GASTSPIEL
Die vierte Gewalt im Glashaus
Oder:
Weshalb die „Radioretter“ Transparenz herstellen
VON LOTHAR FEND*
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Von einem „Radiofrühling“ zu sprechen, wäre falsch. Das meteorologische Bild ist
schief und überzeichnet. Aber im Frühjahr 2012 erzeugt das Kulturradio
beeindruckende Resonanzen. So viel Unterstützung bekam die Idee des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks selten. Vielleicht noch zu Zeiten der
„Rotfunk“-Debatten, als die WDR-Jugendsendung Radiothek
Ende 1980 abgesetzt wurde. Oder als die CDU in Norddeutschland den NDR
zerschlagen wollte. Da demonstrierten die Leute und trugen sich noch
handschriftlich in Listen ein.
Autoreninfo:
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*LOTHAR FEND, 1946 in Hannover geboren, Geschichtsstudium in Göttingen,
Redaktionsvolontariat in Köln. Arbeitete ein Berufsleben beim Westdeutschen
Rundfunk. Redigierte und moderierte auf WDR 2 die Radiothek und das Kulturmagazin
Budengasse, auf WDR 3 das Kritische Tagebuch, die Funkhausgespräche
oder die Büchersendung Gutenbergs Welt. Mitbegründer von Die Radioretter –
Initiative für Kultur im Rundfunk.
www.die-radioretter.de
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Drei Jahrzehnte später unterzeichnen fast neunzehntausend Bürger –
darunter viele Schriftsteller, Künstler, Wissenschaftler – im Internet
einen offenen Brief der Radioretter an die WDR-Intendantin. Die Initiative für
Kultur im Rundfunk fordert darin nicht Streichung sondern Ausbau kultureller und
politischer Sendungen auf WDR 3 und kritisiert die Entwicklung des
öffentlich-rechtlichen Systems.
Den Brief unterschreiben Autorinnen wie Elke Heidenreich oder Monika Maron,
Autoren wie Christoph Hein oder Ingo Schulze.
Die WDR-Geschäftsleitung hat ideenlose Schnittpläne für das musikgeprägte
Kulturradio des Westdeutschen Rundfunks aus der Schublade gezogen: Streichung
der politischen Journale, eines wöchentlichen Featuretermins, die
Umwandlung des politischen Feuilletons Resonanzen in eine
Wiederholungssendung, und so weiter, und so weiter. Zwar behauptet der
Hörfunkdirektor, er habe noch nie einen so transparenten Reformprozess erlebt,
aber die Unterlagen mag er den Radiorettern doch nicht überlassen. Wer sie
trotzdem durchblättert, erschrickt vor dem heillosen Wirken von
Unternehmensberatung und hierarchischer Entscheidungsfindung.
Es unterschreiben Publizisten wie Franziska Augstein, Heribert Prantl oder
Friedrich Schorlemmer.
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