Rezensionen SÜDAMERIKA/ LATEINAMERIKA/ KARIBIK

SEU JORGE
Músicas Para Churrasco Vol. 1

(Wrasse Records 60252775092/Harmonia Mundi,  www.seujorge.com )
10 Tracks, 37:04, mit port. Texten und Infos

Nach dem Ausflug in eher rockig-psychedelische Gefilde mit seinem Projekt Almaz meldet sich der Samba-Erneuerer aus Rio mit der ihm eigenen, bewährten Melange aus Samba, Funk, Rock und Jazz zurück. Diese durchweg partytaugliche „Barbecue-Musik“ wurde in Brasilien bereits letzten Sommer veröffentlicht, nun läutet das leider nur knapp vierzigminütige Album auch bei uns die warme Zeit ein. Wer sich einmal in Seu Jorges charakteristische, samtene Reibeisenstimme vernarrt hat, freut sich auf jede neue Veröffentlichung dieses Musikers und wird eigentlich auch nie enttäuscht. So auch hier – selbst wenn diesmal nicht wirklich Neues zu verkünden ist. So sind doch etwa die wohlig entspannten, mit funkigen Bläsern wie schlichtem Samba-Instrumentarium gestalteten Songs wie immer durchaus mit weniger lauen Texten gespickt. Der Mann, der mit der Musik einst der Misere der Favela und einem möglichen kriminellen Dasein entkam, wartet mit seinen feinen kleinen Alltagschroniken und natürlich auch mit amourösen Geschichten auf. Und da der Carioca, der auch etwas zum Filmstar mutiert ist, mit den dazugehörigen Allüren, bei uns fast nie live zu erleben ist, grillt und schwoft man eben zur Konserve.

Katrin Wilke

GABY MORENO
Illustrated Songs

(World Connection WC 043/Edel,  www.gaby-moreno.com )
Promo-CD, 12 Titel, 41:23

Die aus Guatemala stammende Gaby Moreno hörte mit14 Jahren auf einer Urlaubsreise durch die USA im vorbeigehen Musik, die ihr Leben verändern sollte – den Blues von Robert Johnson und B. B. King, später kamen Ella Fitzgerald und Nina Simone hinzu. 16 Jahre später und mittlerweile in Los Angeles lebend, hört man diese frühe Prägung auch aus ihrem neuen Album Illustrated Songs noch heraus. Dass Moreno eine Menge eigene Akzente zu setzen weiß und sowohl vom Songwriting und der Produktion her in der Gegenwart verankert ist, zeichnet das Album besonders aus. Gemeinsam mit Bassist Leslie Lowe und Schlagzeuger Sebastian Ammanns wurde Illustrated Songs in vier Tagen live aufgenommen. Hinzu kamen Streicher und Bläsersätze sowie Gastmusiker an Orgel und E-Gitarre. Eine knackig frische und außerordentlich transparente Produktion mit einer enormen Wärme und Intensität geben Raum für Morenos elegante Stimme, die sich ganz wunderbar organisch in die Musik einpasst. Die Stücke zwischen Americana, Rhythm and Blues, Folk, Blues, Jazz und Latin wirken bodenständig, fragil und edel zugleich und halten mühelos die Spannung. Ende Mai gibt es einige Auftritte in Deutschland und der Schweiz – man sieht sich.

Dirk Trageser