wh, uil p, high p, b, voc) kommen aus Aulendorf. Nach einem Jahr Bandexistenz veröffentlichen sie mit As We Went Out erstmals Aufnahmen ihrer Musik: deftige Songs in irischer und schottischer Manier, herbe Themen, Drums ’n’ Pipes nicht auf militärische, sondern rockige Art gespielt. Der diesbezügliche Höhepunkt wird bei „We Will Rock You“ und „(I Can’t Get No) Satisfaction“ erreicht, die in „Highland Rocks“ auf den Highland Pipes zitiert werden. Dann sind da aber auch schnelle und zugleich feine Tunes auf Whistles und Uilleann Pipes in guter Rythm-’n’-Reel-Spielweise, die Cúl na Mara aus der Masse vieler Bands ihres Genres herausragen lassen. Einige Songs und Tunes sind selbst geschrieben, der Einstieg ins Album hat zudem einen aktuellen politischen Bezug zur Occupy-Bewegung. In einem Set unternehmen die vier eine musikalische Reise von der Türkei bis Irland. Anderes klingt nach Mittelalterrock. Eine abwechslungsreiche Partymusik, die ein breites Publikum erreichen könnte.

Michael A. Schmiedel

 

CÚL NA MARA – As We Went Out


MATTHIAS FREY & BASEM DARWISCH
Cairo Steps – Oriental Spirits Meet Jazz

(Jazzline N77007/Delta Music, go! www.thejazzline.de )
11 Tracks, 61:54, mit Infos

Das deutsche-ägyptische Gemeinschaftswerk mit insgesamt 13 Musikern um Matthias Frey und Basem Darwisch setzt ein musikalisches Ausrufezeichen. Das musikalische Spektrum des Albums reicht von der Tradition der großen Orchester der klassischen ägyptischen Musik über türkischen Bauchtanz und einen improvisierten Taksim bis zur Sufimusik. Die Titelhelden Basem Darwisch an der Ud und Matthias Frey am Keyboard spielen sich keineswegs in den Vordergrund, sie lassen auch viele andere solistische Glanzlichter auf Cello, der Trapezzither Kanun oder der Ney zu, welche Cairo Steps äußerst hörenswert machen. Renommierte deutsche Musiker wie Frey und Büdi Siebert nutzen die Zusammenarbeit mit ägyptischen Meistern wie Darwisch und Hossam Shaker, die bereits seit mehreren Jahren in Deutschland arbeiten, als kreative orientalische Spielwiese. Einen Funken Hoffnung gibt auch die Tatsache, dass das Album nicht ausschließlich auf dem europäischen Markt erhältlich ist, sondern auch in Ägypten vertrieben wird und vielleicht auch dort einen musikalischen Frühling vermittelt.

Birger Gesthuisen

 

MATTHIAS FREY & BASEM DARWISCH – Cairo Steps


GÜNTER GALL
Wohl heute noch und morgen – Günter Gall singt und spricht Lieder & Lyrik aus 30 Jahren

(Literatur & Musik, go! www.guenter-gall.de )
24 Tracks, 70:35, mit Infos

Vigelinland/40 Liederjahre – 30 Johre Adaptione

(Literatur & Musik, go! www.guenter-gall.de )
15 Tracks, 62:23, mit Infos

Der Liedermacher, Kleinkünstler und Spielmann vom Niederrhein Günter Gall, seit vielen Jahren in Osnabrück ansässig, ist mit Sicherheit einer der vielseitigsten, rührigsten und fleißigsten Künstler, die die Szene zu bieten hat. Er begann wie so viele mit irischen Songs, besann sich aber bald auf seine Muttersprache, das niederrheinische Platt, und avancierte so – neben Hanns Dieter Hüsch, mit dem er gelegentlich die Bühne teilte – zum „Berufsniederrheiner“. Nebenher schrieb er eigene, auch politisch motivierte Lieder auf Hochdeutsch und erarbeitete vor allem verschiedene Literatur- und Musikprogramme. Mit seiner Lieder- und Poesiecollage „Durch alle Himmel, alle Gossen“ präsentiert er sich als glaubwürdiger Carl-Michael-Bellman-Interpret. „… und reisen quer durch die Zeit“ ist eine poetisch-musikalische Hommage an Erich Kästner. Die zu Unrecht fast vergessene Lyrikerin Mascha Kaléko ehrt er mit seinem Programm „Chanson vom Montag“. Die beiden Seebären Joachim Ringelnatz und Fritz Graßhoff werden in „Überall ist Kattegatt“ lebendig. Quasi als Resümee bringen nun Wohl heute noch und morgen und Vigelinland Ausschnitte aus all diesen Programmen zu Gehör. Zwei Liederreisen ganz besonderer Art.

Kai Engelke

 

GNADENKAPELLE
Mei hoidn – Zeen b’hoidn

(Mundartageh/BSC Music, Rough Trade 307.0083.2)
14 Tracks, 57:23, mit dt. Infos

Ein Hoch auf die Provinz! Oder sagen wir: die Helden der Provinz, nicht nur geografisch, sondern auch stilistisch – ein dermaßen zum Davonlaufen geeignetes Booklet-Layout ist auch schon wieder eine Kunst, wenn auch sicher nicht im Geiste. Denn so könnten unsere Helden nicht als Leuchttürme bis in die Metropolen blinken. Aus dem Landkreis Erding kommt die Gnadenkapelle um Valentin, genannt „Val“ Dasch – zwei Männer mittleren und zwei Männer noch eher jüngeren Alters, die sich zur Musik in klassischer Rockbesetzung wohl eher aus innerem Drang als zum Verdienen des Lebensunterhalts zusammengefunden haben. Die vier erzählen in beinhartem Dialekt – Albumtitel: Maul halten, Zähne behalten – lakonisch-dissidente Geschichten aus dem Alltag weltoffener Bayern in der Diaspora und verpacken diese in eine Art leichtfüßige Rhythm-’n’-Blues-Mischung mit allen Arten von Einflüssen, vor allem aus Afrika, aber auch lokalen, aus der Karibik und von wo auch immer – Hauptsache, es groovt. Und, Junge, Junge, das tut es mächtig! Unterstützung bieten einige Bläser, ein Akkordeon, zahlreiche Chorstimmen und eine Reihe von Fürbittenvorlesern – ein fantastisch homogener Haufen pralles echtes Leben direkt vom Land!

Christian Beck

 

GNADENKAPELLE – Mei hoidn – Zeen b’hoidn


KLAUS HOFFMANN
Berliner Sonntag

(Stille Music, Indigo 966642, go! www.klaus-hoffmann.com )
15 Tracks, 48:31, mit dt. Texten u. Infos

Vor 34 Jahren sang Klaus Hoffmann „Was fang ich an in dieser Stadt?“. Mit seinem 42. [!] Album Berliner Sonntag scheint er nun die Antwort gefunden zu haben. In fünfzehn neuen Liedern, alle 2011, 2012 in Berlin entstanden, besingt er seine Stadt – mal ironisch, mal bewundernd, wehmütig und erfreut, zurück- und nach vorn blickend, aber immer voll heiterer Zuwendung. Klaus Hoffmann ist unverwechselbar, seine Stimme, seine Melodien erkennt man schon bei den ersten drei Tönen, und dennoch hat er immer wieder Neues zu bieten, und was das Wichtigste ist: Er erzeugt Emotionen. Man nimmt ihm ab, was er singt. Stilistisch ist er der Chansonnier unter den deutschen Liedermachern. Kein Zufall also, dass er als anerkannter Brel-Interpret gilt – und das auch in Frankreich. Begleitet wird er von seiner Liveband: allen voran sein langjähriger Pianist und Freund Hawo Bleich sowie Michael Brandt (Gitarre), Peter Keiser (Bass) und Stephan Genze (Schlagzeug). Zusätzliche Akzente setzen die Münchner Philharmoniker. Die Gastmusiker Reinhard Mey und Till Brönner komplettieren einen stimmungsvollen Berliner Sonntag.

Kai Engelke

 

KLAUS HOFFMANN – Berliner Sonntag


BERNADETTE LA HENGST
Integrier mich, Baby

(Trikont US-0438, Indigo, go! www.lahengst.com )
14 Tracks, 50:09, mit dt. Texten u. Infos

Mit wachsender Anziehungskraft groovt Bernadette Hengst sich mit ihrem Polit-Elektropop ein – einem Bastard, der inzwischen so passgenau zwischen Polit und Pop sitzt, dass er kaum je auf eine Seite kippt. Wurde eben noch „Gib mir bedingungsloses Grundeinkommen / in Liebe heute Nacht“ am Eros gebaggert, so wird daraus auch schon die reine Politparole „Komm, komm, Grundeinkommen / komm, komm, bedingungsloses“. Es geht um alle Arten von Geschlechter-, System-, Beziehungsfragen – Selbstfindung und Eigendefinition, Brustvergrößerung und Nasenkorrektur, die Mühen der Ebene vom Alltag im Haushalt über das alte Distanz-und-Nähe-Spiel und die materielle Ökonomie bis zu den letzten Dingen überhaupt. Die Stücke entstanden teils für Theaterproduktionen oder ähnliche Kunst- und Politaktionen, die Musik wurzelt tief in den althergebrachten Stilen mit schwarzer Grundierung, was in Verbindung mit dem ausgesprochen heutigen synthetischen Sound eine reizvolle Spannung ergibt – alles andere als gewöhnlich, schon mal gut. Kolleginnen wie Peta Devlin, Rocko Schamoni, Olifr Maurmann, Knarf Rellöm und Töchterchen Ella Hengst bereichern alles mit viel musikalischer Substanz. Und ansteckender Lebendigkeit.

Christian Beck

 

BERNADETTE LA HENGST – Integrier mich, Baby


MAJIKEN & FRIENDS
Endlich!!!

(Praxis Gelender PG01, go! www.majiken.de )
13 Tracks, 44:38, mit Infos

Jeder Musiker träumt davon, sein erstes Album aufzunehmen. Majiken hat sich diesen Traum erfüllt – mit 54 Jahren. „Magic-Ken“ – so möchte er seinen Künstlernamen ausgesprochen wissen – heißt eigentlich Kenny Legendre und wenn die nächsten Alben ähnlich werden, wird daraus vermutlich Kenny Legende. Im Ernst, der Musiker amerikanischer Abstammung mit Sitz in Bad Kreuznach versprüht eine Fröhlichkeit und Unbeschwertheit, die man sich nur bei seinem ersten Album erlauben darf. Sei es der wilde Stilmix von Rock über Liedermacher bis Country, sei es die unorthodoxe Instrumentierung – in jeder Zeile hört man einen Musiker, der Spaß an seiner Musik hat. Kein Wunder, Majiken ist schon sein ganzes Leben Musiker, aber hat erst mit 50 Jahren den Sprung ins Profilager gewagt. Das hört man der Veröffentlichung an. Endlich!!! klingt genau so unverfroren, konzeptlos und durchgemischt, wie Hobbyveröffentlichungen klingen, aber jedes Stück ist musikalisch perfekt eingespielt, sauber gemischt und gemastert. Das sorgt für gute Laune, man will mitsingen und freut sich auf die Liveauftritte. Hoffentlich veröffentlicht Majiken noch viele Debütalben!

Chris Elstrodt

 

MAJIKEN & FRIENDS – Endlich!!!


NOBODY KNOWS
Lyrik im Anzug

(Seña Music SM0252011/Starfish Music, go! www.nobodyknows.de )
12 Tracks, 49:11 plus Bonus-CD, 7 Tracks, 21:10, mit dt. Infos

Wenn eine deutsche Band heutzutage das „Heidenröslein“ oder die „Lorelei“ singt, kann das ganz schön peinlich werden. Nicht so bei diesem Sextett aus Sachsen-Anhalt. Denn die beiden Köpfe der Band, Max Heckel und Maximilian Heinrichs, halten sich lediglich an die bekannten Texte, nicht aber die gemeinhin damit verbundenen Melodien. Traditionelle Worte in neuer Musik also, die sich durch geschmackvolle Arrangements auszeichnet, die wiederum Instrumente wie Gitarre, Piano, Bass und Mandoline zum Klingen bringen. Das hat insgesamt mehr von modernem Songschreiber-Pop als von muffig-literarischem Liederkonservieren. Es geht vor allem um die Atmosphäre der Wörter. Da steht die düstere Minisinfonie „Kriegsballade“ neben einer überraschend locker-luftigen Fassung Goethes besagten „Heidenrösleins“. Nicht jeder Song des Albums verliert allerdings seine gewohnte Melodie – „My Bonnie Is Over The Ocean“ beispielsweise, das allerdings nun wie ein leiser Blues anmutet; oder Alexandras „Zigeunerjunge“, der an Kitsch verliert, aber die Melancholie behält. Manchmal ist es zunächst schwer, sich vom Bekannten zu lösen. Dann allerdings kann es passieren, dass man die Ur-Version nicht mehr hören will. Gut möglich.

Volker Dick

 

NOBODY KNOWS – Lyrik im Anzug


LULO REINHARDT/ULI KRÄMER
Live @ Neidecks

(Toca Records TOCA 12117/Broken Silence, go! www.lulo-reinhardt-project.de , go! www.schlagzeuglehrer-koblenz.de )
12 Tracks, 66:05

Wer von einem Gitarristen des berühmten Namens Reinhardt Zigeunerjazz erwartet, wird von der Vielfalt an musikalischen Ausdrucksformen Lulo Reinhardts überrascht sein. Der Großneffe des legendären Django präsentiert sich live im Dialog mit seinem langjährigen musikalischen Gefährten, dem Percussionisten Uli Krämer. Den beiden exzellenten Virtuosen hat es deutlich der südamerikanische Klangraum angetan. Gleich zur Eröffnung bietet „Lulos Samba“ eine kraftvolle Darbietung auf der nylonbesaiteten, akustischen Gitarre. Cajon, Becken und Schlagwerk aller Art bilden wesentlich mehr als nur den Hintergrund für die teilweise exzessiven solistischen Ausbrüche des in Koblenz lebenden Gitarristen. In „Colours“ etwa schafft Uli Krämer einen bezaubernden, meditativen Klangtempel, um im nahtlos anschließenden „Asia“ mit Lulo dem grandiosen, schweißtreibenden Finale entgegenzurasen. Der improvisatorische Freiraum erlaubt augenzwinkernde Interaktionen mit dem hörbar begeisterten Publikum, und so verirrt sich sogar ein „Smoke-On-The-Water“-Zitat in ansonsten brasilianisch-jazzige Gefilde. Wer Freude an Powerplay und groovebetonten Akustikgitarrensoli hat, der liegt hier goldrichtig.

Rolf Beydemüller

 

LULO REINHARDT/ULI KRÄMER – Live @ Neidecks


HANNES WADER
Nah dran

(Mercury Records 06025 370 1887/Universal, go! www.hanneswader.de )
Promo-CD, 12 Tracks, 65:10

Sechs Jahre hat sich der alte Troubadour Zeit gelassen, aber das Warten hat sich gelohnt. Nah dran vereint all das, was der Kenner an Hannes Waders Liedern schätzt: eine gute Portion Zärtlichkeit und Gefühl, das kompromisslose Einmischen in gesellschaftspolitische Missstände, jede Menge Ironie, Satire und Humor. Es sind Stücke im Singer/Songwriter-Stil zu hören, anderes klingt nach Chanson, Volkslied oder Reggae. Behutsam, aber wirkungsvoll wird Wader unterstützt von seinen langjährigen Mitmusikanten Jo Barnickel, Nils Tuxen und Benjamin Hüllenkremer. Sechs Lieder stammen ausschließlich aus Waders Feder. Im Titellied „Nah dran“ schildert er auf humorvolle Weise seine oft vergeblichen Bemühungen um die Frauen, „Der Drachen“ thematisiert Kindheitserinnerungen, „Boulevard St. Martin“ setzt dem Widerstandskämpfer Peter Gingold ein kleines Denkmal. „Alter Freund“ ist ein fast zärtlicher Nachruf auf Franz Josef Degenhardt, und das „Lied vom Tod“ ist eine selbstironische Auseinandersetzung mit der Endlichkeit. Daneben finden sich Nachdichtungen von Tom Paxton, Jacques Prevert und Pete Seeger. Ungeachtet aller Trends und Moden geht Wader seinen eigenen Weg. Da geht man gern ein Stück mit.

Kai Engelke

 

HANNES WADER – Nah dran

Update vom
09.02.2023
Links
go! Home
go! Vorige Rezis
go! Nächste Rezis
FOLKER auf Papier
Dieser Artikel ist ein Beispiel aus der Print-Ausgabe!
Bestelle sie Dir! Einfach das
go! Schnupper-Abo! bestellen und drei Ausgaben preiswert testen. Ohne weitere Verpflichtung!
Oder gleich das
go! Abo ?