Rezensionen DEUTSCHLAND
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FREDRIK FORSBERG
Welt als Wille & Fiktion
(BSC Music 307.0157.2/Rough Trade Distribution, www.myspace.com/580532738
/ www.bscmusic.com
)
13 Tracks, 37:49, mit dt. Infos
Fromm zu sein ist sicher gut / Vor allem, wenn man Gutes tut / Ein Gebet ist
nicht genug? Aufs erste Hören klangen selbst solche eigenartigen
Religions-Stellen des Münchner Sixties-Epigonen Fredrik Forsberg für diesen
Rezensenten eher ironisch, wenn nicht gar etwas zynisch. Mit der Zeit aber
stellt sich dabei gelegentlich auch ein Gefühl ein, als hätten die
Kummerkastenkunden aus Nathanael Wests Miss Lonelyhearts die
Songs hie und da mit ihren Tränen gegossen: Blumen würden dann aus dem
Boden schießen, Blumen, die nach Füßen rochen. Aber davon wird die Musik zu
Welt ohne Gott, dem obige Zeilen entstammen auch nicht weniger mitreißend
– ein ausgesprochen lustvoller Bastard aus einer Art Bluegrass und Beat,
der verblüffend direkt daran erinnert, wie Popmusik früher einmal vor allem
Spaß gemacht hat. Bei Forsberg tut sie das noch immer, ob als Ballade oder
agiler Uptempo-Liedermacherrock, ob die Texte nicht ganz bierernst, aber auch
nicht ganz unernst über Philosophie reden (Welt als Wille & Fiktion) oder
– Nur Sex ist besser als Sex, Sex mit einem Alien – die Birne
auch mal ausschalten. Und eine gewisse Unklarkeit ist in der Kunst ja nun alles
andere als schlecht.
Christian Beck
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UWE KROPINSKI
So wie so
(Jazzwerkstatt jw110, www.kropinski.com
)
13 Tracks, 68:58, mit dt. und engl. Texten
An alle Akustikgitarristen! Wer dachte, bereits zu wissen, was alles auf diesem
sechssaitigen Spiel-Zeug möglich ist, sei gewarnt: Ihr wisst es nicht! Der
Berliner Freistilist Uwe Kropinski entlockt seinen Gitarren das größtmögliche
Spektrum. Von der verinnerlichten Einfachheit bis an den Rand des klanglichen
und spieltechnischen Universums. Alles klingt so, wie es klingen muss, aufgrund
innerer Notwendigkeit und nicht, weil sich da einer etwas Besonderes ausgedacht
hat. Ein Geburtstagsgeschenk hat er sich gemacht, zum Sechzigsten. Und uns, den
Hörern, die die wundersamen Klangspuren eines Berufenen bestaunen. Eines, der
So wie so nicht anders konnte, als dem Ruf der Gitarre zu folgen. Und wenn jemand im
Booklet schon freimütig bekennt, dass es die Liebe ist, die ihn antreibt und
die ihn spielen lässt, was er will – wie viel Liebe zum Instrument muss
einer dann haben, um sich Gitarren bauen zu lassen, die 39 Bünde haben, als
wolle er die fehlende Strecke zu den Sternen überbrücken? Fliegen kann er, und
das tut er auch. Grenzen scheren Uwe Kropinski nicht. Weder die musikalischen
noch die im Herzen. Glückwunsch nachträglich nach Berlin!
Rolf Beydemüller
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CATHRIN PFEIFER & BAND
Pousse Blues Waltz
(Galileo Vertrieb GMV046, www.cathrin-pfeifer.de
)
12 Tracks, 62:17, mit Infos
Wie ein Wirbelwind eröffnet Cathrin Pfeifer ihr siebtes Album und setzt sich
selbst ein neues Denkmal. Die Powerfrau beweist einmal mehr, welche Kraft das
Akkordeon als Soloinstrument besitzen kann. Jenseits von Bal-Folk-Geplänkel
spielt Pfeifer zum Tanz auf, der zum wilden Mitzappeln animiert. So zum Beispiel
mit dem 5/4-Walzer Cheese & Chocolate. Andere Stücke wären auch für einen
Salsa-Abend geeignet. Jeder einzelne Track ist jedoch dazu geeignet,
Musikliebhaber jenseits des Folkmainstreams aufhorchen zu lassen. Pousse Blues
Waltz, ein rein instrumentales Album, entzieht sich jeder Stilzuordnung. Es
klingt nach Sommer und nach Abenteuer, nach Liebe und ungezähmter Zärtlichkeit.
Neben Cathrin Pfeifers Virtuosität auf dem Akkordeon ist auch ihre Begleitband
für die Qualität dieses Albums verantwortlich. Ob Fretless Bass oder Didgeridoo,
die Band spielt wie aus einem Guss, filigran und voller Kraft zugleich. Pousse
Blues Waltz ist ein professionelles Album großer Künstler. Wenn wir aus der
Folknische herausfinden wollen, dann macht Cathrin Pfeifer alles richtig.
Chris Elstrodt
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THE RED HOT SERENADERS
Such A Night
(Ladwig Jazz Records, www.redhotserenaders.de
)
20 Tracks, 70:53 mit engl. Infos
Rainer Wöffler ist als Bluesgitarrist und -sänger seit Jahren in der
europäischen Szene bekannt. Ob solo oder mit seinen Sons of the Desert –
stets überzeugt Wöffler mit musealem Instrumentenreichtum, darunter Ukulele,
Mandoline und verschiedene Resonatorgitarren. Für Such A Night
hat Wöffler sich die Schweizer Sängerin und Gitarristin Tanja Wirz als
Duopartnerin auserkoren. Sie unterstützt ihn auch am Waschbrett und an der
Klarinette und sorgt damit für eine bunte Mischung. Als Gäste sind mit von der
Partie: Uwe Knüppel (b), Knalle Wall (Tuba), Leopold Stepanek (g), und Uwe
Ladwig (sax und kleinstes Schlagzeug), der als Tonmeister auch alles gemischt
und produziert hat. Spielwitz und Virtuosität gehen bei der Liveaufnahme Hand
in Hand, eigene Titel (Red Hot Serenaders Stomp) und traditionelles Liedgut
(Johnny, Tu NEs Pas Un Ange) werden mit akustischem Blues und Jazz der
Zwanziger bis Vierziger durchmischt und gekonnt arrangiert. Von Bessie Smith
und Blind Boy Fuller bis zum kürzlich verstorbenen Louisiana Red reicht das
Repertoire der gelungenen Produktion. Klasse ist auch das Design von Jürgen
Baron – besser kann sich ein großes Digipak nicht präsentieren. Bravo.
Annie Sziegoleit
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JOHANNES SCHIEFNER
Watergrasshill
(Leiselaut LLCD 1-023, www.myspace.com/johannesschiefner
)
12 Tracks, 64:59, mit engl. u. dt. Infos u. engl. Texten
Johannes Schiefner aus Krefeld ist nicht nur Arzt und Folker-Autor,
sondern auch ein exzellenter Musiker. Er singt und spielt Whistles,
Mandocello, Piano, Cembalo, Synthesizer, vor allem aber die Uilleann Pipes. Und
zwar so gut, dass er schon Vorstandsmitglied der irischen Uilleann Pipes
Gesellschaft Na Píobairí Uilleann war. Mit 23 Mitmusikerinnen und -musikern,
darunter Größen wie Jens Kommnick, Franziska Urton, Regina Elling und Kaspar
Lavall hat er nun sein erstes Solo-Album aufgenommen, das nicht unter dem
Namen einer seiner Bands wie Friels Kitchen, Limerick Junction oder Whisht!
läuft. Schiefner spielt auf seinen 1928 von Leo Rowsome gebauten und von Andreas
Rogge renovierten Pipes häufig in einem modernen, jazzigen Stil, der sehr an
Davy Spillane erinnert. Die Pipes werden oft mit einem Synthesizerteppich
unterlegt, mal ähnelt ein sehr offener, etwas metallischer Sound mit Gitarren-
und Schlagzeugbegleitung dem von Kíla, mal erinnert das – hier allerdings
durch Overdub ermöglichte – Zusammenspiel von Pipes und Cembalo an das
Reel Bach Consort, mal macht Schiefner zusammen mit der bulgarischen Sängerin
Iritschka einen Crossoverausflug auf den Balkan. Ein Hochgenuss!
Michael A. Schmiedel
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KONSTANTIN WECKER
Konstantin Wecker liest Rilke
(Laut & Luise L&L 010/Al!ve, www.wecker.de
)
41 Tracks, 56:23, mit Infos
Ein Liedermacheralbum ist es nicht, was Konstantin Wecker hier vorlegt, zumal er
seine Kunst als Rezitator und Pianist in den Dienst eines anderen, des Poeten
Rainer Maria Rilke stellt, der schon Generationen von Lyrikliebhabern
verzauberte. Ein reines Hörbuch ist es aber auch nicht, denn Wecker liest und
interpretiert nicht nur auf seine unvergleichliche Art, er spielt auch Klavier.
Letzteres tut er so zurückhaltend, feinfühlend, unaufdringlich, dass es dem
Hörer im Verbund mit den Texten schon mal den Atem verschlagen kann. Rilke hat
wunderbare, zeitlose Gedichte geschrieben. Solche die sich dem Rezipienten in
ihrer Klarheit mühelos erschließen, aber auch solche, deren Gehalt unter
Umständen erst mühevoll entschlüsselt werden muss. Das kann anstrengend und
sogar abschreckend sein. Und dann kommt der Wecker und sagt, Lyrik muss ja nicht
unbedingt mitgedacht, sondern vor allem mitgefühlt, mit allen Sinnen erlebt
werden. Ja, natürlich! Das funktioniert tatsächlich! Und wenn dann zur Stimme
noch die zarten Hinführungen der kongenialen Klavierimpressionen hinzukommen,
dann wird alles plötzlich ganz leicht und nachvollziehbar und wertvoll.
Jedenfalls für den, der offenen Herzens ist.
Kai Engelke
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FOLKER auf Papier
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