FOLKER – Rezensionen

Rezensionen BÜCHER


ROLLY BRINGS
CoLOGneBUCH II
Mit Fotos von Michael Maye

Weilerswist: Verlag Ralf Liebe, 2011
269 S., mit zahlr. Fotos
ISBN 978-3-941037-65-6

Rolly Brings, Musiker und Poet, versammelt in seinem zweiten „Logbuch“ literarische Texte über Köln, die zwischen 1974 und 1990 entstanden sind. Das Buch ist eine Spurensuche, eine sehr liebevolle, aber auch kritische Auseinandersetzung mit seiner Stadt, auf den literarischen, philosophischen und, ja, auch religiösen Spuren von Francesco Petrarca, Albertus Magnus, Edith Stein, Friedrich Spee und Kardinal Joseph Frings, denen Brings auf Kölner Straßen und Orten nachspürt und mit denen er in geistiges Zwiegespräch tritt. Es sind, so Brings, „Momentaufnahmen und Zwischenbilanzen meines fast lebenslangen Dialoges mit meiner Stadt, ihrer Geschichte …“. Der Autor hat seinen langjährigen Freund, den Fotografen Michael Maye, gebeten, seine Texte mit Fotografien zu illustrieren, und das gelingt ganz außergewöhnlich gut. Neunzig Fotos und Geschichten sind es, alphabetisch nach Themen sortiert, von „Agrippa“ bis „Zeit zu gehen“. Zu allen (meist auf Hochdeutsch erzählten) Geschichten gibt es Koordinaten für satellitengestützte Navigation, denn es sind sehr häufig Detailaufnahmen, deren Reduzierung auf den wesentlichen Ausschnitt zwar den Blick für das Große und Ganze schärfen, den Standort aber nicht unbedingt sofort erkennen lassen. Es ist nicht leicht, aber ungemein spannend, die vielschichtigen, poetischen Prosatexte zu entschlüsseln. Oft hilft nur ein Blick in die Erklärungen der Hintergründe, die man im Anhang des Buches findet. Dabei erschließen sich dann auch Zusammenhänge und Querverweise auf das musikalische Werk Brings. Ein unbedingt empfehlenswertes Buch, nicht nur für Kölner.

Ulrich Joosten

Bezug: go! www.verlag-ralf-liebe.de

 

ROLLY BRINGS – CoLOGneBUCH II


DOROTHEA WALTHER mit ANNETTE PIECHUTTA
Ein Vierteljahrhundert Liederweib: Das Leben einer Gauklerin

Bern: Stämpfli, 2010
159 S., mit zahlr. Abb., plus CD
ISBN 978-3-7272-1206-2

In Bern, der Stadt Mani Matters, wirkt seit über einem Vierteljahrhundert Dorothea Walther, die sich dem Singen zum Leierkasten verschrieben hat. Diesen, heute wenig zu sehenden Instrumenten begegnete sie damals in ihrem Trödelladen und verguckte sich gleich in das seltene Stück. Der Herr, der die Drehorgel zum Verleih ins Geschäft gebracht hatte, war Bänkelsänger, und so bekam das Leben der Berner Trödlerin eine völlig neue Richtung. Viele Jahre und einige Programme und Alben später hat sie zusammen mit der Autorin Annette Piechutta ein Buch herausgebracht, das Informationen, Anekdoten, Liedertexte, Bilder und Stellungnahmen von Weggefährten mit einer beigefügten Sampler-CD vereint. Es ist ein ungewöhnlich liebevoll gestaltetes Werk geworden, dem man ansieht, wie viel Herzblut Frau Walther bei ihrer Arbeit vergießt und das die Freunde ihrer Sangeslust und Engelssammelei erfreuen wird. Sie singt nämlich nicht nur gerne – „Liederweib“ nennt sie sich selbst -, sie sammelt auch seit einer Krisensituation Engelsfiguren jeder Art und stellt sie aus. Der Leser blickt mit dem Buch wie durch ein Kaleidoskop auf ihr Leben und ihre Arbeit, es ergibt ein Bild, aber mit Unschärfen. Die beigelegte CD enthält Aufnahmen ihrer verschiedenen Programme. Sie bringt unter anderem Piaf, Dietrich, Kästner, Brecht, Heine, Eigenes oder speziell für sie Erdachtes zu Gehör, ja, selbst Elvis kommt auf dem Piano Melodico zu Ehren. Es versteht sich, dass diese Versionen sich erheblich anders anhören als die Originale.

Rainer Katlewski

Bezug: go! www.staempfli.ch

 

DOROTHEA WALTHER mit ANNETTE PIECHUTTA – Ein Vierteljahrhundert Liederweib


ANTHONY REYNOLDS
Leonard Cohen – ein außergewöhnliches Leben

Dt. Erstausg. O. O.: Bosworth, 2011
352 S., mit Fotos. [BOE; 7538]
ISBN 978-3-86543-649-8

Die Meinungen über diese neue Biografie der kanadischen Liedermacherlegende Leonard Cohen gehen auseinander. Während die Kollegen des britischen Q-Magazin von dem Buch als „Volltreffer“ schwärmen, werfen andere Kritiker (go! www.leonardcohenfiles.com ) dem Lektorat zahlreiche Druckfehler und dem Autor schlampigen Umgang mit Fakten vor, etwa eine nicht erwähnte gerichtliche Auseinandersetzung mit Cohens früherem Manager, die zugunsten des Sängers entschieden wurde, oder das Fehlen eines Hinweises auf remasterte Originalalben. In der Deutschen Übersetzung fallen Druckfehler nicht direkt ins Auge, obwohl es auch nicht unbedingt fürs Lektorat spricht, wenn aus der Fairport-Convention-Sängerin Sandy Denny ein Sänger gemacht wird.

Reynolds konzentriert sich in seiner Biografie sehr auf das musikalische Werk, die Entstehungsgeschichte der Originalalben und die Studioarbeit daran. Er schildert, wie der kanadische Schriftsteller Cohen fast versehentlich vom Lyriker zum Liedermacher mutiert, zeichnet seinen Lebensweg vom Folksänger in kleinen Klubs bis zum Popstar nach, der riesige Hallen füllt, berichtet von Cohens abgeschiedenem Leben auf der griechischen Insel Hydra, seinen unsteten Reisen von Montréal über London nach New York und Los Angeles und seinem Rückzug in ein buddhistisches Kloster. Leider geht der Autor so gut wie nicht auf den Inhalt von Cohens Lyrik ein, und auch Hintergründe zu den Liedern gibt es wenig, insofern ist die Biografie wenig erhellend. Dafür zeichnet Reynolds recht detailliert die Entstehungsgeschichte der einzelnen Alben des Sängers nach. Besonders die Einblicke in die desaströse Zusammenarbeit mit dem exzentrischen Produzenten Phil Spector sind von Interesse.

Dafür, dass Reynolds „zahlreiche Interviews mit Cohen“ selbst führte (Covertext), bleibt das Bild des Menschen Cohen in dieser Biografie eher blass. Das mag daran liegen, dass der „Sänger mit der goldenen Stimme“ (Cohen) selbst wenig zu Wort kommt und nur relativ selten in wörtlicher Rede zitiert wird. Quellenangaben gibt es im Text ohnehin keine, und es bleibt meist unklar, ob Reynolds aus eigenen Interviews oder aus Zeitschriften und Büchern zitiert. Der Anhang beschränkt sich auf eine zweiseitige Auswahldiskografie, zwei Seiten Quellenverzeichnis und ein immerhin fünfseitiges Personenverzeichnis.

Ulrich Joosten

Bezug: go! www.bosworth.de

 

ANTHONY REYNOLDS – Leonard Cohen


MICHAEL RAUHUT
Das Kunden-Buch – Blues in Thüringen

Erfurt: Landeszentrale für politische Bildung, 2011
76 S., mit Fotos
ISBN 978-3-937967-78-3

Sie hörten Blues und nannten sich Kunden. Letzteres erklärt, weshalb Michael Rauhut, Kenner der ostdeutschen Musikszene, seine Bestandsaufnahme einer jugendlichen Subkultur in der DDR als „Kunden-Buch“ bezeichnet. Beim Rest muss man genauer hinlesen. Während man im Westen mit Parkas, Pickeln und Platten ein prima Geschäft machen konnte, reagierte man in Ostdeutschland weniger geschmeidig. Die Staatsmacht pochte auf Einhaltung der Bürgerpflichten, und die Jugend machte, was sie überall auf der Welt machte: Sie war dagegen. Dass sich mit langen Haaren und lauter Musik, öffentlichem Pinkeln und Komasaufen, mangelhafter Körperhygiene und Faulheit die Systemfrage stellte, möchte niemand heute noch glauben. Damals aber, in den Siebziger- und Achtzigerjahren, gehörte genau diese Annahme zum guten Ton der Kontrahenten. Wie in einer Pawlow’schen Versuchsanordnung provozierten die Ostjugendlichen mit den Symbolen des feindlichen Westens, inklusive US-Flagge und Blues-, Jazz- und Rockmusik. Prompt und voraussehbar gerieten die Reaktionen der Obrigkeit.

Rauhut verzeichnet diese Auseinandersetzungen auf lokaler Ebene in und um Thüringen. Stasi-O-Töne stehen O-Tönen der Kunden gegenüber, und vermutlich verstellt die Nähe zu den Bluesfreunden dem Autor den Blick. Wie die Maus auf die Schlange, so blickt er auf die Kombattanten und lässt dabei ideologisch-politische Fragen komplett außen vor. Ob diese Jugendbewegung politisch war und für welche Politik sie sprach, wird ebenso wenig hinterfragt wie die Motive des DDR-Staates. Gänzlich unausgesprochen bleibt die Frage, inwieweit der Westen tatsächlich Musik und Moden zur politisch-psychologischen Kriegsführung und zur Destabilisierung eines konkurrierenden Systems einsetzte. Vielleicht braucht es noch einige Jahrzehnte des historischen Abstands, um die Kalte-Kriegs-Thematik tiefgehender zu beschreiben.

So bleibt mit diesem Buch immerhin die Erkenntnis, dass die Zeiten des Blues als Widerstandsmusik glücklicherweise vorbei sind. Er brauche „kein Weltbild mehr zu schultern“, bilanziert Rauhaut. Das ist gut so. Denn um den Blues zu verstehen, braucht es mehr als ein ostdeutsches Lebensgefühl und politische Scheuklappen.

Harald Justin

Bezug: go! www.lzt.thueringen.de

 

MICHAEL RAUHUT – Das Kunden-Buch


PHILIP JOHN BERTHOUD
Around the World in 80 Tunes Vol. 1 –
A Folk Mandolin Method

Laggan Bridge: Spartan Press Music Publishers, 2011
74 S., überw. Noten u. Tabs, plus CD. [SP; 963]
ISBN 978-0-57999-963-8

Around the World in 80 Tunes Vol. 2 –
A Folk Mandolin Method

Laggan Bridge: Spartan Press Music Publishers, 2011
55 S., überw. Noten u. Tabs, plus CD. [SP; 964]
ISBN 978-0-57999-964-5

Mandoline lernen, ohne sich von vornherein auf einen Stil festzulegen – diese Möglichkeit eröffnen die beiden Lehrhefte von Phil Berthoud. Gedacht für den absoluten Anfänger, wird alles rund um die Mando und ums Notenlesen erklärt. Anhand einfacher Melodien aus Japan, Frankreich und Spanien geht es anschließend daran, die ersten Stücke zu lernen. Wer das erste Heft erfolgreich durchgearbeitet hat, findet in Volume 2 eine anspruchsvollere Sammlung mit weiteren Liedern aus aller Welt. So kann jeder entscheiden, ob er doch zum Irish-Folker wird oder fortan lieber armenisch tremoliert.

Volker Dick

Bezug: go! www.spartanpress.co.uk

 

PHILIP JOHN BERTHOUD – Around the World in 80 Tunes Vol. 1

PHILIP JOHN BERTHOUD – Around the World in 80 Tunes Vol. 2


Kurz vor-gelesen


KAREN TWEED
Akkordeon – Eine umfassende, reich bebilderte Anleitung zum Akkordeonspielen
Inkl. Play-along-CD mit professionellen Playbacks

O. O.: Bosworth, 2011
40 S., mit zahlr. Noten u. Abb., plus CD. [Nur für Anfänger] [BOE; 7561]
ISBN 978-3-86543-669-6

HANS-GÜNHTER KÖLZ
Edith Piaf

Manching: Holzschuh, 2011
43 S., Noten m. Akkorden u. Text. [Akkordeon pur] [VHR; 1819]
ISBN 978-3-940069-4, ISMN 979-0-2013-0457-1

TOM RICHARDSON
Jigs, Reels and Fancy Feels Vol. 2 –
A Collection of 63 New and Exciting Tunes for Fiddle and Accordion

Laggan Bridge: Spartan Press Music Publishers, 2011
39 S. [SP; 1120]
ISMN 9789-0-57998-12-0-6

Drei Notenwerke für Akkordeon (und Fiddle) der ganz unterschiedlichen Art.

Das Heft von Karen Tweed ist eine Einführung in das Akkordeonspiel für absolute Anfänger. Es beginnt zunächst mit Grundlagen zum Instrumentenkauf, zur Geschichte des Instruments und gibt dann eine bildreiche Anleitung über die „Handhabung“ des Instruments. Danach gibt es ein bisschen Musiktheorie, und dann geht es ans Eingemachte. Und das alles auf vierzig Seiten! Alle Übungen sind auf der Begleit-CD zum Mit- oder Nachspielen enthalten.

Der Piaf-Band enthält acht ihrer bekanntesten Stücke im mittelschweren Arrangement von H.-G. Kölz. Alle Stücke sind notiert mit Melodie- und Bassstimme, Akkorden sowie dem Liedtext. Auch Tempohinweise fehlen nicht.

Und zum Dritten ein reines Notenheft mit Noten für das Akkordeon- und Fiddlespiel mit Stücken von Tom Richardson. Die Stücke sind gegliedert nach Taktarten: Viervierteltakt, Sechsachteltakt, Pipetunes (ohne Taktangabe), Dreivierteltakt und gemischte Taktarten („changing time signatures“). Den Noten vorangestellt sind knappe Erläuterungen des Autors zu den Stücken (insgesamt zwei Seiten), dann kommen die reinen Noten mit Akkordangaben. Da es sich um Kompositionen von Richardson handelt, wäre hier eine Begleit-CD sicher schön gewesen. Die kurzen Erläuterungen helfen aber vielleicht, die Stimmung der Lieder aufzunehmen.

Doris Joosten

Bezug: go! www.bosworth.de , go! www.holzschuh-verlag.de , go! www.spartanpress.co.uk

 

KAREN TWEED – Akkordeon

HANS-GÜNHTER KÖLZ – Edith Piaf

TOM RICHARDSON – Jigs, Reels and Fancy Feels Vol. 2

Update vom
09.02.2023
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