FOLKER – Rezensionen

Rezensionen ASIEN


GUO GAN
Scented Maiden

(Felmay fy 8191/Pool Music & Media, go! www.guogan.fr )
10 Tracks, 44:28, mit engl. und franz. Infos

Die chinesische Erhu ist ein zweisaitiges Instrument aus der Familie der Spießgeigen, welche statt eines Griffbretts lediglich einen bundlosen Holzstab haben, in den zwei Stimmwirbel eingelassen sind. Als Klangkörper dient ein becherförmiger Edelholzkorpus, über dessen offener Seite ein Resonanzfell, zumeist Schlangenhaut, gespannt ist. Gestrichen werden die beiden in A und D gestimmten Stahlsaiten mit einem Rosshaarbogen, der zwischen die beiden Saiten eingespannt wird. Zwei Stege auf Stab und Resonanzfell halten die Saiten auf Distanz; werden sie mehr oder weniger stark niedergedrückt, entstehen unterschiedliche Töne. Gespielt wird die Erhu vertikal, wobei der Korpus auf dem Oberschenkel des Spielers ruht. Wer jetzt glaubt, die Erhu sei ein eher kratzbürstiges Gerät, der wird erstaunt sein über den wunderschönen warmen Klang, den der Wahlfranzose Guo Gan seinem Instrument entlockt. Die zehn Kompositionen des Albums haben alle programmatischen Charakter, sind lautmalerische Beschreibungen von Natur, Menschen, Ereignissen oder Stimmungen. Besonders eindrucksvoll: „Saima“, die Vertonung eines Pferderennens, inklusive Galoppade, Schnauben und Wiehern. Einfach atemberaubend.

Walter Bast

 

GUO GAN – Scented Maiden


IBRAHIM MAALOUF
Diagnostic

(Mi’ster Productions IBM 3/Harmonia Mundi, go! www.ibrahimmaalouf.com )
12 Tracks, 64:21, mit kurzen engl. und franz. Texten

Musik von entlegenen Orten zieht als Dekor durch die Popcharts. Es geht aber auch anders: Ibrahim Maalouf kreiert einen kongenialen Weltenklang aus geschmackvoll zusammengesetzten Bausteinen wie Tango, Balkan Beat, Charanga-Folklore, Akkordeon mit verzerrter E-Gitarre, Zigeunergeigen, New Orleans Brass, von Gospel bis hin zum kubanischen Salsa-Piano mit Bläsersätzen. Und John Lee Hooker landet im Orient. Der großartige libanesische Trompeter und Komponist Ibrahim Maalouf spielt auf seinem dritten Album fast sämtliche Instrumente selbst, darunter viel Piano. Das Instrumentalalbum spiegelt Musiken der Welt, komponiert sie zu einem eigenständigen Gefüge und würdigt damit ihren Beitrag zur heutigen Musik. Auf dieser Achterbahn internationaler Musik fügt sich selbst eine Michael-Jackson-Adaption bravourös ins Repertoire. Ob wir die Produktion dem Jazz oder der Weltmusik oder einer anderen Schublade zuordnen, ist nicht mehr wichtig. Ein Kritikpunkt: Weil Maalouf alle Instrumente selbst spielt, klingt das Zusammenspiel manchmal ein bisschen steril. Feine Reibungen eines Ensemblespiels täten der Musik gut.

Birger Gesthuisen

 

IBRAHIM MAALOUF – Diagnostic

Update vom
09.02.2023
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