DER SINGENDE SPIELER
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CHIP TAYLOR
Americana aus der New Yorker Vorstadt
Seine Brüder sind der Schauspieler Jon Voight, bekannt unter anderem als
Bösewicht in Mission Impossible, und der Geologe Barry Voight, dessen
Grundlagenforschung die Voraussage von Vulkanausbrüchen verbessern half. James
Wesley Voight machte unter dem Namen Chip Taylor als Musiker Karriere. Wild
Thing, I Cant Let Go und Angel Of The Morning sind nur einige wenige
Beispiele aus der langen Liste von Erfolgstiteln, die Taylor für andere Musiker
geschrieben hat. Er selbst hat in den vergangenen dreißig Jahren knapp zwanzig
eigene Alben veröffentlicht. Seine neue CD Rock And Roll Joe ist gerade
erschienen.
TEXT: MICHAEL KLEFF
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Chip Taylor wurde 1940 in dem kleinen Örtchen Yonkers im Norden von New York
City geboren. Aufgewachsen mit Countrymusik, spielte er schon als Teenager in
Rockabillybands. Obwohl Taylor sein erstes Geld in den Fünfzigerjahren als
Golfprofi verdiente, gewann seine Liebe für die Musik schnell die Oberhand
– in eigener Sache und auch als Songwriter für andere Künstler. Die
Vorstellung für andere Songs zu schreiben, wurde auf einmal ganz wichtig für
mich. Irgendwie bedeutete mir das noch mehr, als Singer/Songwriter zu sein. Es
war eine Herausforderung, etwas zu komponieren, was andere Musiker aufnahmen.
ICH WILL NICHT BEWUSST
DARÜBER NACHDENKEN,
ÜBER WAS ICH SCHREIBE.
ICH VERLIERE MICH IN
KLÄNGEN UND GEFÜHLEN,
DIE ICH BEI WORTEN
EMPFINDE. ES HAT
WENIGER MIT IHRER
BEDEUTUNG ZU TUN.
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Nachdem Chip Taylor seinen ersten Scheck über dreißig Dollar für Just A Little
Bit Later On Down The Line bekommen hatte, einen Countryhit für Bobby Bare,
produzierte er ein erfolgreiches Stück nach dem anderen. Angel Of The Morning
für P. P. Arnold, I Cant Let Go für die Hollies, Try (Just A Little Bit
Harder) für Janis Joplin und natürlich das sexuell anzügliche Wild Thing, mit
dem die Troggs die Hitparaden stürmten. Wobei Taylor anders als die meisten
Songwriter jener Jahre gar nicht wissen wollte, für wen seine Kompositionen
gedacht waren. Ich wollte einfach ganz in meiner Welt sein. Meine Leute
wussten, dass sie mir nie sagen sollten, wer der Auftraggeber für einen Song
war. Ich wollte nur schreiben, was ich gerade fühlte. Ich erinnere mich, dass
eines Tages mein Verleger dann doch zu mir kam und sagte, dass Jackie DeShannon
einen Song von mir haben wollte. Und obwohl es ja ganz gegen meine Einstellung
war, fühlte ich mich doch geehrt und schrieb I Can Make It With You für sie.
MIR WURDE BEWUSST,
WIE SEHR ICH DIE
MUSIK LIEBTE.
WOBEI MIR EINS
SOFORT KLAR WAR:
ICH MUSSTE MIT DEM
SPIELEN AUFHÖREN.
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Chip Taylor war in jenen Jahren jedoch nicht nur als Songwriter erfolgreich.
Ich war ein Spieler, ich wettete bei Pferderennen. Ich habe dafür hart
gearbeitet, und ich liebte es. Morgens schrieb ich meine Songs. Und dann ging
ich zum Pferderennen. Ich habe nicht nur einfach auf irgendein Pferd gesetzt.
Ich betrieb das ganze wie eine Wissenschaft. Ich machte kein Vermögen damit,
aber ich gewann regelmäßig. Es war verrückt. Die ganze Zeit, auch als ich Wild
Thing und Angel Of The Morning schrieb, habe ich auf Pferde gewettet. Wobei
der Musiker für seine Spielleidenschaft und seine Musik ganz unterschiedliche
Herangehensweisen pflegte. Wenn ich einen Song schreibe, versuche ich meinen
Verstand völlig auszuschalten, erklärt Chip Taylor. Ich will nicht bewusst
darüber nachdenken, über was ich schreibe. Ich verliere mich in Klängen und
Gefühlen, die ich bei Worten empfinde. Es hat weniger mit ihrer Bedeutung zu
tun. Erst am Ende des Prozesses komme der Verstand wieder ins Spiel. Wenn er
zur Rennbahn ging, sei er genau andersherum vorgegangen. Du sammelst zunächst
Informationen und Daten, um eine richtige Entscheidung zu treffen. Und am Ende
lässt du dich dann – wie beim Songschreiben – von deinen Gefühlen,
aber auf der Basis der analysierten Fakten treiben. Damit war er durchaus
erfolgreich – sowohl auf der Rennbahn als auch im Musikgeschäft.
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