FOLKER – Labelporträt (58)

LABELPORTRÄT 58

Weniger ist mehr

Der Independent-Vertrieb Indigo

Spezialgebiet: Weltmusik

TEXT: CHRISTOPH WAGNER


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NIKEL PALLAT

Adele, Tom Waits, La Brass Banda und der Buena Vista Social Club sind seine Bestseller. Vor zwanzig Jahren wurde der Hamburger Indigo-Vertrieb gegründet – klein, aber fein! Mittlerweile ist ein ausgewachsenes mittelständisches Unternehmen daraus geworden mit siebzig Mitarbeitern und zwanzig Millionen Umsatz. Bis heute trotzt Indigo der Krise in einer arg gebeutelten Plattenindustrie.

»Wir haben seit
zwei Jahren eine
Schutzheilige –
die Heilige Adele!«

Nikel Pallat zählt zum Urgestein der deutschen Musikszene. Er war schon ganz früh als Band- und Labelorganisator von Ton Steine Scherben dabei. 1971 machte ihn eine spektakuläre Tat berühmt: Bei einer Fernsehdiskussion im WDR über Popmusik und Kommerz zückte er plötzlich mitten in der Debatte vor laufender Kamera ein Beil und zertrümmerte den Tisch, an dem die Diskutanten Platz genommen hatten, aus Wut und Ärger und als Protest gegen die kapitalistisch-öffentlich-rechtliche Vereinnahmung.

LA BRASS BANDA

Inzwischen ist Pallat ruhiger geworden. Er sieht die Dinge gelassener und weniger holzschnittartig. Heute sitzt er in der Geschäftsleitung von Indigo, einem der größten Independent-Vertriebe im deutschen Musikgeschäft. Dort hat man
TOM WAITS * FOTO: JESSE DYLAN
sich von den Prinzipien eines alternativen Wirtschaftens nicht gänzlich verabschiedet, versucht sie aber mit den Erfordernissen eines erfolgreichen Geschäftsmodells in Einklang zu bringen. Indigo vertreibt über einhundert Labels. Sein Spezialgebiet ist Weltmusik, Singer/Songwriter und alternative Rockmusik.

„Wir haben 1970/71 mit der David Volksmund Produktion begonnen, um die Alben von Ton Steine Scherben auf den Markt zu bringen. Mit der kapitalistischen Plattenindustrie wollten wir nichts zu tun haben“, erinnert sich Pallat. „Das hat zum Glück funktioniert, sodass sich uns bald ein paar befreundete Bands anschließen wollten.“ Aus diesen Anfängen entstand 1976 das April-Label. Wegen namensrechtlicher Probleme benannte sich der Alternativvertrieb kurze Zeit später in Schneeball Records um. Mit von der Partie waren Gruppen wie Embryo, Missus Beastly und Sparifankal. Man wirtschaftete nach dem Motto: Musik im Vertrieb der Musiker!

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Update vom
09.02.2023
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