LABELPORTRÄT 57
Speiche im globalen Musikgeschäft
Cumbancha
Alle Aufmerksamkeit den Künstlern
TEXT: CLAUDIA FRENZEL
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Manch einer mag die Neugründung eines Weltmusiklabels gleich zum Scheitern
verurteilen. Ganz besonders, wenn diese in den für die Musikbranche unsicheren
Jahren unseres Jahrhunderts lag, in denen selbst Majorlabels ins Straucheln
gerieten. Der Amerikaner Jacob Edgar, einst beim erfolgreichen Label Putumayo in
gesicherter Existenz, wagte 2006 den Sprung ins kalte Wasser und gründete sein
eigenes Unternehmen: Cumbancha.
Kaum einer in der
Weltmusikindustrie
tut seinen Job
des Geldes wegen.
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Wer Jacob Edgar kennt, weiß, dass Musik seine Passion ist. Auch weit über den
Büroschluss hinaus ist er aktiv und widmet sich mit viel Liebe den verschiedenen
(Welt-)Musikkulturen. Fast rastlos reist er dafür um die Welt, man kennt den
sympathischen Amerikaner von Musikmessen und Festivals, bei denen er stets neue
Projekte aus der Tasche zieht und mit Herzblut von aktuellen Begegnungen mit
Musikern schwärmt. Der Musikethnologe und Produzent war seit 1998 für die
Entdeckung neuer Musik und die Produktentwicklung bei Putumayo zuständig. Das
Weltmusiklabel ist für seine thematischen Kompilationen bekannt und Marktführer
in diesem Bereich. Für Putumayo war er sieben Jahre auf der Suche nach neuen
Künstlern – auf Kuba, in Brasilien, der Dominikanischen Republik, Indien,
Frankreich, Portugal, Türkei oder Griechenland. Dennoch wurde dem umtriebigen
Musikliebhaber der Wirkungskreis bald zu eng. Putumayo ist eine tolle Firma,
sagt er, doch leider ist sie zu hundert Prozent in den Händen des Gründers Dan
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Storper. Das macht es unmöglich, einen Schritt ohne seine Beteiligung oder
Kontrolle zu tun. Ich wollte mein eigner Boss sein und meine eigenen Künstler-
und Geschäftsentscheidungen fällen, begründet der Vierzigjährige seinen Schritt
in die Unabhängigkeit. Doch dank der engen Bindung der beiden Labelchefs
entstand Cumbancha nicht nur mit dem Segen, sondern auch mit direkter
Unterstützung Storpers. Jacob Edgar konnte zunächst für Putumayo weiterarbeiten
und parallel seine eigene Firma aufbauen. Noch heute weiß er diese für die
Musikindustrie keineswegs übliche Unterstützung und das Vertrauen seines
ehemaligen Chefs zu schätzen.
Offizielle Geburtsstunde Cumbanchas war der 15. April 2006 – allen
Unkenrufen zum Trotz. Ich glaube, wenn man seiner Leidenschaft folgt, wird man
irgendwann belohnt, sagt Edgar. Kaum einer in der Weltmusikindustrie tut
seinen Job des Geldes wegen, das ist klar, fügt er hinzu. Wenn man kreativ und
gut organisiert ist, kann man die Einnahmequellen maximieren. Und wenn man Glück
hat, landet man vielleicht einen Crossoverhit, der hilft, andere Projekte zu
finanzieren.
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