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Sei fröhlich und genieße das Leben – wir haben nur eines!
FLAVIA COELHO
BOSSA MUFFIN – HINREISSENDER BRASILPOP AUS PARIS
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Korkenzieherlocken, ein unverschämt breites, gewinnendes Lächeln, gekleidet in
einen kurzen, schwarzen Stretcheinteiler, so wirbelt sie hochenergetisch mit
Hip-Hop-Tanzschritten über die Bühne des Salle des Sucres in den Marseiller
Docks, wo sie als Newcomerin im Hauptprogramm der Babel Med 2012 in Marseille
das tanz- und mitsingwillige Publikum vom ersten Ton an mitreißt. Schon nach
einigen Takten dampft der Saal und tausende Zuhörer tanzen zu einem
Reggaerhythmus, recken ihre Arme in die Höhe und skandieren begeistert den
Kehrreim Wayo, Wayo, Wayo im Call and Response zu Sunshine, Coelhos erster
Single-Auskopplung, während die Carioca – wie man Bewohnerinnen Rio de
Janeiros nennt – ihnen das Mikro entgegenstreckt. Dabei hat der fröhliche
Song einen ernsten Hintergrund.
TEXT:
ULRICH JOOSTEN
ICH HABE NICHT DIE MUSIK
GEWÄHLT, SONDERN DIE MUSIK
HAT MICH GEWÄHLT.
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Flavia Coelho greift in dem ironisch Sunshine betitelten Lied die Zustände in
brasilianischen Gefängnissen an und eine Regierung, die solche Zustände zulässt.
Dennoch sieht Coelho sich nicht als politische Liedermacherin, sondern als eine
Sängerin, die das Leben kritisch beobachtet und kommentiert. Wir haben in
Brasilien eine Verfassung, die auf die Dritte Französische Republik zurückgeht
und sich seitdem nicht erneuert hat, sagt die junge Brasilianerin. Die meisten
meiner Texte sind sozialkritisch. Mein Ziel ist es dabei nicht, offensiv zu
attackieren. Ich gehe lediglich mit offenen Augen durch die Welt und zwinge
niemanden, mit mir einer Meinung zu sein. In Sunshine singt sie: Die Leute
wissen, dass das Gefängnissystem in Brasilien wirklich furchtbar ist, was aber
niemanden kümmert, weil man einfach will, dass die Gefangenen um jeden Preis für
ihre Untat zahlen.
IN BRASILIEN
IST ES IMMER
DAS GLEICHE:
NIEMAND WILL
DAS RISIKO
EINGEHEN, ETWAS
ZU VERÄNDERN.
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Auf der Bühne gibt es zwei Gesichter der Flavia Coelho. Neben der
energiegeladenen Musikerin, die zu ausgelassenem Groove über die Bühne wirbelt
und den Saal mit laszivem Gurren oder Scatgesang zum Mittanzen und -singen
animiert, gibt es die nachdenkliche, zerbrechliche Sängerin, die nur von einer
akustischen Gitarre, einer Melodika und reduzierten Percussions begleitet, eine
emotionale Hommage an ihren Vater haucht (A Foto) oder die Kinder in den
Favelas besingt: Er ist nur neun Jahre alt, aber schon fast erwachsen, er hat
schon viel erlebt.
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FOLKER auf Papier
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