FOLKER
präsentiert:
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TFF Rudolstadt 2012
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Ein sanftes Messer, gebrauchte Rosen und Rot-Weiß-Musik
BEOBACHTUNGEN BEIM LÄNDERSCHWERPUNKT
CHINA
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Süßliches Popgesäusel zur Pekingente? Massenchöre zum Parteitag der KP? Lang
Langs hochvirtuose Pianokunst? Nichts von all diesen Klischees gab es beim
China-Schwerpunkt des TFF Rudolstadt zu erleben. Kurator Robert Zollitsch und
das Festivalteam setzten auf unerwartete Zwischentöne.
TEXT: STEFAN FRANZEN
Underground? Xiao He legt die Stirn in Falten. Ist das nicht eher eine
Lebensweise? Zumindest in China verbindet man damit keinen Musikstil. Ich kann
gar nicht Underground sein, denn hier beim Festival sind ja offizielle Vertreter
des Kulturministeriums, die mich sehen. Besonnen, fast philosophisch erklärt
der 37-Jährige seine Musik, die im Programm vorab als Free Folk klassifiziert,
und deren Hintergrund als freigeistig, gar anarchistisch, beschrieben wurde.
Doch Xiao He (kleiner He) entschlüpft Kategorisierungen geschickt.
SOUNDSCAPES AUS MANTRAS UND TIERLAUTEN
Rückblende auf den Vortag: Mit stehenden Ovationen wird er in der Stadtkirche
gefeiert, sein Solokonzert widersetzt sich allen Erwartungen. Die Werkzeuge:
Akustikgitarre, ein paar Effektpedale und seine Stimme. Daraus baut er
Soundscapes mit pentatonischen Gesängen, wortlos über kreisende Loops
geschichtet. Er kombiniert mönchische Mantras mit Tierlauten, streut zerhackte
Industrialklänge ein, würfelt Marimba-, Sitar- und Schalmeien-Schnipsel
durcheinander. Und er ist höchst spontan, imitiert einen vorbeifahrenden
Krankenwagen, tritt mit einem brabbelnden Säugling in Dialog. Wenn ich auf die
Bühne gehe, weiß ich vorher nicht, was passiert. Ich will den Moment fühlen, am
Anfang ist da eine Leere, die ich aus dem Jetzt fülle. So kreiere ich
Authentizität. Ob er ein Pionier sei mit seinem Stil in China? Nein, ich füge
ja nur verschiedenste Dinge zusammen, die schon da sind. Musik geschieht durch
ihn hindurch. Und als praktizierender Buddhist besucht er begeistert den
Auftritt der tibetischen Tashi Lhunpo-Mönche auf der Heidecksburg.
Der Autor dankt Juliane Rühl für das Dolmetschen.
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FOLKER auf Papier
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