FOLKER – Rezensionen

Rezensionen AFRIKA


AMADOU DIAGNE
Introducing Amadou Diagne

(Introducing INTRO115CD/World Music Network/Harmonia Mundi, go! www.amadoudiagne.com )
13 Tracks, 60:57, mit engl. und franz. Infos

In seiner englischen Wahlheimat hat der senegalesische Sänger, Gitarrist und Liederschreiber bereits aufhorchen lassen, nachdem er im Mai 2011 die „Battle of the Bands“ seines neuen Labels hatte gewinnen können. Der aus einem Vorort Dakars stammende Griot und langjährige Percussionist in der angesehenen National Band macht sich auf zu einer Solokarriere, und mit seinem Debütalbum dürfte er hierzu schon einen entscheidenden Schritt getan haben. Sein Songwriting ist in der Tat herausragend. Die Lieder sprechen ohne pompöse Arrangements unmittelbar an. Basis ist Diagnes feines Gitarrenspiel, über dem sich sein ausdrucksvoller Gesang entfaltet. Mitunter kommen weitere Instrumente hinzu, etwa die Kora Sura Sussos in „Beaguele“. Eher ungewöhnlich ist der Einsatz eines Cellos, gespielt von Beth Porter, das jedoch – zum Beispiel in „Talibé“ – wundervoll zur Geltung kommt. Eine jazzige Note verleiht das Saxofon George Chilcotts so manchem Song. Diagne singt vornehmlich in einheimischen Sprachen, ausgenommen „Africa Stop War“, das die Bürgerkriege, etwa in Somalia, verurteilt. Sein Heimatland würdigt er im Opener „Senegal“, wobei er eine traditionelle Melodie mit einem eigenen Text versieht.

Roland Schmitt

 

AMADOU DIAGNE – Introducing Amadou Diagne


EDZAYAWA
Projection One

(Soundway SNDW035/Indigo, go! www.soundwayrecords.com )
Promo-CD, 8 Tracks, 37:40

Sehr speziell rumpelnden Afrorock spielten Edzayawa vor knapp vierzig Jahren auf diesem Album ein – einen Mix aus Psychedelic-, Funk- und Prog-Rock-Elementen mit Highlife und traditionellen Gesängen. Die Tracks sind gerade einmal je um die vier Minuten lang, stecken aber trotzdem voller rhythmischer und stilistischer Brüche und Spielereien. Es sind genügend Ideen für drei Alben vorhanden, ein Jammer, dass nichts mehr gefolgt ist. Und ein Glück, dass dieser Schatz jetzt gehoben wurde. 1973 waren die musizierenden ghanaischen Teenager ins brodelnde Lagos gezogen, wo sie nicht nur in Fela Kutis Shrine auftraten, sondern auch für Projection One ins Studio gingen. Der dabei meist verwendete 6/8-Takt geht auf traditionelle Musik der heimischen Ewe zurück. Frisch und experimentell klingt das alles noch heute, zur Entstehungszeit waren Edzayawa damit wohl ganz weit vorn, nur bekam außerhalb von Nigeria niemand die Aufnahmen zu hören. Ob Musikkritiker damals Vergleiche zu Can gezogen hätten? Die Krautrocker spielten zur selben Zeit ähnlich klingende Experimente ein. Bemerkenswert auch das Cover: Die harte, flächige Grafik nimmt Achtzigerjahredesign vorweg.

Gunnar Geller

 

EDZAYAWA – Projection One


MOUNIRA MITCHALA
Chili Houritki

(Lusafrica 562662, go! www.myspace.com/mouniramitchala )
12 Tracks, 46:57, mit franz. und engl. Infos

Die Rezension ihres Debütalbums in Folker 5/2008 spekulierte, dass sicher noch mehr zu hören sein wird von dieser talentierten Sängerin und Liederschreiberin. Und mit ihrem neuen Album knüpft sie in der Tat überzeugend an Talou Lena an. Die aus dem Tschad stammende Künstlerin, die in Deutschland und Nigeria aufwuchs, lebt inzwischen vornehmlich in Frankreich. Ihre musikalischen Einflüsse sind vielfältig: Mounira Mitchala fühlt sich den Musiktraditionen ihrer Heimat verpflichtet, liebt aber auch Blues und Jazz und begeisterte sich durch ihren Kontakt zu DJ Fred Galliano auch für elektronische Musik und Rap. Nach wie vor irritiert den Hörer anfangs ihre kindlich anmutende, aber sehr wohl ausdrucksstarke Stimme. Die Liedtexte kreisen um sozialkritische Themen, wobei sich Mitchala explizit nicht als Agitpropsängerin versteht. Sie nimmt Partei für die Schwachen und Entrechteten, wettert gegen Korruption, plädiert für ein Afrika, das gegen die weitläufigen Klischees vom Krisenkontinent angeht, ganz konkret am Beispiel von umstrittenen Wasserrechten. Und sie erhebt die Stimme gegen die Gewalt gegen Frauen und für deren Selbstbestimmung. Eingängiger Afropop mit Tiefgang.

Roland Schmitt

 

MOUNIRA MITCHALA – Chili Houritki

Update vom
09.02.2023
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