GASTSPIEL
Wenn Iranerinnen singen
Über die Schwierigkeit, sich im Iran als Sängerin Gehör zu verschaffen
VON MARYAM AKHONDY*
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Wenn Iranerinnen singen, dann tun sie das aus tiefstem Herzen: im Freundes- und
Familienkreis, am Kinderbett, bei Hochzeiten und anderen Festen. Sie singen aber
auch bei der Arbeit, zum Beispiel beim Teppichknüpfen, auf dem Feld oder beim
gemeinsamen Wäschewaschen am Fluss. Das lässt sie die schwere Arbeit besser
ertragen und stärkt zudem das Gemeinschaftsgefühl der Frauen untereinander.
Autoreninfo:
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*MARYAM AKHONDY, iranische Sängerin und Musikerin, lebt seit 25 Jahren in Köln.
Sie leitet das Ensemble Barbad, ein Orchester für traditionelle persische
Kunstmusik, und den Banu-Chor, mit dem sie iranische Frauengesänge präsentiert.
Als Solistin arbeitete sie auch mit Musikern aus anderen Kulturkreisen und
Musikgenres zusammen, darunter die Schäl Sick Brass Band, Mike Herting und Bobby
McFerrin.
www.maryamakhondy.com
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Dass Iranerinnen singen, ist indes nicht so selbstverständlich, wie es
klingen mag. Im heutigen Iran ist das nämlich in der Öffentlichkeit verboten. Zu
erotisch, zu gefährlich sei die weibliche Stimme im Hinblick auf die Wirkung auf
Männer – sagen die religiösen Sittenwächter und wachen aufmerksam darüber,
dass es nicht zu gesanglichen Exzessen bei den genetisch eigentlich auf
Lebensfreude und Musikbegeisterung programmierten Iranerinnen kommt. Offizielle
Vorbehalte im Hinblick auf die Wirkung von singenden Männern auf das weibliche
Publikum gibt es übrigens nicht. Gleichwohl ist auch die Arbeit der Sänger
reglementiert: Lyrische Texte der großen persischen Dichter sind erlaubt, ebenso
Texte mit religiösem Inhalt, sofern es dabei um den Islam geht. Rockmusik,
Chansons und Schlager sind indes verboten – was die Iraner nicht davon
abhält, in den eigenen vier Wänden all das zu hören: persische Popmusik aus Los
Angeles, Michael Jackson, Lady Gaga und den RTL-Superstar mit iranischen
Wurzeln.
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