Patricia Kaas ist keine Sängerin, sondern eine Maschine zum Gelddrucken. Wer diese Mahnung einer ihrer Kolleginnen im Ohr hat, wird überrascht – bei der Lektüre ihres gerade erschienenen Buches wie auch im Interview. Das Unnahbare, mit dem sie bei Auftritten kokettiert, scheint einzig zu ihrem Bühnenleben zu gehören. Über ihr Leben in der Wirklichkeit berichtet sie unverstellt, erzählt mit Selbstverständlichkeit von Erfolgen und Ängsten, von Geliebten und Stalkern. TEXT: STEPHAN GÖRITZ VERLASSENE
|
www.patriciakaas.net |
---|
AUSWAHLDISKOGRAFIE: BUCHTIPP: RADIOTIPP: |
Immer dasselbe zu singen, ist die Katastrophe für jede Leidenschaft. |
Oft wurde sie gefragt, ob sie nicht Lust hätte, ihre Autobiografie zu schreiben. Immer hat sie abgewehrt, denn sie wollte nicht nur die bekannte Geschichte erzählen von dem Kind deutsch-französischer Eltern, das mit sechs Geschwistern in einem französischen Bergarbeiterstädtchen nahe der deutschen Grenze aufwächst und wenige Jahre später weltweit über zwanzig Millionen CDs verkauft hat. Ein Buch ist etwas Persönliches, meint Patricia Kaas, und muss auch von Irrtümern und Einsamkeit sprechen. Erst jetzt fühle sie sich in der Lage, sozusagen die
Ich habe schon meine Meinung zu politischen Fragen, die will ich aber keinem aufzwingen. Fans sind ja schnell bereit, sich mit dem zu identifizieren, was man singt. Da muss man aufpassen. |
Dieses Lied, das ihr Markenzeichen wurde, sei keineswegs für sie geschrieben worden, erzählt sie schmunzelnd, der Komponist Didier Barbelivien und der Texter Bob Mehdi hatten es in der Schublade. Aus heutiger Sicht scheint es, als hätte es auf die kleine Patricia gewartet, jenes schmächtige Mädchen mit der rauen und erwachsenen Stimme. Doch genau diese Stimme werfen ihr viele Kritiker als zu alt vor, und es braucht Ende der Achtzigerjahre Ausdauer, die Platte bei Radiosendern durchzusetzen. Dass es gelingt, ist nicht nur den Kontakten von Élisabeth Depardieu zu verdanken, der Frau des französischen Starschauspielers, der einer ihrer Produzenten wird. Es liegt zu mindestens genauso großen Teilen an der Hartnäckigkeit der jungen Sängerin. Kaas will den Erfolg, nicht irgendwann einmal, sondern sofort, will ihrer Mutter beweisen, dass sie nicht nur, auf einem wackligen Holztisch stehend, die Stammgäste einer Bergarbeiterkneipe begeistern kann. Mir blieb nicht viel Zeit, denn Maman war an Krebs erkrankt. Ich musste gewinnen. Es ist schwer für die Kleine vom Dorf, wie sie die Patricia von damals nennt, sich zurechtzufinden im fremden Paris, in dem, anders als in ihrer Großfamilie, nicht jeder jeden lieb hat, und im Showgeschäft schon gar nicht. Ihr lothringisch gefärbtes Französisch entlarvt sie als Eindringling, sobald sie den Mund aufmacht, und die für viele höchst bewegenden Fragen nach der angesagtesten Frisur – Schnittlauchlocken oder doch besser Bananenknoten? – erscheinen ihr wie die Gedanken von Außerirdischen.
... mehr im Heft
Update vom |
---|
09.02.2023 |
Links |
---|
Home
Voriger Artikel Nächster Artikel Patricia Kaas |
FOLKER auf Papier |
---|
Dieser Artikel ist nur ein Auszug des Original-Artikel der Print-Ausgabe! Bestelle sie Dir! Einfach das Schnupper-Abo! bestellen und drei Ausgaben preiswert testen. Ohne weitere Verpflichtung! Oder gleich das Abo ? |