FOLKER – Bill Monroe
 

  PRÄGENDER PATRIARCH

BILL MONROE

 

Bluegrass – der Blues der Weißen  

 

Mit Übervätern ist das so eine Sache: Sie werden bewundert und beneidet, vergöttert und verurteilt, honoriert und attackiert. Eines zumindest hat Bill Monroe, der Vater der Bluegrassmusik zeitlebens erfahren – Respekt. Und in den fünfzehn Jahren nach seinem Tod 1996 ist die Ehrfurcht vor dieser
BILL MONROE
US-amerikanischen Legende eher noch gewachsen. Am 13. September wäre Monroe hundert Jahre alt geworden.

TEXT: VOLKER DICK

CD-TIPP

Bei Bear Family Records sind mehrere Boxsets veröffentlicht worden, die das Gesamtwerk Bill Monroes von 1936 bis 1994 dokumentieren. go! www.bear-family.de

Vielfältig waren die Fähigkeiten Monroes. Er komponierte, war Bandleader, Lehrer und Zuchtmeister, Instrumentalist, Sänger, Unterhalter und Innovator. Es dürfte kaum eine andere Musikrichtung geben, deren Begründer so genau benannt werden kann. Nachdem die musikalische Partnerschaft als Monroe Brothers mit seinem Bruder Charlie 1938 zerbrach, formte Bill 1939 die Blue Grass Boys – damals noch ohne Banjo in der Besetzung. Den Namen wählte er als Reminiszenz an seinen Herkunftsstaat Kentucky, wo das Gras im Frühling blau blüht. Später dann wurde der Bandname zum Begriff für das ganze Genre. Monroe entwickelte mit den Blue Grass Boys ein Gemisch aus verschiedenen Strömungen, die er schon als Kind und Jugendlicher verinnerlicht hatte: „Die Melodien sind schön. Viele Songs erzählen wahre Geschichten – über die Liebe oder über das Leben der Menschen. Es finden sich in der Musik auch religiöse Elemente der Methodisten und Baptisten. Und viel Blues der Schwarzen aus dem Süden. Meine Vorfahren kommen aus Schottland. Wir hatten den Dudelsack in unserer Musik“, beschrieb er selbst sein Konglomerat aus irischen und schottischen Einflüssen, Gospelmusik, Blues und einer Spur Pop der New Yorker Tin-Pan-Alley-Songwriter.

BILL MONROE MIT DEN BLUE GRASS BOYS 1965

Bill Monroe mit den
Blue Grass Boys 1965
„Viele spielen heute überhaupt keinen Bluegrass mehr. Es ist ihr gutes Recht, ihre eigene Musik zu machen. Nur, kann ich dann nicht Bluegrass dazu sagen.“

Monroe seinerseits beeinflusste zahlreiche Künstler außerhalb des Bluegrass. Viele halten ihn für eine der prägendsten Persönlichkeiten in der Geschichte der US-amerikanischen Popmusik. Seine Bedeutung reicht hinein in die frühe Countrymusik, in Rockabilly, Rock, ins Folkmusikrevival der frühen Sechziger; es bewunderten ihn so gegensätzliche Künstler wie Frank Sinatra und Bob Dylan. Als logische Folge fand er Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame, wegen seines frühen Einflusses auf Musiker wie Elvis Presley, der für seine erste Single 1954 eine Version im Zweivierteltakt von Monroes Walzer „Blue Moon Of Kentucky“
BILL MONROE

aufnahm – und damit erfolgreich war. Natürlich fand Bill Monroe seinen Platz in der Country Music Hall of Fame, erhielt einen Grammy für sein Lebenswerk und die National Medal of the Arts. Damit steht er in einer Reihe mit weiteren Musikgiganten der USA wie Louis Armstrong, Duke Ellington und Hank Williams. Zu den Verehrern Monroes zählten Johnny Cash, Buddy Holly, Chuck Berry, unmittelbaren Einfluss hatte seine Musik beispielsweise auf Jerry Garcia von den Grateful Dead und Chris Hillman von den Byrds.

„Ich bin ein Bauer
mit Mandoline und
hoher Tenorstimme.“

Bill Monroe kam am 13. September 1911 als William Smith Monroe auf einer Farm in der Nähe von Rosine, Kentucky, auf die Welt, als jüngstes von acht Kindern der Eheleute Malissa und James Buchanan Monroe. Die Mutter gab offenbar ihre musikalische Begabung an die Kinder weiter, sie beherrschte mehrere Instrumente und sang. Ihr Bruder Pendleton „Pen“ Vandiver, Bills Onkel, beeindruckte auf der Fiddle, musizierte oft mit der Familie und pflanzte den Kindern sein breites Repertoire an Fiddletunes ins Gedächtnis ein.

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FOLKER
präsentiert:

GONZO FOLK UND FRAUENPOWER
DRITTES BLUEGRASS JAMBOREE STECKT GENREGRENZEN WEIT AB

DELLA MAE

Bill Monroes hundertster Geburtstag wird auch beim diesjährigen Bluegrass Jamboree nicht ohne Spuren bleiben – obwohl sich vor allem eine Band des Festivals recht weit von den musikalischen Wurzeln entfernt hat: die Deadly Gentlemen. Das Quintett spielt auf Bluegrassinstrumentarium akustische Musik mit heftigem Groove und derben Texten, geprägt von Einflüssen aus Hip-Hop, Rock und Funk. Die Musiker repräsentieren die nächste Generation des Genres, unter anderen mit Greg Liszt am Banjo, Gründungsmitglied von Crooked Still, und Sam Grisman am Bass, Sohn von Mandolinenvirtuose David Grisman. Alle fünf Gentlemen sind Meister an ihren Instrumenten und nutzen diese Fähigkeiten, etwas Neues auf die Bühnen zu stellen. Das wird ihnen nicht immer gedankt – etwa bei einem Festival im Süden der USA, wo sie vor aufgebrachten Traditionalisten Reißaus nehmen mussten. Dabei singen sie auch über die Romantik des Mondscheins und nicht nur Mörderballaden im „acoustic death metal style“ oder „gonzo folk“, wie sie es nennen.

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go! www.bluegrassjamboree.de

BLUEGRASS JAMBOREE (Festival of Bluegrass & Americana)
01.12.11 77-Offenburg, Reithalle
02.12.11 72-Reutlingen, Franz K
03.12.11 CH-Schaffhausen, Kammgarn
04.12.11 81-München, Amerikahaus
05.12.11 88-Ravensburg, Zehntscheuer
06.12.11 87-Kempten, Haus International
07.12.11 91-Roth, Kulturfabrik
08.12.11 84-Waldkraiburg, Haus der Kultur
09.12.11 53-Bonn, Harmonie
10.12.11 63-Dreieich, Bürgerhaus Sprendlingen
11.12.11 06-Lutherstadt-Eisleben, Landesbühne
12.12.11 CZ-Prag, Koppernik-Theater, Orea-Hotel Pyramida
13.12.11 34-Kassel, Schlachthof
14.12.11 99-Eisenach, Alte Mälzerei
15.12.11 44-Dortmund, Domicil
16.12.11 31-Hildesheim, Kulturfabrik Löseke
17.12.11 28-Stuhr, Gutsscheune Varrel
18.12.11 41-Kaarst, Albert-Einstein-Forum

Update vom
09.02.2023
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Dieser Text ist nur ein Auszug des Original-Artikels der Print-Ausgabe!

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