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Imam Baildi
Junge europäische Musik – griechisch verwurzelt
Griechenland wird derzeit automatisch und beinahe ausschließlich mit Finanzkrise
assoziiert, von der man sich, durchaus in Verdrängung eigener Ängste, wie von
einem Schreckgespenst distanziert. Die Tageszeitung
druckte Ende November einen Leserbrief ab, der sinngemäß simpel danach fragte,
wie es denn wäre, wenn sich die europäischen Fußvölker, statt sich untereinander
zu beschimpfen, zur tatsächlichen Lösung des Problems die jeweils eigenen oberen
Zehntausend im Sinne eines notstandsgesetzlichen Lastenausgleiches zur Kasse
bitten würden. Das wäre gerecht, träfe es doch diejenigen, die die letzten
Jahrzehnte am meisten von den Mechanismen profitiert haben, die die aktuelle
Finanzkrise vorantreiben. Mitten in diesem demagogischen Tohuwabohu der
Wirtschafts- und Finanzwelt melden sich zwei junge Griechen zu Wort, und zwar in
einer internationalen Sprache: der Musik. Auf ihrem zweiten Album verweisen sie
nicht nur auf historisch verbürgte andere Qualitäten ihres Landes, sondern
fragen auch nach und appellieren an Werte überhaupt.
TEXT: CATHRIN ALISCH
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AKTUELLE CD:
The Imam Baildi Cookbook (EMI Greece, 2010)
IMAM BAILDI UNTERWEGS:
17.2.2012: Marburg, Kulturladen KFZ
18.2.2012: Frankfurt am Main, Ponyhof
20.2.2012: München, Ampere
23.2.2012: Reutlingen, Franz.K
24.2.2012: Ottersberg, KuKuC e.V. im Land-Rover Service
25.2.2012: Berlin, Quasimodo GmbH
27.2.2012: Hamburg, Hafenklang
28.2.2012: Koblenz: Café Hahn
1.3.2012: Bochum: Bahnhof Langendreer e.V.
2.3.2012: DK-Kopenhagen: Global
4.3.2012: Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld
www.myspace.com/imambaildi
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Selbst unsere eigenen Kompositionen, die
sich in der alten Tradition bewegen, fassen wir als Samples auf und überarbeiten sie wieder und wieder.
Die Masterminds von Imam Baildi sind die Brüder Orestis und Lysandros
Falireas. Mit The Imam Baildi Cookbook positioniert sich das Duo
auf ganz eigene Art in der großartigen Tradition des Kunstliedes in
Griechenland. Beim assoziativen Ausflug in das Reich der Kochkunst, das mit dem
Titel des Albums suggeriert wird, lässt sich der Name der Band aus Athen
insofern gleich mitdenken als Imam Baildi auch als mediterranes
Mischgemüsegericht bekannt und beliebt ist – in Griechenland genauso wie
in der benachbarten Türkei. Die Mischung im Fall der Musik schließt wilde
Hip-Hop-, House- oder Latinrhythmen genauso ein wie Balkanbrass und gesampelte
Melodien aus den Dreißiger- bis Fünfzigerjahren. Diese alten griechischen Lieder
haben die Brüder im Archiv ihres Vaters gefunden, der seinerzeit eine
Plattenfirma leitete.
Sie bringen die verstaubten Klangkonserven wieder auf die Bühne –
quicklebendig aufgekocht mit Schlagzeug, Saxofon und Klarinette -, würzen mit
Rembetiko-inspirierten Bouzoukielementen und Gypsy-Gitarrenriffs, lassen gar
einen Dudelsack erklingen. Das Gebräu wird mit Liveperkussion und Schlagzeug,
gesampelten Hip-Hop-, Rumba- und Sambabeats zum Kochen gebracht. Mit diesem
Rezept erreichen sie erfolgreich ihr Publikum. Wobei erreichen als
Beschreibung fast nicht ausreicht.
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FOLKER auf Papier
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Dieser Artikel ist nur ein Auszug des Original-Artikel der Print-Ausgabe!
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