TIM McMILLAN
Angel
(T3 Records 0024-2/Galileo-MC, www.timmcmillan.net
)
14 Tracks, 42:00
Wie es Querdenker gibt, gibt es auch Quermusizierer. Künstler, die auf gängige
Klischees und Strukturen pfeifen. Trotz der aufregenden Entdeckung neuen
akustischen Terrains, läuft diese Spezies immer Gefahr, von der Hörerschaft
nicht wahrgenommen zu werden, weil sie durch alle Raster fällt. Gitarrist Tim
McMillan ist so ein Quersaiter. Er strickt filigrane Folkwebnetze, singt
Songs, die keine sind, geistert irrlichtartig durch einen bunten zauberischen
Garten voller Gestalten, die einem gleichzeitig vertraut und fremd sind.
Gitarre, Violine, Flöte, Cello, Schlagzeug und viel Gesang bilden den
klanglichen Kosmos, des in Deutschland lebenden Australiers. Hie und da wird es
sogar einmal echt rockig. Eine angenehme Landschaft betritt man da als Hörer,
freundlich, warm, fantasievoll. Tibetische Mönche lassen in mühevoller
Kleinarbeit alljährlich ritualhaft aufwendige, feine und sehr bunte Sandmandalas
entstehen, um sie am Ende quasi mit einem Handstreich wieder zu zerstören.
McMillan und seine Mitmusiker machen etwas ganz ähnliches. Kaum glaubt man eine
schöne Struktur entdeckt und verstanden zu haben, wird sie wieder aufgelöst. Und
was ist es nun? Schöne Musik.
Rolf Beydemüller
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