FOLKER – Chip Taylor

DER
SINGENDE
SPIELER

CHIP TAYLOR

Americana aus der
New Yorker Vorstadt

Seine Brüder sind der Schauspieler Jon Voight, bekannt unter anderem als Bösewicht in Mission Impossible, und der Geologe Barry Voight, dessen Grundlagenforschung die Voraussage von Vulkanausbrüchen verbessern half. James Wesley Voight machte unter dem Namen Chip Taylor als Musiker Karriere. „Wild Thing“, „I Can’t Let Go“ und „Angel Of The Morning“ sind nur einige wenige Beispiele aus der langen Liste von Erfolgstiteln, die Taylor für andere Musiker geschrieben hat. Er selbst hat in den vergangenen dreißig Jahren knapp zwanzig eigene Alben veröffentlicht. Seine neue CD Rock And Roll Joe ist gerade erschienen.

TEXT: MICHAEL KLEFF

Chip Taylor

go! www.myspace.com/chiptaylorsolo
go! www.trainwreckrecords.com
go! www.rnrjoe.com

AUSWAHLDISKOGRAFIE:
Gasoline
(Buddah Records, 1971)
Hit Man
(Gadfly/Train Wreck, 1996)
Seven Days in May … A Love Story
(Train Wreck, 1998)
Unglorious Hallelujah/Red, Red Rose and Other Songs
(Train Wreck/Rounder Europe, 2006)
Live from the Ruhr Triennale October 2005
(mit Carrie Rodriguez; 2008)
Yonkers, NY
(Train Wreck, 2009)
Rock And Roll Joe
(mit John Platania, Kendel Carson et al.; Train Wreck/Inakustik, 2011)

Rock And Roll Joe

Chip Taylor

Chip Taylor wurde 1940 in dem kleinen Örtchen Yonkers im Norden von New York City geboren. Aufgewachsen mit Countrymusik, spielte er schon als Teenager in Rockabillybands. Obwohl Taylor sein erstes Geld in den Fünfzigerjahren als Golfprofi verdiente, gewann seine Liebe für die Musik schnell die Oberhand – in eigener Sache und auch als Songwriter für andere Künstler. „Die Vorstellung für andere Songs zu schreiben, wurde auf einmal ganz wichtig für mich. Irgendwie bedeutete mir das noch mehr, als Singer/Songwriter zu sein. Es war eine Herausforderung, etwas zu komponieren, was andere Musiker aufnahmen.“

„ICH WILL NICHT BEWUSST
DARÜBER NACHDENKEN,
ÜBER WAS ICH SCHREIBE.
ICH VERLIERE MICH IN
KLÄNGEN UND GEFÜHLEN,
DIE ICH BEI WORTEN
EMPFINDE. ES HAT
WENIGER MIT IHRER
BEDEUTUNG ZU TUN.“

Nachdem Chip Taylor seinen ersten Scheck über dreißig Dollar für „Just A Little Bit Later On Down The Line“ bekommen hatte, einen Countryhit für Bobby Bare, produzierte er ein erfolgreiches Stück nach dem anderen. „Angel Of The Morning“ für P. P. Arnold, „I Can’t Let Go“ für die Hollies, „Try (Just A Little Bit Harder)“ für Janis Joplin und natürlich das sexuell anzügliche „Wild Thing“, mit dem die Troggs die Hitparaden stürmten. Wobei Taylor anders als die meisten Songwriter jener Jahre gar nicht wissen wollte, für wen seine Kompositionen gedacht waren. „Ich wollte einfach ganz in meiner Welt sein. Meine Leute wussten, dass sie mir nie sagen sollten, wer der Auftraggeber für einen Song war. Ich wollte nur schreiben, was ich gerade fühlte. Ich erinnere mich, dass eines Tages mein Verleger dann doch zu mir kam und sagte, dass Jackie DeShannon einen Song von mir haben wollte. Und obwohl es ja ganz gegen meine Einstellung war, fühlte ich mich doch geehrt und schrieb ‚I Can Make It With You‘ für sie.“

„MIR WURDE BEWUSST,
WIE SEHR ICH DIE
MUSIK LIEBTE.
WOBEI MIR EINS
SOFORT KLAR WAR:
ICH MUSSTE MIT DEM
SPIELEN AUFHÖREN.“

Chip Taylor war in jenen Jahren jedoch nicht nur als Songwriter erfolgreich. „Ich war ein Spieler, ich wettete bei Pferderennen. Ich habe dafür hart gearbeitet, und ich liebte es. Morgens schrieb ich meine Songs. Und dann ging
Chip Taylor, John Platania und Kendel Carson
ich zum Pferderennen. Ich habe nicht nur einfach auf irgendein Pferd gesetzt. Ich betrieb das ganze wie eine Wissenschaft. Ich machte kein Vermögen damit, aber ich gewann regelmäßig. Es war verrückt. Die ganze Zeit, auch als ich ‚Wild Thing‘ und ‚Angel Of The Morning‘ schrieb, habe ich auf Pferde gewettet.“ Wobei der Musiker für seine Spielleidenschaft und seine Musik ganz unterschiedliche Herangehensweisen pflegte. „Wenn ich einen Song schreibe, versuche ich meinen Verstand völlig auszuschalten“, erklärt Chip Taylor. „Ich will nicht bewusst darüber nachdenken, über was ich schreibe. Ich verliere mich in Klängen und Gefühlen, die ich bei Worten empfinde. Es hat weniger mit ihrer Bedeutung zu tun.“ Erst am Ende des Prozesses komme der Verstand wieder ins Spiel. Wenn er zur Rennbahn ging, sei er genau andersherum vorgegangen. „Du sammelst zunächst Informationen und Daten, um eine richtige Entscheidung zu treffen. Und am Ende lässt du dich dann – wie beim Songschreiben – von deinen Gefühlen, aber auf der Basis der analysierten Fakten treiben.“ Damit war er durchaus erfolgreich – sowohl auf der Rennbahn als auch im Musikgeschäft.

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Update vom
09.02.2023
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Dieser Text ist nur ein Auszug des Original-Artikels der Print-Ausgabe!

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