GASTSPIEL
Von einer Schnapsidee zur weltweiten Expertenhitparade
Jubiläumsansprache zum zwanzigsten Geburtstag der World Music Charts Europe
VON JOHANNES THEURER*
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Autoreninfo:
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*JOHANNES THEURER ist Musikredakteur beim Rundfunk Berlin-Brandenburg,
Mitbegründer von Radio Multikulti und Musikaggregator für www.europeana.eu
Die aktuellen World Music Charts Europe finden sich auf dieser Webseite
sowie natürlich auf www.wmce.de
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Heutzutage hat ja alles seinen Geburtstag. Kaffee und Kuchen werden bei
Jahrestagen von Gebäuden, Behörden oder Einrichtungen gereicht. Manche
Erkenntnis wird dabei im Rückblick gewonnen. Den Versuch könnte es also wert
sein, für so etwas Virtuelles wie eine Hitparade die Jubiläumsansprache zu
halten.
Verehrte Festgemeinde! (Nur die abgedroschene Begrüßung verleiht dem Moment
Würde.) Aus Anlass des zwanzigsten Geburtstages darf ich Sie zunächst mit der
offiziellen Geschichte des Jubilars vertraut machen. Er heißt und hieß seit
seinem Anfang im Mai 1991 World Music Charts Europe, kurz WMCE. Das ist eine
auf Radioeinsätze gestützte Expertenhitparade, die aktuell in elf Staaten
nachgedruckt wird und auf circa fünfzig Websites online steht. Große und kleine
Erfolgsgeschichten verbinden sich mit den WMCE. Auf Anhieb fällt mir der
schlagartige Aufstieg von Habib Koité ein. Auch Mariem Hassan aus Mauretanien
haben die ersten Plätze und das viele Airplay durch die Charts genutzt. Wer mit
seinem Album einmal in den Top Ten gelandet ist, weiß, welche Wucht die WMCE
erzeugen können. Bis heute verkörpern sie das wohl mächtigste Marketingwerkzeug
in der Weltmusikszene.
Die Hitparade war
ein trojanisches
Pferd, ein Vorwand.
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Deshalb, liebe Anwesende, lasst uns auf die Anfänge schauen. Elf Moderatoren
regelmäßiger Weltmusiksendungen in elf Ländern bildeten im Mai 1991die erste
Jury. Nach einem Jahr kamen weitere Kolleginnen und Kollegen dazu. Heute
entscheiden in 25 europäischen Staaten konstant etwa fünfzig Programmmacher.
Einmal im Monat schicken die Moderatoren und Radio-DJs eine Liste mit den zehn
am häufigsten gespielten CDs nach Berlin. Dort errechnet eine Datenbank aus den
durchschnittlich 170 nominierten Titeln die Top Ten, die dann auf einem
Farbdruck an Musikprofis (Labels, Medien, Veranstalter, Agenten etc. in sechzig
Ländern) geschickt wird. Online (www.wmce.de) sind die WMCE auch als Top Twenty
zu abonnieren (www.wmce.de/newsletter). Europa wie im Bilderbuch, ohne Proporz,
in freundschaftlicher Verbundenheit, kollegial, multikulturell.
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