Besondere CDs
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DIE BESONDERE – DEUTSCHLAND
SAVA
Labyrinth
(VK Histomedia/Banshee Records/Al!ve 10839181, www.sava-music.com
)
Promo-CD, 12 Tracks, 49:43
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Nach dem Debüt Aire (2004) und Metamorphosis (2008) nun der dritte
Streich des Projekts um Birgit Muggenthaler-Schmack. Die Münchnerin, die sonst
bei Schandmaul Flöten und Dudelsäcke bedient, schafft sich mit Sava ihre eigene
kleine Spielwiese. Im Vergleich zum Vorgänger ist zu sagen: Metamorphosis
war viel geradliniger und erinnerte mehr an Schandmaul. Das neue Werk hingegen
ist deutlich filigraner und verschlungener, die Orientierung am Mittelalter ist
kaum noch zu hören. Schon der Opener Helios hat diese gewisse Leichtigkeit,
die von Können herrührt. Perlende Harfe, Akzente setzende Geige, dezentes
Schlagzeug – locker und druckvoll. Hier mal ein kurzer Schalmei-Einsatz,
da mal Flötenläufe. Die Melodien klingen anfangs einfach. Doch sie werden in so
kunstvolle Arrangements eingebettet, dass wunderbare Songs entstehen. Alle
Stücke sind Eigenkompositionen der Band, exzellent eingespielt – diese
Musiker haben ein untrügliches Gefühl für die Breaks und Akzentsetzungen im
richtigen Moment. Verschiedene Tanzformen werden von ihren Grundmustern her
benutzt: Hora, Schottisch, Reel, Bourrée, Polska. Cruez Fades ist ein
Flöten-Kabinettstückchen, rhythmisch sehr abwechslungsreich untersetzt.
Schottisch Ardeche beginnt ruhig mit Harfe, bevor Dudelsack und Schlagzeug
loslegen, sich das Ganze zu einem fetzigen Tanzstück entwickelt. Auch der
Busindre Reel enthält schön druckvolle Passagen, die hier zusätzlich durch
die Harfe unterstützt werden. Faszinierend immer wieder die schnellen, präzise
gespielten Arpeggios. Eingestreut sind Lieder in Englisch und Französisch. Sie
sind hübsch arrangiert, aber die Stärke von Sava liegt eindeutig in den
Instrumentalstücken. Wenn man denn Vergleiche anstellen will, dann von der
Qualität und der Nuancierung nur mit Pengobilo von Cassard. Dort war
ebenfalls diese Abgeklärtheit, Souveränität und Inspiration zu spüren. Moderne
europäische Folkmusik – unbedingt empfehlenswert!
Piet Pollack
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DIE BESONDERE – DEUTSCHLAND
GERHARD SCHÖNE
Die Lieder der Briefkästen
(Buschfunk BF 00652, www.gerhardschoene.de
)
22 Tracks, 74:45, mit dt. Texten u. Infos
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Aufgemacht wie ein kostbares kleines Buch liegen Die Lieder der Briefkästen
vor dem Betrachter, der augenblicklich das Verlangen verspürt, sich mit diesem
in jeder Beziehung ästhetischen Gesamtkunstwerk zu befassen. Gedruckt auf edlem
Papier, fallen zunächst die liebevoll filigranen Grafiken des bekannten
Berliner Buchillustrators Klaus Ensikat ins Auge, der schon Werke von Edgar
Allan Poe und Mark Twain bis Kurt Tucholsky und Bert Brecht mit seiner Kunst
bereicherte – schon rein äußerlich, noch ehe ein einziger Ton erklingt,
vermittelt sich der Eindruck, etwas ganz Besonderes in Händen zu haben. Auch
wenn Gerhard Schöne im Grund das Briefgeheimnis verletzt, wenn er in seinen
neuen Liedern die zu Herzen gehenden, erschütternden, aber auch witzigen und
hoffnungsfrohen Inhalte unterschiedlichster Briefe verrät. Der Brief einer
trauernden Mutter an ihr gestorbenes Kind (Debora), der Brief eines Mädchens
an die Erwachsene, die es einmal sein wird (Lene), der Brief an ein
Ungeborenes (An das Fischlein), die Nachricht an die Eltern (Ferienbrief)
– all das gestaltet Schöne mit einem seltenen Maß an Einfühlungsvermögen
und Zärtlichkeit. Daneben gibt es zu Liedern umgestaltete Briefe Rosa
Luxemburgs an ihren Liebsten, Leo Tolstois an seine Frau, Erich Maria Remarques
an Marlene Dietrich und Antoine de Saint-Exupérys an seine Mutter. Natürlich
ist auch ein Liebesbrief enthalten – Henriette Vogel an Heinrich von
Kleist – und sogar eine Lektion im Verfassen von Schmähbriefen, geeignet
durchaus als Fundus für eigene Versuche. Die Instrumentierung mit Kontrabass
(Wolfgang Musick), Schlagzeug (Karoline Körbel) und Piano (Stefan Kling) ist
sparsam, wirkt dafür aber umso intensiver. Die Texte und nahezu alle
Kompositionen, die im entspannten Jazzgewand daherkommen, stammen aus der Feder
von Gerhard Schöne, der seine sensible, ausdrucksstarke Sangeskunst voll und
ganz der Botschaft der jeweiligen
Lieder der Briefkästen
widmet. Ein wunderbares Album voller Wärme und Empathie.
Kai Engelke
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DIE BESONDERE – EUROPA
AMIRA
Amulette
(World Village 450018/Harmonia Mundi, www.amira.com.ba
)
10 Tracks, 48:01, mit Infos u. Texten
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Ein kurzes Intro auf dem Kontrabass, dann setzt der Gesang ein. Amiras Stimme
zieht sofort in den Bann. Ihre Landsleute nennen sie liebevoll Billie Holiday
Bosniens. Das stimmt insofern, als sich Amira auf Amulette von
Jazzmusikern begleitet lässt. Was die Kultur, Stimme und Stimmführung der
Bosnierin betrifft, steht sie der Griechin Savina Yannatou oder der Sardin Elena
Ledda viel näher. Amira braucht für ihren ausdrucksstarken Gesang eigentlich
keine Begleitung. Wie im Eröffnungsstück genügt ein Kontrabass, um Spannung zu
erzeugen. Alles klingt vollkommen natürlich, kein gepresster Ton, kein
erzwungenes Pathos. Der Produzent und Pianist Bojan Z ist sich der Qualitäten
der Sängerin bewusst. Mit Nenad Vasilic, Kontrabass, und Bachar Khalife,
Percussion, lässt er die Musik atmen und gibt der Stimme Raum. Zweimal kommt
noch eine Gitarre dazu, einmal ein Akkordeon. Diese Musiker wären zweifellos
auch der Band von Billie Holiday gut angestanden. Hier jedoch legen sie das
Fundament für Amiras traditionelle Sevdalinka, Sevdah-Lieder aus Bosnien,
Serbien und Mazedonien. Sevdah – türkisch Liebe, arabisch
schwarze Galle – hat mit Liebe und der Sehnsucht danach zu tun, einem
Begehren, dass nie gestillt werden kann. Bosnischer Blues, Fado, Cante Jondo
– tief und tieftraurig, und doch stark und beglückend. Sarajevo war eine
Stadt, in der über lange Zeit viele Kulturen und Religionen friedlich
zusammenlebten. Amiras aus der Zeit der türkischen Besatzung stammendes Proeta
Se Jovka Kumanovka hat die gleiche Melodie wie das sephardische Morenica. Ay
Morenica wird auf Mazedonisch zu Aj Mori niz toj. Hier verliert die Schöne
ihre Halskette und wird vom reichen Aga Latif umworben, im jüdischen
Hochzeitslied freut sich der Bräutigam auf die Schwarzhaarige. Eine Hochkultur
entsteht überall dort, wo sich Kulturen gegenseitig nähren. Amulette
ist ein wunderschönes Plädoyer für ein weltoffenes Bosnien.
Martin Steiner
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FOLKER auf Papier
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