FOLKER – Rezensionen

Rezensionen INTERNATIONAL


ABSOLUTE ENSEMBLE
Arabian Nights – Live At Town Hall NYC

(Enja ENJ-9571 2/Soulfood Music, go! www.absoluteensemble.com )
12 Tracks, 70:46, mit engl. u. franz. Infos

Die kluge Kollaboration der Kulturen wurde kurz nach 9/11 in Bremen uraufgeführt, 2007 in New York live eingespielt und erscheint zehn Jahre nach der New Yorker Katastrophe nun bei Enja in München. Das zwölfköpfige, 1993 gegründete Absolute Ensemble vollzieht seine kammermusikalische Auseinandersetzung mit dem Orient mit vier ausgezeichneten Solisten. Besonders leuchten die Soloparts Marcel Khalifes (Kurzhalslaute Ud) und des Grenzgängers Daniel Schnyder (Saxofon), der seine Jugend in Damaskus verbrachte. Der Konzertmitschnitt beinhaltet auch eine viersätzige Suite für die Rohrflöte Ney, die Daniel Schnyder für den Virtuosen Bassam Saba schrieb. Das Absolute Ensemble nimmt seine Aufgabe ernst, auch im Einsatz angemessener, oft rauer Harmonien, die wie ein polyfoner Widerhall der Vierteltöne der arabischen Musik anmuten. Zarte, bedächtige Passagen wechseln mit lauten Eruptionen. Das Ergebnis überzeugt auch, weil beim Hören die Mühen auf dem Weg zum hohen künstlerische Niveau dieser inspirierten Begegnung nicht wahrzunehmen sind. Die Liveaufnahme klingt gut, nur das gelegentliche Mitklatschen des Publikums und eine Mitsingeinlage lassen den Gedanken an eine Studioproduktion aufkommen.

Birger Gesthuisen

 

ABSOLUTE ENSEMBLE – Arabian Nights – Live At Town Hall NYC


BUKHARA TRIO
Bukahara Trio

(Bukahara Trio CD1015, go! www.bukahara.com )
11 Tracks, 53:30

Das erste Album dieser – noch – überwiegend als Straßenmusiker aktiven Band startet mit einem Paukenschlag. Fantastische Stimme, schönes Lied, atmosphärische Produktion. Der Sänger ist Soufian Zoghlami, der zudem noch Gitarre und Percussion beiträgt. Er prägt die entspannt dahinfließenden Stücke mit Reggaetouch, die allesamt auf Englisch gesungen sind, mit viel natürlicher Seele und Nonchalance. Den anderen Teil des Albums, deutlich osteuropäischer, von Klezmer durchzogen, übernimmt Daniel Avi Schneider mit deutschem Gesang und Geige, auch die beiden Cover „Mandera Hijaz/Jovano Jovanke“ und „Bey mir“ gehen in dies Richtung. Somit zerfällt das Album in zwei irritierend unterschiedliche Teile, die zwar klanglich miteinander verbunden sind, aber eigentlich wie zwei Bands klingen. Der gemeinsame Klang ist ganz und gar akustisch, hier und da gibt es etwas Percussion oder einige dezente Bläser. Der Gesang ist zwei- und dreistimmig, da auch Kontrabassist Ahmed Eid singt, das Zusammenspiel traumwandlerisch sicher. Sollten die drei der Strassenmusik weiterhin treu bleiben, wünscht man sich doch noch einen späten Sommer – auf dass man ihnen noch mal an der nächsten Eisdiele begegnet.

Dirk Trageser

 

BUKHARA TRIO – Bukahara Trio


ENSEMBLE FISFÜZ
Ashuré

(Pianissimo Musik PM 0922/Edel, go! www.fisfuez.de )
11 Tracks, 61:41, mit 20-seitiger dt.-türk.-engl. Textbeilage

Ein hinreißendes Stück Orient entwirft das Trio Fisfüz. Souverän schöpft es die Möglichkeiten eines kleinen Instrumentatriums aus: von Klarinette bzw. Bassklarinette (Annette Maye), Gitarre und Oud (Gürkan Balkan) und den diversen Percussioninstrumenten Murat Coskuns und seines indischen Kollegen Ramesh Shotham als einzigem Gast. Das Trio reifte in sechzehn Jahren heran und ist dabei im besten Sinne der Tradition entwachsen, die Eigenkompositionen, aus denen ihr vorliegendes fünftes Album ausschließlich besteht, sind Ausdruck einer konsequenten Entwicklung versierter Musiker. Viele originelle Einfälle, feine Verzierungen, fantasievolle Variationen und das Ausschöpfen des Klangspektrums ihrer Instrumente machen das Album zu einem kleinen Kunstwerk. Der Orient wird dabei nicht puristisch gefasst, sondern zu einer weiten Rahmenklammer, in der sich auch mal eine beswingte Klarinette austoben kann oder eine Gitarre einen Hauch Flamenco versprüht, vom Unisonospiel über melodische Wendungen bis zum Kontrapunkt reicht das Spektrum. Die süße Nachspeise „Ashure“, die dem Album den Titel gab, braucht 7, 12 oder gar 41 Zutaten. Das Album benötigte nur drei gut aufeinander eingestellte Musiker.

Birger Gesthuisen

 

ENSEMBLE FISFÜZ – Ashuré

Update vom
09.02.2023
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