HEIMSPIEL
Jeden Dienstag- und Donnerstagabend machen sich die vier Mitglieder der Liedermacherband Sie sind Sie auf den Weg in den tiefsten Osten Berlins. Dort, im Industriegebiet des Bezirks Marzahn-Hellersdorf, das sich von den Folgen der Wende wohl niemals erholen wird, ist entgegen dem allgemeinen Trend etwas komplett Neues entstanden: eine Musikfabrik der besonderen Art, die in einem sechsstöckigen Plattenbau residiert. Doch bis das heute selbstverwaltete Projekt in trockenen Tüchern war, galt es, einige Schwierigkeiten zu überwinden und einflussreiche Entscheider zu überzeugen. TEXT: SABINE FROESE
Das Orwo-Haus, Hauptstadtniederlassung und zugleich eine der Produktionsstätten des ostdeutschen Filmherstellers Orwo (Original Wolfen), ging nach dem Ende der DDR 1990 zunächst an die Treuhandanstalt über, die es für mehrere Jahre leer stehen ließ und später gewerblichen Mietern zur Verfügung stellte. Ende der 1990er-Jahre mieteten sich auch erste Bands in dem Gebäude ein, das aufgrund der relativ abgeschiedenen Lage perfekte Bedingungen zum Proben bot. Als Bauamt und Feuerwehr allerdings im Jahr 2004 schwerwiegende Brandschutzmängel ausmachten, wurde allen Mietern fristlos gekündigt. Doch die inzwischen über vierhundert eingemieteten Musiker, die ihre Proberäume zum Teil sehr aufwendig eingerichtet hatten, wollten diese Entscheidung nicht hinnehmen. Mit medienwirksamen Protesten und öffentlicher Unterstützung, unter anderem vom damaligen Berliner Kultursenator Thomas Flierl, erreichten sie, dass der Trägerverein Musikfabrik Orwo-Haus e. V. der Treuhand-Nachfolgerin TLG die Immobilie 2005 abkaufen konnte. ... mehr im Heft
Alle zwei Jahre im August findet in Altdorf das dreitägige Musikfestival Alpentöne statt, bei dem Gruppen aus allen Alpenländern auftreten. So vielfältig der Kulturraum dieser Länder ist, so unterschiedlich tönt deren Musik: Von Okzitanien über die Schweizer Alpen, Bayern, Tirol, vom Piemont über die Lombardei bis nach Slowenien haben alle Regionen ihre eigene Musiktradition. Das Festival bietet eine einmalige Gelegenheit, das reichhaltige, zeitgenössische Musikschaffen mit Alpenbezug kennenzulernen. TEXT: MARTIN STEINER Gibt es das überhaupt, Alpentöne? Johannes Rühl, seit 2009 künstlerischer Leiter des Alpentöne-Festivals, meint zu dieser Frage: Natürlich gibt es das nicht. Aber das ist der Punkt, der das Festival so interessant macht. Die Tradition der Alpen ist ja vielfach gebrochen, sie wurde allzu oft verklärt und überhöht. Wir finden aber auch heute noch viel Authentisches vor. Unser Thema ist aber eigentlich mehr die aktuelle musikalisch-akustische Neudefinition der Alpen, ihre Vielfalt, das Durcheinander, die vielen Ideen und Bezüge. Die Bandbreite der Musik des Alpenraums ist enorm und der Umgang mit der eigenen Musiktradition sehr unterschiedlich. Die Schweizer gehen die Sache sehr ernsthaft an, die Deutschen fallen schnell ins Kabarettistische, und die Österreicher schwelgen gerne in Nostalgie und Wehmut. Da erstaunt es nicht, dass bei diesen diversen Anschauungen Musiker aus den verschiedenen Alpenländern kaum zusammenarbeiten. Das Festival bietet ihnen eine Plattform für den Austausch von Ideen. ... mehr im Heft
Wenn ein paar honorige Bürger – zum Beispiel ein Sparkassendirektor, ein Bürgermeister und ein Lehrer – anlässlich eines Traditionsfestes bei Bier, Saft oder (Apfel-)Wein feiernd zusammenhocken, dann kann es schon mal vorkommen, dass sie ihren Fantasien freien Lauf lassen und jeder ein paar Ideen beisteuert, wie das eigene Städtchen attraktiver zu gestalten sei. So ähnlich war es in Venne im Osnabrücker Land vor dreizehn Jahren, und ganz genau so trug es sich, ebenfalls vor dreizehn Jahren, im oberhessischen Grünberg zu. Schnapsideen können mitunter sehr fruchtbar sein. TEXT: KAI ENGELKE Einen Vorschlag gut zu finden und ihn dann auch tatsächlich zu realisieren – das sind allerdings zwei Paar völlig verschiedene Schuhe. Dann mach mal!, forderte man den Lehrer Manfred Albrecht auf, nachdem der sich für ein alljährlich stattfindendes Folkfestival im idyllischen Fachwerkstädtchen Grünberg bei Gießen stark gemacht hatte. Fortan hatte der arme Mann das kleine, aber feine Festival – sprich: die Hauptverantwortung – an der Backe. Inzwischen sind zwölf dreitägige Veranstaltungen erfolgreich über die Bühne gegangen. Pro Festival kamen zunehmend mehr, im Schnitt etwa dreitausend Besucher nach Grünberg, um auf zwei Open-Air-Bühnen, in zwei Kirchen, im Kloster und in zwei Kneipen die unterschiedlichsten Bands und Einzelinterpreten aus einem wirklich weit gefächerten Spektrum weltmusikalischer Genres zu sehen und zu hören. ... mehr im Heft |
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