LABELPORTRÄT 54
Musikalische Genossen seit über zwanzig Jahren
No Masters
TEXT: MIKE KAMP
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Der
direkte Verkauf der CD an Interessierte
ist immer noch die beste Art, die Beziehung
zwischen Künstler und Publikum zu pflegen.
Künstler sind eigensinnig und faul! Eigensinnig müssen sie auch sein, denn wenn
sie keinen eigenen Sinn haben, dann können sie auch keine eigene Musik machen.
Faul hingegen müssten sie nicht sein, und trotzdem macht die übergroße Mehrheit
der Künstler auch der Folk- und Weltmusikszene nichts lieber, als sich einfach
in die mal netten, mal weniger netten Arme von Plattenlabels zu begeben. Dabei
geht es auch anders. Das wissen wir spätestens seit dem legendären deutschen und
musikereigenen Schneeball-Label von Embryo und Co. in den Siebzigerjahren. Dass
eine Plattenfirma auch als Kooperative funktioniert, beweisen seit zwanzig
Jahren einige englische Musiker und Musikerinnen, die keine Herrschaft über ihre
Kunst dulden wollten und daher ihrem Label den passenden Namen gaben: No
Masters.
Es geht um humanistische,
sozialistische, antifaschistische
und antikapitalistische Werte
und Traditionen.
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Es waren zwei explizit politisch denkende Herren aus dem Nordosten Englands, die
geprägt durch die Erfahrung der zerstörerischen Thatcher-Politik 1990 das
Bedürfnis hatten, die komplette Kontrolle über ihre künstlerische Arbeit zu
behalten – vom schöpferischen Moment des Schreibens über die Aufnahme und
Erstellung der CD bis hin zu deren Vertrieb (obwohl sie letzteren dann
schlussendlich doch in fremde, aber kompetente und kontrollierte Hände
übergaben). Die negativen Erfahrungen vieler Künstler, auch ihre eigenen, hatten
sie misstrauisch gemacht. Bis hin zum eigenen Verlag sollte alles selbstbestimmt
sein. John Tams war damals noch mit der Albion Band unterwegs, und Jim Boyes
befand sich gerade in der Zeit zwischen zwei A-cappella-Gruppen, Swan Arcade und
Coope, Boyes & Simpson. Hinzu kamen weitere Musiker, die einiges verband
– sie waren in Englands Nordosten beheimatet, sie kannten sich also, und
sie hatten ähnliche Vorstellungen, wie der Vorsitzende Ray Hearne meint: Diese
kleine Genossenschaftsfamilie hat gewisse gemeinsame Ideale, im Prinzip geht es
um humanistische, sozialistische, antifaschistische und antikapitalistische
Werte und Traditionen. Bis auf Chumbawamba, die sehen das bekanntermaßen mehr
aus der anarchistischen Perspektive.
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FOLKER auf Papier
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