LABELPORTRÄT 59
Stars, von denen man hier noch nie etwas gehört hat
Out Here Records
Label für urbane Sounds aus Afrika
TEXT: SYLVIA SYSTERMANS
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Eigentlich ist Jay Rutledge Journalist. Auf Bayern 2 moderiert er regelmäßig
Sendungen wie Nachtsession und Nachtmix. 2004 gründete der
Münchner mit amerikanischen Wurzeln das Label Out Here Records. Hier
veröffentlichen er und sein Mitstreiter Georg Milz seither Urban African Sounds:
Hip-Hop aus dem Senegal, Hiplife aus Ghana, Bongo Flava aus Tansania, Kwaito aus
Südafrika. Musikstile, mit denen junge Leute formulieren, was in ihrem Alltag
los ist, die aber in westlichen Industrieländern kaum wahrgenommen werden. Das
will Jay Rutledge mit seinem Label ändern.
»Während Afrika von
der Modernität Europas
träumt, sucht Europa in
Afrika noch immer das
Traditionelle.«
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Schon Jahre vor der Gründung von Out Here Records war Jay Rutledge regelmäßig in
Afrika unterwegs. Auf der Suche nach den angesagten lokalen Musikern. Dann ist
man da zwei Wochen, kauft alle CDs, hat schon vorher ein paar Kontakte, lässt
sich Sachen übersetzen, geht zum Radio, trifft Leute, schaut Konzerte an. An
die fünfzehn Künstler wählt Jay Rutledge in der Regel für eine Kompilation aus,
Bands, von denen man hier meistens noch nie etwas gehört hat, die aber alle
eine Relevanz in ihrem Land haben. Wie das senegalesische Frauen-Rap-Trio Alif,
das Jay Rutledge auf dem ersten Out-Here-Album Dakamerap veröffentlichte.
Oder Zusammenstellungen mit Soul aus Eritrea, Electro-Beats aus Beirut und
Hip-Hop aus Nigeria. Die erste eigene Out-Here-Produktion Segu Blue,
das Debütalbum des malischen Ngoni-Virtuosen Bassekou Kouyaté, wurde 2008 mit
dem BBC World Music Award ausgezeichnet.
Auf den Platten von Out Here beziehen junge Afrikaner in ihren jeweiligen
Landessprachen selbstbewusst Stellung zum aktuellen politischen Geschehen. So
etwas auf der Platte Yes, We Can – Songs About Leaving Africa.
In den fünfzehn Songs geht es darum, weshalb Leute das Land verlassen. Und wie
es ist, wenn ich mich in Spanien durchschlage. Was denkt meine Familie zu Hause?
Dass es mir total gut geht, sie ruft dauernd an und will Geld. Aber ich selber
stehe auf der Straße und habe keinen Job, erläutert Jay Rutledge, der sich als
Antiromantiker bezeichnet.
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