5 Minuten mit...
Billy Bragg
Komplette Mermaid-Avenue-Sessions zu Guthries 100. Geburtstag
Nach einem Konzert zum 80. Geburtstag von Woody Guthrie im New Yorker Central
Park lud Woodys Tochter Nora Billy Bragg ein, Musik zu einigen von ihrem Vater
hinterlassenen Texten zu schreiben. 1998 gingen Bragg und die US-Band Wilco dann
in Dublin ins Studio und nahmen fast fünfzig Songs auf. Darunter auch Liebes-
und Kinderlieder, was dem gängigen Bild von Woody Guthrie als dem
Dustbowl-Sänger so gar nicht entsprach. Zu Guthries 100. Geburtstag sind jetzt
mit Mermaid Avenue – The Complete Sessions nicht nur die beiden
ersten Alben neu abgemischt wiederveröffentlicht worden, sondern auf einer
dritten CD liegen auch die restlichen vor vierzehn Jahren aufgenommenen Songs
vor. Als zusätzlichen Bonus gibt es die Filmdokumentation Man In The Sand.
Sie zeichnet mit Musik und Interviews die Entstehung der Alben nach.
TEXT: MICHAEL KLEFF
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AKTUELLE CD:
Billy Bragg & Wilco, Mermaid Avenue – The Complete Sessions (Nonesuch/Warner, 2012)
www.billybragg.co.uk
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Bob Dylan ist ein Songwriter. Pete Seeger ist ein Folksänger.
Aber Woody Guthrie ist eine literarische Größe.
I Aint Got No Home Any More. Dieses Lied schrieb Woody Guthrie Ende der
Dreißigerjahre, nachdem er gesehen hatte, wie Tausende Menschen – von
Dürre und Staub vertrieben – auf der Suche nach einem neuen Leben in
Kalifornien unter armseligen Bedingungen unter Brücken und entlang der
Eisenbahnlinien in Hütten aus Wellpappe und Blech lebten. Das Lied gehört wegen
seiner erschreckenden Zeitlosigkeit in diesem Jahr neben eigenem Material und
Songs von Mermaid Avenue zum festen Live-Repertoire von Billy Bragg.
Guthries Ideen und seine politische Haltung sind Vorbild für den britischen
Musiker. Unter anderem weil dessen Songs frei von jeglichem Zynismus seien, der
nach Braggs Ansicht der größte Gegner der Linken ist, nicht der Kapitalismus.
Dem gehe die Fantasie aus, glaubt er und nennt ein Beispiel: Barclays Bank
machte im letzten Jahr 2,8 Milliarden Pfund Profit. Davon überließen die
Verantwortlichen ein Viertel den Aktionären, den Rest verteilten sie in Form von
Boni an sich selber. Selbst wer an den Kapitalismus glaubt, wird zugeben, dass
etwas mit dem System nicht mehr stimmt. Seine Hoffnung auf Veränderung setzt
der Künstler auf eine neue Generation von Protest. Die notwendigen Antworten
kann man nicht mehr bei Marx oder Trotzki nachlesen, sagt Billy Bragg. Das habe
aber auch den Vorteil, dass junge Menschen die Vision einer gerechteren
Gesellschaft entwickeln können, ohne dabei im Schatten einer starren Ideologie
zu stehen.
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