Rezensionen NORDAMERIKA/ KANADA
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THE COLORADAS
The Coloradas
(Hometown Caravan HTC 036, www.thecoloradas.com
)
12 Tracks, 42:48
Nashville liegt weit entfernt von Portland im US-Bundesstaat Maine. Und als
hätte sich die geografische Distanz über die Musik gelegt, klingen The Coloradas
zwar wie eine Bluegrassband, aber irgendwie auch nicht. Eine Art
Singer/Songwriter-Bluegrass: Im Mittelpunkt stehen nicht die schnellen Soli wie
bei den Cracks aus Nashville so oft, sondern die Lieder mit ihren teils
komplexen und düsteren Geschichten. Obwohl gerade Mandolinenvirtuose Joe Walsh,
sonst mit den Gibson Brothers unterwegs, dem Album seinen Stempel aufdrückt. Vor
allem auch, weil sich die weiteren Bandmitglieder instrumental dezent
zurückhalten. Wobei Roy Davis, 25-jähriger Hauptsongschreiber und Gitarrist der
Coloradas, auf Crooked Youth mit geschmackvollem Fingerpicking aufwartet. Sein
vertrauter Mitstreiter Bernie Nye am Banjo steuert drei Stücke zum Album bei,
darunter die finstere Mörderballade Red Dress. Dazu kommen die trockenen
Kontrabässe von Amanda Kowalski (Della Mae) und Steve Roy. Aufgenommen wurden
die Songs live in einem Wohnzimmer, was dem Album den Charme des spontanen
Musizierens verleiht. Zufällig ist daran wohl trotzdem nichts – dieses
Debüt lässt die Ohren spitzen.
Volker Dick
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OH MY DARLING
Sweet Nostalgia
(Eigenverlag OMD-04, www.ohmydarling.ca
)
10 Tracks, 33:40, mit engl. Texten und Infos
Fragmente der Vergangenheit erreichen uns über alte Geschichten und die Klänge
alter Musik. Betrachtet man sie aus heutiger Perspektive, entsteht womöglich
etwas faszinierendes Neues. Nein, trotz des Albumtitels: Oh My Darling, das
Frauenquartett aus Kanada, versinken auf ihrem zweiten Album nicht in Nostalgie.
Sie entwickeln mit dem althergebrachten Instrumentarium Fiddle, Kontrabass,
Gitarre und Banjo eine sehr zeitgemäße Musik mit frisch arrangierten
Traditionals, vor allem aber einer Reihe eigener Songs. Dazu gehört
beispielsweise das von Geigerin Rosalyn Dennett geschriebene Cage Bird, ein um
Schlagzeug und Slidegitarre erweitertes Lied, in dem sie vorm Hockenbleiben
warnt: Something makes the birds fly south / And its getting time to fly. Ob
die Vier aus Traditionsbewusstsein frohe Instrumentals schreiben, die sich durch
moderne Harmonien auszeichnen, in Cajungefühle eintauchen oder den Stil eines
alten Countrysongs pflegen: Geschmackvoll gerät es immer, häufig auch virtuos.
Dazu gesellen sich der Charme der Musikerinnen und eine Leichtigkeit, die selbst
bittere Momente übersteht. Obacht: Oh My Darling werden dieses Jahr wieder durch
Deutschland touren.
Volker Dick
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CHUCK PROPHET
Temple Beautiful
(Yep Roc Records CD-YEP-2255/Cargo Records, www.chuckprophet.com
)
Promo-CD, 12 Tracks, 42:38
Abgesehen davon, dass er in seinen einzelnen Songs in leidenschaftlicher
Ergebenheit in seine Chronistenpflicht eine konkrete Geschichte nach der anderen
vom Leben in seinem Land in seiner Zeit erzählt, den Städten, ihren
Örtlichkeiten und den Leuten, die sie bevölkern, berichtet Chuck Prophet mit
seiner Musik insgesamt auch immer mitreißend von ebendieser Musik selbst, mit
der er dies alles tut: Doo Wop! Rock! Soul! Pop! Punk! Ihr nennt es – er
schafft sich drauf! Ob er die Begeisterung von seinem Vater geerbt hat, der laut
Wikipedia einen Kurzauftritt in Blackboard Jungle hatte, mit dem Bill Haleys
Rock n Roll seinen Siegeszug um die Welt begann? So oder so – es rockt
und rollt in den Songs des Kaliforniers, kracht und scheppert, singt, tanzt und
groovt, dass es eine wahre Pracht ist. So auch auf Temple Beautiful,
einer Hommage an San Francisco in zwölf ebenso überschwänglichen wie
sentimentalen und zuweilen melancholischen Aufzügen – die Giants und
Willie Mays ebenso inklusive wie Harvey Milk, die Castro Street und die White
Night Riots. Und Prophets Frau Stefanie Finch dazu – in I Felt Like
Jesus noch selbst besungen, ist sie bei bei Little Girl, Little Boy schon
wieder seine Duettpartnerin.
Christian Beck
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FOLKER auf Papier
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