FOLKER – Rezensionen

Rezensionen AFRIKA


DEBADEMBA
Debademba

(Naïve 3298498222111, Indigo, go! www.myspace.com/debademba )
Promo-CD, 15 Tracks, 72:27

Schon der erste Höreindruck bestätigt, was der Band um Abdoulaye Traoré und Mohamed Diaby nachgesagt wird: Dass sie in den Arbeiter- und Migrantenvierteln von Paris momentan als die „Überflieger“ der Szene zu betrachten sind. Die beiden Köpfe des Ensembles hatten sich in den einschlägigen Cafés und Klubs mit ihrem breit gefächerten Repertoire und ihrer offenbar unwiderstehlichen Bühnenpräsenz durchgeboxt. Im erweiterten Bandformat optimieren sie den eigenständigen Sound nun noch. Debademba bedeutet in der Sprache der Bambara in etwa „Großfamilie“, und so heterogen die Besetzung auch sein mag, so homogen kommt dieses Debütalbum herüber. Faszinierend die unglaublich prägnante und beseelte Stimme Diabys, Sohn der bekannten ivorischen Griotte Koumba Kouyaté. Seinen Gegenpart, den aus Burkina Faso stammenden Gitarristen Traoré, hat er erst 2009 in Paris kennengelernt. Es erstaunt, wie harmonisch beide ihre Lieder zusammenführen und mit unterschiedlichsten Rhythmen versehen. Da ertönen Mandinge-Musik und Afrofunk, auch maghrebinische und äthiopische Klänge. „Kiéfali“ überrascht mit Bluesrock à la ZZ Top, mit Afrosalsa werden O-Töne des ermordeten Präsidenten Sankara unterlegt.

Roland SchmittPromo-CD, 15 Tracks, 72:27

 

DEBADEMBA – Debademba


EBO TAYLOR
Life Stories – Highlife & Afrobeat Classics 1973-1980

(Strut STRUT072/Al!ve, go! www.ebotaylor-loveanddeath.com )
Promo-Do-CD, 16 Tracks, 99:11

Wieso ist der nicht bekannter? Der ghanaische Gitarrist und Produzent Ebo Taylor hat in den Siebzigern ähnlich wie Fela Kuti traditionelle Elemente mit Funk gemischt. Letztes Jahr ist das erste Album des mittlerweile 75-Jährigen seit Jahrzehnten erschienen, Love And Death. Da war dann überall die Rede vom „legendären“ Ebo Taylor. Dass er seinerzeit wirklich verblüffende Werke geschaffen hat, können wir nun mit seiner zweiten internationalen Veröffentlichung nach Love And Death nachvollziehen: Life Stories versammelt Aufnahmen von 1973 bis 1980, teils von Soloalben, teils von unterschiedlichsten Nebenprojekten. Alle Stücke werden von durchgehend wie geloopt wiederholten Riffs bestimmt, entweder von Bläsern oder vokal vorgetragen. Mit den darunter ausgebreiteten Highlife- und Afrobeatrhythmen und der obligatorisch dazu flirrenden Orgel ergibt das unwiderstehliche Grooves, die endlos weiterschnurren könnten. Taylors Gitarrenspiel bleibt meist dezent, setzt aber mit Wah-Wah-Effekten und Funkriffs ungewohnte Akzente. Und auch die Tracks, bei denen durchgängig nur zwischen gerade mal zwei Akkorden hin- und hergewechselt wird, sind viel zu schnell zu Ende. Die Entdeckung des Jahres.

Gunnar Geller

 

EBO TAYLOR – Life Stories


YACINE & THE ORIENTAL GROOVE
Parabòlic

(Kasba Music KM00111/Galileo MC, go! www.yacineorientalgroove.com )
10 Tracks, 37:43, mit arab. u. katal. Texten

Das neue Projekt von Yacine Belahcene Benet zielt, auch nach eigenem Verständnis, eindeutig in Richtung Arab Rock. Sänger Yacine zählt seit Jahren in Spanien, genauer in Katalonien, zu den Stars der vor allem in Barcelona verankerten Mestizoszene. Inzwischen hat er die beliebte Band Cheb Balowski verlassen und mit The Oriental Groove sein eigenes Ding gegründet. Als kongenialer Partner, auch in Sachen Produktion, steht ihm der Grieche Yannis Papaioannou, ex Orquestra Arab de Barcelona, seines Zeichens Saitenvirtuose, insbesondere E-Laute, Saz, Bouzouki zur Seite. Das Sextett lässt es wahrlich krachen, dafür sorgt schon die Rhythmussektion mit E-Gitarren, E-Bass und Schlagzeug, die auch ein mehr als ordentliches Hardrocktrio abgeben könnte. Die Struktur der Songs, ihre Melodien und ihre Rhythmik, verweisen letztlich auf die arabisch-maghrebinischen Wurzeln. Die katalanischen Infos lassen erahnen, worum es inhaltlich geht: im Titelsong zum Beispiel um die Satellitenschüsseln, die für Informationen regionale Grenzen überwinden helfen, und natürlich um das Dauerthema Migration. Ein sehr dynamisches Opus, bei dem man kaum still sitzen kann.

Roland Schmitt

 

YACINE & THE ORIENTAL GROOVE – Parabòlic

Update vom
09.02.2023
Links
go! Home
go! Vorige Rezis
go! Nächste Rezis
FOLKER auf Papier
Dieser Artikel ist ein Beispiel aus der Print-Ausgabe!
Bestelle sie Dir! Einfach das
go! Schnupper-Abo! bestellen und drei Ausgaben preiswert testen. Ohne weitere Verpflichtung!
Oder gleich das
go! Abo ?