5 Minuten mit...
Johan Meijer
Ein fliegender Holländer mit Kurs nach Osten
Mit seinem niederländischen Akzent erinnert er an Herman van Veen oder die Bots.
Doch Johan Meijer ist keiner der Singer/Songwriter im üblichen Sinne. Seit
Jahren sucht er nach Liedern, um sie über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu
machen: Wir haben oft die gleichen Münzen in der Tasche, aber die Musik der
anderen Europäer kennen wir kaum. Dabei übersetzt er deutschsprachige Songs ins
Holländische oder Lieder anderer Kulturen ins Deutsche, singt eigene Titel in
verschiedenen Sprachen oder lässt vergessene Volkslieder auferstehen. Bester
Beweis dafür ist sein aktuelles Album Europeana – Raum & Zeit,
das in die Vierteljahresbestenliste 2/2011 des Preises der deutschen
Schallplattenkritik aufgenommen und im April 2011 zur CD des Monats der
Liederbestenliste gekürt wurde.
TEXT: REINHARD PFEFFI STÄNDER
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Zum blauen Tuch mit
gelben Sternen hat jedes Land die eigenen Lieder.
Johan Meijer ist mit Jahrgang 1951 noch geprägt von der
Woodstock/Waldeck-Generation, der engagiertes Liedgut gegen Krieg und Intoleranz
wichtiger war als private Problemchen. Er selbst ist kein Profimusiker. Mit
seiner Frau, der Historikerin und Übersetzerin Diete Oudesluijs, wohnt er
abwechselnd in Amersfoort (Niederlande) und Berlin und ist als IT-Spezialist,
Wirtschaftswissenschaftler, Dolmetscher und Projektberater tätig. In den
Achtzigerjahren lebte er in Westberlin und nutzte diese Zeit auch, um
Liedfestivals und Bluesmessen im Osten der Stadt zu besuchen. Durch berufliche
Kontakte nach Warschau und Leningrad lernte er die dortige Liedszene um
Vissotski, Okudshawa oder Marek Grechuta kennen und schätzen. Als deutscher
Holländer setzte er sich mit historischen Themen wie holländischen
Zwangsarbeitern in Deutschland oder dem Krieg in Osteuropa auseinander, führte
Gespräche mit Überlebenden. Das beeinflusste seine eigenen Lieder, die neben
Interpretationen fremder Kompositionen wie De Veensoldaten (Die
Moorsoldaten) auf seinen Alben Stenen Man oder Von der Maas bis an die Memel
zu hören sind. In späteren Jahren widmete er sich Liedermachern wie Brel, José
Afonso oder Gerhard Gundermann. Letzterem widmete er eine komplette CD auf
Holländisch: Hondsdraf; zwei Songs des Lausitzers befinden sich auch auf dem
Europeana-Album. Den Gundermann-Song Schwarze Galeere übersetzte Meijer mit De
Vliegende Hollander. An dem ostdeutschen Künstler faszinierte ihn außer dessen
außergewöhnlichen Liedern, dass er neben seiner Musik voll berufstätig war.
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