FOLKER
präsentiert:
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Liederfest 2011
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WENN DAS SCHEITERN NICHT WÄR
UTA
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KÖBERNICK
Lieder über die Dinge, wie sie aussehen und wie sie sind
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www.utakoebernick.ch
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DISKOGRAFIE:
Sonnenscheinwelt (Stalburg Theater Tonträgerei, 2007)
Auch nicht schlimmer (Kleingeldprinzessin Records, 2011)
UTA KÖBERNICK UNTERWEGS:
09.11.11 61-Bad Vilbel: Alte Mühle
10.11.11 03-Finsterwalde: Kellercafé
18.11.11 53-Bonn: Pantheon, Liederfest (mit Stoppok, G. Widmann)
03.12.11 74-Brackenheim: Kulturforum
08.-10.12.11 80-München: Theater im Fraunhofer
14.12.11 46-Oberhausen: Ebertbad (Damenbad, zu Gast bei Gerburg Jahnke)
02.02.12 LI-Vaduz: Schlösslekeller
14.02.12 CH-Winterthur: Casinotheater
17.02.12 79-Freiburg: Vorderhaus
25.02.12 74-Heilbronn: Kulturkeller
26.02.12 76-Karlsruhe: Orgelfabrik
27.02.12 60-Frankfurt: Stalburg Theater
13.-14.03.12 A-Graz: Theatercafé (mit Dota Kehr)
16.03.12 A-Linz: Posthof (m it Dota Kehr)
17.03.12 A-Gutenbrunn: Bühnenwirtshaus Juster (mit Dota Kehr)
19.03.12 A-Wien: Akkordeonfestival (mit Dota Kehr)
23.03.12 30-Hannover: GUT e. V. (mit Dota Kehr)
24.03.12 39-Magdeburg: Moritzhof (mit Dota Kehr)
29.03.12 CH-Zürich: Millers Studio (mit Dota Kehr)
30.03.12 CH-Luzern: Kleintheater (mit Dota Kehr)
12.04.12 CH-Zürich: Millers Studio
28.-29.05.12 10-Berlin-Friedrichshain: Zebrano-Theater
05.10.12 59-Lüdinghausen: Burg Lüdinghausen
09.11.12 90-Nürnberg: Burgtheater
14.12.12 A-Wien: Stadtsaal (mit Gunkl)
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In ihren Liedern und Geschichten sollte man das Unerwartete erwarten: Hier zeigt
der Mond seine Sonnenseite, der Hass tritt mit einem Lächeln ein, und das
Scheitern wird als Weg zum Erfolg gefeiert. Letzteres scheint sich bei Uta
Köbernick zu bestätigen, denn sie ist mehrfach gescheitert und wird doch am 18.
November im Bonner Pantheon-Theater mit dem Förderpreis 2011 der
Liederbestenliste ausgezeichnet.
TEXT:
STEPHAN GÖRITZ
Die junge Frau mit der roten Hochsteckfrisur schaut verschüchtert ins Publikum,
als wäre sie erstaunt, dass tatsächlich Menschen gekommen sind, um ihr
zuzuhören. Immer wieder blättert sie nervös in ihrer Manuskriptmappe.
Entscheidet sie wirklich erst auf der Bühne, welche Lieder und Zwischentexte sie
in welcher Reihenfolge präsentieren will? Das stünde im Widerspruch zur
Genauigkeit, mit der ihre Lieder gearbeitet sind. Uta Köbernick liebt die
Sprache und misstraut ihr zugleich. Deshalb klopft sie jedes Wort und jede
Redewendung so lange ab, bis sie plötzlich eine neue Bedeutung offenbaren. Oder
ist es die ursprüngliche Bedeutung, die wir schon lange nicht mehr wahrgenommen
haben, weil wir Sprache oft gedankenlos verwenden? Wenn zum Beispiel weniger
mehr sein soll, müsste doch nichts alles sein. Wenn die Sonne die ganze Welt
bescheint, sie also in eine Sonnenscheinwelt verwandelt, macht sie die Welt
damit auch zu einer Scheinwelt. Und die Wörter tapfer und mutig, die gern
als Synonyme verwendet werden, sagen keineswegs dasselbe. Tapfer nennt Uta
Köbernick im gleichnamigen Lied einen, der seine Krise stoisch erträgt. Er
sollte besser mutig sein und versuchen, seine Situation zu verändern.
Ich habe mich gewehrt,
erwachsen zu werden.
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Uta Köbernick hat ihre Situation oft verändert. Geboren 1976, wächst sie in der
DDR auf. Ihr Vater, ein Rundfunkjournalist, spielt in seiner Freizeit mehrere
Instrumente und macht den Quintenzirkel zum Gesprächsthema am Frühstückstisch.
So sieht es zunächst aus, als würde ihr Leben durch die klassische Musik
bestimmt werden. Mit sechs Jahren lernt sie Geige, später Klavier und Gitarre,
sie besucht in Berlin eine Spezialschule für Musik und singt im
Rundfunkkinderchor. Wer sich die alte DDR-Schallplatte mit dem Sandmännchenlied
auflegt, hört Uta Köbernicks Kinderstimme. Doch dann erwirbt sie sich in den
Augen der Erwachsenen den Titel schwieriges Mädchen. Mehrfach läuft sie weg,
das Abitur bricht sie ab, auch ihr Gesangsstudium an der Hochschule für Musik
Franz Liszt in Weimar. Ich habe mich gewehrt, erwachsen zu werden, sagt sie
heute. Wie sie im Interview kaum einen Satz beendet, ohne ihn zweimal neu zu
beginnen, bevorzugt sie auch im Leben Neuanfänge und Umwege. Ein wichtiger führt
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sie nach Zürich. Dort studiert sie Schauspiel an der Hochschule für Musik und
Theater (heute Zürcher Hochschule der Künste) und schließt diese Ausbildung 2004
wirklich ab. Anschließend spielt sie am Berliner Ensemble, will aber ihren
Vertrag – immerhin an einer führenden Bühne des Landes – nicht
verlängern, aus Angst, sie könnte wie manche Kollegen irgendwann im
Kantinen-Zynismus enden.
Wenn ich etwas
schwarz sehe,
will ich es nicht
mehr grau färben.
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Stattdessen sichtet sie die Lieder und aphoristischen Kurzgeschichten, die sich
in ihren Schubladen stapeln. Seit sie fünfzehn war, hat sie geschrieben, aber
erst mit dreißig bringt sie ihren ersten Soloabend heraus. Die Premiere wagt sie
im Berliner Zebrano-Theater, das mit seiner Intimität den besten Rahmen bietet
für Uta Köbernicks unprätentiöse Vortragsweise. Es wirkt fast privat, wenn sie
in ihren Liedern fragt, ob der Schein der Dinge nicht oft trügt. Ist die
Tütensuppe so lecker und gesund, wie sie auf dem Tütensuppentütenbild
aussieht? Und hat die Stewardess so viel Spaß daran, die Passagiere zu fragen,
ob sie Käse oder Schinken bevorzugen, wie ihr Lächeln suggeriert? Wer die
Künstlerin jetzt für naiv hält, weil er selbst ja nie auf solch durchsichtige
Alltagslügen hereinfallen würde, wird rasch eines Besseren belehrt, etwa wenn
Uta Köbernick lakonisch feststellt, dass Fremdgehen ihr nahegeht, nicht, weil da
einer fremdgeht, sondern weil da fremd einer geht.
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FOLKER auf Papier
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