HEIMSPIEL
DAS UMWELTFREUNDLICHE FESTIVAL
Die 5. Geraer Songtage
Gutes Klima für gute Musik
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Wenn Begeisterungsfähigkeit, Tatkraft und Fantasie, dazu noch eine gehörige
Portion Mut, ersatzweise vielleicht auch ein wenig Verrücktheit, aufeinander
treffen, dann stehen die Chancen durchaus gut, etwas ganz Besonderes auf die
Beine zu stellen. Nahezu im Alleingang, lediglich unterstützt von einem
soziokulturellen Verein im Hintergrund und mit Hilfe einiger mittelständischer
Unternehmen der Region, organisieren und veranstalten Stefan Wenzel und Daniel
Zein seit 2008 die Geraer Songtage, die in diesem Frühjahr bereits in die fünfte
Runde gehen. Zielstrebig arbeiten die beiden Musikfanatiker daran, in der
Kulturlandschaft Thüringens und Mitteldeutschlands ein Festival zu etablieren,
das nicht nur jedes Jahr ein attraktives Programm zu bieten hat, sondern darüber
hinaus ein gewisses Verantwortungsgefühl für umweltpolitische Erfordernisse
erkennen lässt.
TEXT: KAI ENGELKE
Die Songtage in Gera sind bestrebt, ein klimafreundliches Festival zu sein. „Wir
verwenden Werbemittel, die auf Umweltpapier in einer zertifizierten Druckerei in
Gera hergestellt werden. Die kurzen Lieferwege bedeuten einen geringeren
CO2-Ausstoß“, sagt Stefan Wenzel. Die An- und Abfahrten zu den einzelnen
Veranstaltungen, der gesamte Stromverbrauch, Herkunft von Getränken und Essen
– all das wird bereits in der Planung auf Energieersparnis und CO2-Ausstoß
hin analysiert. Hier kooperieren die Festivalmacher mit der Berliner Firma
co2online.
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DEUTSCHLAND HAT DEN SUPER-CASTER
Albert Dietrich
Der „Vater der Münchner Straßenmusikanten“
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Wer in Münchens Fußgängerzone musizieren will, braucht einen Dietrich, Albert
Dietrich, der gut sechzigjährige Leiter der Stadt-Information im Münchner
Rathaus. Er hat die Lizenzen zum Spielen. Seit zwölf Jahren vergeben die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt-Information, in der es sprichwörtlich
zugeht „wie am Stachus“, die begehrten amtlichen Genehmigungen. Von montags bis
samstags ab neun Uhr an maximal zehn Straßenmusikanten oder Bands pro Tag.
Zusätzlich werden täglich zwei Maler, drei Statuen (die sich nur bewegen, wenn
ein Geldstück in ihrem Hut landet) und zwei Clowns zugelassen. Mehr ist auf den
1.600 laufenden Metern nicht drin, da zwischen jedem Künstler ein Abstand
notwendig ist.
TEXT: KAY REINHARDT
DIE BAND „KLEZMERON“, deren Mitglieder aus der Ukraine stammen und in
Nürnberg leben, hat Albert Dietrich mit ihrem Können und ihrem Auftreten
überzeugt. Auf dem Münchner Marienplatz erfreuen sie die Passanten mit
klassischer und Unterhaltungsmusik.
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Die Nachfrage ist sehr groß. Rund 4.000 Künstler enthält die Kartei des Jahres
2011. „Angehört, werns den ganzn Tag“, sagt Albert Dietrich, aber an diesem Tag
musizieren dürfen nur die ersten zehn für gut Befundenen. Im Sommer warten
Künstler bereits ab fünf Uhr auf ihre Chance. Wer es in die Kartei geschafft
hat, wird nicht erneut geprüft, muss sich aber immer wieder anstellen.
An allen Wochentagen castet Albert Dietrich, bei seiner Abwesenheit eine der
Kolleginnen, für die Spielplätze zwischen Stachus, Marien- und Odeonsplatz. Wer
die Tageslizenz, einen rosafarbenen Schein, in der Hand hat, darf, maximal an
zwei Wochentagen und am Sonntag, entweder vormittags zwischen 11 und 14 Uhr oder
von 15 bis 22 Uhr, an stündlich wechselnden Orten malen oder sich anderweitig
zur Schau stellen. Die dafür erhobene Gebühr von zehn Euro füllt die klamme
Kasse der „Weltstadt mit Herz“ jedes Jahr mit rund 20.000 Euro, die als
Verwaltungsaufwand voll in den städtischen Haushalt einfließen. Dafür muss ein
Straßenmusikant lange singen, selbst wenn er es in München auf bis zu 50 Euro
pro Stunde bringen kann. Leider stehen die Mittel nicht zweckgebunden für
Kulturarbeit zur Verfügung Unter den Kulturarbeitern in Münchens Öffentlichem
Dienst ist Albert Dietrich sicher einer der wenigen, die ihre Gehälter zu einem
großen Teil refinanzieren. Dafür sollte ihm OB Ude die „Ohrwaschln“ vergolden
lassen.
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EIN FEST DER QUETSCHKOMMODE
Akkordeonale
Das tourende interkulturelle Akkordeonfestival
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Eine Festivaltour, die sich nicht an einem Musikstil, einer Musiktradition oder
einer Herkunftsregion, sondern an einem Instrument orientiert – kann die
funktionieren? Besucher des TFF Rudolstadt kennen die von Wolfgang Meyering
initiierten Magieprojekte, bei denen in jedem Jahr Musikerinnen und Musiker
zusammenkommen und demonstrieren, wie man ganz verschiedene musikalische
Traditionen auf diversen Vertretern einer Instrumentenfamilie zu Gehör bringt.
Dabei wird aber jedes Jahr ein anderes Instrument vorgestellt. Bei der
Akkordeonale geht es immer nur um Akkordeons, abgesehen von wenigen
Begleitinstrumenten, die fast jedes Jahr wechseln, mal Cello, Drehleier und
Perkussion oder, wie 2012, Geige und Posaune.
TEXT: MICHAEL A. SCHMIEDEL
www.akkordeonale.de
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DISKOGRAFIE:
Cataract (Klangwelten Records, 2007)
Temporale (Klangwelten Records, 2011)

AKKORDEONALE UNTERWEGS:
11.04.2012 Karlsruhe: Tollhaus – Kulturzentrum
12.04.2012 Reutlingen: Franz.K
13.04.2012 Laupheim: Schloss Großlaupheim
14.04.2012 Lörrach: Burghof Lörrach
15.04.2012 Offenburg: Reithalle
16.04.2012 Koblenz: Café Hahn
17.04.2012 Bonn: Harmonie Bonn
18.04.2012 Mainz: SWR Cultur
19.04.2012 Jena: Volkshaus Jena
20.04.2012 Dreieich: Bürgerhaus Sprendlingen
21.04.2012 Marburg: Kulturladen KFZ
22.04.2012 Pforzheim: Kulturhaus Osterfeld
23.04.2012 Neustadt: Schloss Landestrost
24.04.2012 Dresden: Dreikönigskirche Dresden
25.04.2012 Holzwickede: Haus Opherdicke
28.04.2012 Landau: Altes Kaufhaus Kulturzentrum e.V.
29.04.2012 Herdecke: Werner Richard Dörken Saal
02.05.2012 Fürth: Kulturforum
03.05.2012 Worms: Wormser
06.05.2012 Trier: Tuchfabrik – Tufa
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Der Initiator, Arrangeur und Tourmanager der Akkordeonale ist Servais Haanen,
niederländischer Akkordeonspieler, dem es dieses Instrument von Jugend an
besonders angetan hat, seit er in einer Kneipe seiner Heimatstadt einem
Akkordeonisten begegnete: „Wir haben an der Maas gewohnt und bei uns an der Ecke
war eine Schiffer-Kneipe. Dort gab es einen Papagei, eine Madame mit turmhoch
toupierten Haaren und einen Akkordeonisten. Als kleines Kind hat mich das sehr
fasziniert, ich bin da öfters einfach reingegangen, bis mich meine Mutter an den
Ohren wieder rausgezerrt hat“, weiß er zu erzählen. Seinen Eltern schien das
Akkordeon kein seriöses Instrument zu sein, so dass Haanen zuerst den Umweg über
Blockflöte, Mundharmonika, Klavier, diverse Blechblasinstrumente und schließlich
die Gitarre nehmen musste, bis er letztere nach seinem Gitarrenexamen verkaufte
und sich endlich dem Akkordeon widmen konnte.
Alternative zum langweiligen Quetschkommodenorchester
Das Akkordeon wurde im 19. Jahrhundert in Österreich erfunden, in Deutschland
und Italien bald industriell hergestellt und von europäischen Emigranten in alle
Winkel der Erde verbreitet. In der Folge entstand eine Vielzahl verschiedener
Typen, chromatische und diatonische, Modelle mit Tasten und solche mit Knöpfen,
Konzertinas und Bandoneons, Ausführungen mit nur einer Tonart und andere mit
vielen, einige mit Halb- oder gar Vierteltönen und einige mehr. Und überall
wurden und werden völlig unterschiedliche Musikstile darauf gespielt, je nach
Musiktradition.
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FÜR PROFIS UND AMATEURE
Global Music Academy
Workshops, Studium und internationale Anbindung
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Unter der Schirmherrschaft der deutschen UNESCO-Kommission e. V. entsteht im
Berliner Stadtteil Kreuzberg ein einzigartiges Projekt: die Global Music
Academy. Als private Hochschule in Gründung und bereits mit einigen Angeboten am
Start, will sie das Potenzial nicht-westlicher Musikkulturen erschließen, um
neue und zeitgemäße Formen kosmopolitischer, urbaner Musik zu entwickeln. Dazu
stützt sich das Projekt auf drei Schwerpunkte: den Global Music Campus, der die
Akademie international an andere Institute und Musiker andockt, die Global Music
Studies, die Studium und Forschung zu weltweiten Musikkulturen ermöglichen
sollen, und die Global Music Boxx, die eine breite Palette an Kursen auch für
Amateure aller Alterstufen bereit hält.
TEXT: SABINE FROESE
Angefangen hat alles mit einem Schlusspunkt, als 2005 die Abteilung für
Weltmusik an der Berliner Hochschule für Musik Hanns Eisler (HFM) aufgelöst
wurde. Der südafrikanische Saxofonist, Komponist und Arrangeur William Ramsay,
der diesen Bereich an der HFM aufgebaut und geleitet hatte, sprach darüber mit
Andreas Freudenberg, Mitinitiator des Berliner Karnevals der Kulturen, des
Weltmusikpreises Creole und damals auch Leiter der Werkstatt der Kulturen.
Daraus entwickelte sich der Plan, die entstehende Lücke durch ein wesentlich
komplexeres Angebot zu schließen. Gemeinsam mit dem Musikpädagogen und
Komponisten Dietrich Wöhrlin entwickelten die beiden in den folgenden Jahren
Konzepte und Curricula, knüpften ein internationales Netzwerk, stellten
Förderanträge und warben Mittel ein. Auch einen ersten Global Music Campus
organisierte das Gründungsteam der Global Music Academy, die im Herbst 2011
offiziell eröffnet wurde und inzwischen Räumlichkeiten in einer alten
Grundschule am Marheinekeplatz bezogen hat.
Global Music Campus
Die Projekte des Global Music Campus, zeitlich begrenzt und mobil angelegt,
haben zwei Kernelemente: Zum einen tragen die Musiker in den Partnerländern
musikalisches Wissen zusammen, das dadurch erhalten bleibt, mit dem gearbeitet
werden kann und das in die Lehrinhalte der Akademie einfließt. „Wir wollen, dass
unsere Musik überall zu hören ist, dass sie gespielt und dokumentiert wird, nur
so überlebt sie“ – diesen Satz haben Andreas Freudenberg und Willliam
Ramsay auf ihren Recherchereisen immer wieder gehört. Deshalb bildet die
Akademie zum anderen Musiker und angehende Musiklehrer vor Ort in Technik und
Musiktheorie aus und vermittelt, wie Lehrmaterialen erstellt werden können.
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