Rezensionen SÜDAMERIKA / LATEINAMERIKA / KARIBIK
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THE LINETZKY FAMILY
Diaspora In Buenos Aires
(Musik Edition Winter & Winter 910 196-2/Edel, www.winterandwinter.com
)
24 Tracks, 57:27, mit dt. und engl. Infos
Hörfilme nennt Produzent Stefan Winter gerne die Veröffentlichungen seiner
ambitionierten Edition, auf denen Musik vor Ort zu hören ist. Das können ein
Kaffeehausorchester auf einer venezianischen Piazza, ein Jazzensemble im Bordell
oder schweizer Guggenmusikgruppen beim mitternächtlichen Fasnachtsumzug sein.
Auf dem vorliegenden Album hören wir nun Aufnahmen vom Familiensitz des
argentinisch-jüdischen Pianisten und Komponisten Andrés Linetzky, Jahrgang 1974,
der zu den bekanntesten jüngeren Tangointerpreten seines Landes zählt. Die
Zeichen einer unseligen Zeit erkennend, waren seine Vorfahren bereits 1929 von
Europa nach Buenos Aires ausgewandert. Ihre Nachfahren pflegen nun bis in die
Gegenwart hinein die Institution der elterlichen Hausmusikkonzerte, die ganz im
Zeichen jiddischer Musiktraditionen stehen. Von den Alten, deren Stimmen nur
noch per Kassettenmitschnitt zu hören sind, bis zu den Jüngsten, die den
Klassiker Shalom Aleijem aufleben lassen, reichen die Tonspuren der Familie.
Und die jungen Alten dazwischen spielen Bulgar, Freylekh, Polka und natürlich
Walzer. Und dessen Melancholie ist dann auch wieder gar nicht so weit weg vom
Tango
Walter Bast
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ROSARIO SMOWING
Se Mueve
(Flowfish Records ff 0038/Broken Silence, www.rosariosmowing.com.ar
)
13 Tracks, 52:34, mit span. Infos
Das weltweite Swing-Fever ist auch in Argentinien angekommen. Aus dem
Zentralargentinischen kommt die seit zwölf Jahren aktive Band. Auf ihrem dritten
Album, dem erste beim jungen Berliner Flowfish-Label, servieren uns die acht
Musiker zusammen mit etlichen Gästen ein buntes, viele Gänge umfassendes Menü.
Neben dem Swing wird aber auch mit all den anderen, bei den sogenannten
Mestizos in aller Welt beliebten Zutaten gekocht: Ska, Rockabilly,
Latin-Stilen wie Bolero, Mambo und auch etwas Tango. Dessen Geist speist auch
die sentimental-melancholischen, in die Nacht gehörenden Texte, die
hauptsächlich aus der Feder des Frontmanns und ehemaligen Punk-Sängers Diego
Casanova stammen. Der muss, wie quasi alle jüngeren Argentinier, unter anderem
viel Musik von Los Fabulosos Cadillacs gehört haben, den argentinischen
Pionieren in Sachen Latin-Rock. Selbst Casanovas bittersüßer Gesang erinnert
bisweilen an den von Vicentico, dem Sänger der Cadillacs. Die Tanz-Combo klingt
konzerterprobt, was man kürzlich auch erstmals in Deutschland erfahren konnte.
So merkt man auch kaum, dass das Material sowohl bei Theaterauftritten in
Spanien als auch zuhause in Rosario aufgenommen wurde.
Katrin Wilke
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FOLKER auf Papier
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