Musikalisches
Aufräumen
mit Klischees
Oquestrada
Portugal kann auch
anders als Fado
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Es ist schön, dass
wir die Grenzen
zwischen den Völkern
überwinden, aber wir
sollten darüber nicht
unsere eigenen Wurzeln
verlieren.
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Man hat sich schon so an die melancholische Nationalmusik Portugals gewöhnt,
dass man derart lebensfrohe Klänge aus dieser Ecke Europas gar nicht erwartet
hätte. Doch die ehemaligen Straßenmusikanten von Oquestrada räumen mit allen
Fadoklischees auf.
TEXT:
SUZANNE CORDS
Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, Europa und der Welt zu zeigen, dass
es in Portugal mehr als Fado gibt, sagt Sängerin Marta Miranda kämpferisch.
Tasca Beat nennt die sechsköpfige Truppe ihr musikalisches Potpourri. Mit
proletarischem Glamour wirbelt sie kapverdische Morna und Funaná, Walzer,
Chanson, Balkan und Pop mit einem Hauch von Fado durcheinander und kreiert so
einen ganz eigenen Stil. In einem einzigen Song prallen Tango und Musette auf
Ska, Hip-Hop und Fado. Oquestrada nehmen sich die Freiheit und reißen alle
musikalischen Grenzen ein.
Wir machen Straßenmusik,
und ich singe so,
wie mir der Schnabel
gewachsen ist.
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Unser Land ist nicht mehr dasselbe wie vor vierzig, fünfzig Jahren. Es sind
viele Einwanderer nach Lissabon gekommen, sowohl aus dem Norden und dem Süden
Portugals, aber auch aus Brasilien, Osteuropa und Afrika, erklärt Miranda. Die
meisten von ihnen leben an der Peripherie der Hauptstadt, und alle haben ihre
eigene Musik mitgebracht. Almada heißt der Vorort, in dem sich die Kulturen
mischen. Er liegt auf der Südseite des Tejo, im Schatten der Cristo-Rei-Statue.
Die Musikalität dieses Portugals abseits des Touristenstroms in Lissabons
Altstadt einzufangen, ist das erklärte Ziel von Oquestrada. Die Menschen wohnen
eng aufeinander, aber oft wissen sie nichts voneinander. Wir wollen das ändern,
indem wir ihre Musikstile bündeln und damit das neue musikalische Gesicht
Portugals zeigen. Und so kreieren Oquestrada einen Sound, der von einem Land im
Umbruch erzählt. Ein Sound, der dem Fado zuzwinkert und die multikulturelle
Nachbarschaft der Vorstadt besingt.
Es ist wertvoller,
eine schöne Seele
als ein gutes
Aussehen zu haben.
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Auch die Band ist ein Spiegelbild der neuen Zeit. Marta Miranda selbst stammt
zwar aus Lissabon, zog aber mit neun Jahren mit ihrer Familie in den Süden
– wo das Stadtkind eine für sie neue und sehr ländliche Welt entdeckte.
Kontrabassist Jean Marc Pablo ist Franzose und wuchs im Pariser Vorort Bry sur
Marne auf. Trotzdem entwickelte er schon als Kind eine enge Beziehung zu
Portugal, stammten doch seine Nachbarn von dort. Jedes Jahr verbrachten sie
ihren Sommerurlaub in der Heimat; bei ihrer Rückkehr war das Auto dann voll
beladen mit Orangen und bacalhao, dem Stockfisch-Nationalgericht.
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